Mittelschwaebische Nachrichten

Er ist der Favorit für den Audi-Chefsessel

Volkswagen hat mit Markus Duesmann schon wieder einen Manager von BMW abgeworben. Der 49-Jährige genießt in der Branche hohes Ansehen

- Foto: dpa Stefan Stahl

Wenn Münchner die Schnauze richtig voll haben, sagen zumindest echte Vertreter dieser Spezies: „Langsam langt’s.“Im Umkreis des in der Landeshaup­tstadt sitzenden BMW-Konzerns war diese Unmutsbeku­ndung am Dienstag öfter zu hören. Spitz hieß es auch in Richtung der VWMannen nach Wolfsburg, nachdem diese schon wieder einen Top-Manager des Autobauers von der Isar abgeworben haben: „Wir freuen uns ja, dass wir die Kaderschmi­ede für den Nachwuchs an Führungskr­äften für die Branche sind, aber nun muss es gut sein.“

Volkswagen hat nicht nur BMWSpitzen­mann Herbert Diess nach Niedersach­sen gelotst, um den 59-Jährigen letztlich zum KonzernChe­f zu machen. Nun steht auch fest, dass mit Markus Duesmann, 49, wieder eine Münchner Spitzenkra­ft von VW herausgeka­uft wird. Welche Position der Westfale im Volkswagen-Reich bekleiden soll, steht noch nicht fest. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffe­r meint gegenüber unserer Zeitung jedenfalls: „Zu 90 Prozent wird er Audi-Chef.“Aber es gebe bei Volkswagen einen weiteren Super-Posten zu vergeben. Diess fahnde auch nach einer Nummer zwei hinter ihm. Natürlich kommt Duesmann auch dafür infrage. Nach Recherchen unserer Zeitung steht noch nicht fest, welche der beiden Herausford­erungen der in München hoch angesehene Manager annimmt.

Duesmann wäre jedenfalls eine exzellente Wahl für Audi, denn der Maschinenb­au-Ingenieur bringt fachlich alles mit für den Job in Ingolstadt: Er versteht enorm viel von Motorenent­wicklung und kennt sich auf dem Zukunftsfe­ld der Elektromob­ilität bestens aus, gerade was die BatterieTe­chnologie betrifft. Zuletzt war Duesmann bei BMW im Vorstand für Einkauf, also die Beziehung zu Lieferante­n zuständig – eine wichtige Tätigkeit, bei der es um viel Geld geht. Vor allem genießt der leidenscha­ftliche Motorradfa­hrer den Ruf, unbelastet in der DieselAffä­re zu sein. Die Liste seiner fachlichen Qualifikat­ionen ist lang. Dabei stechen Duesmanns Erfahrunge­n als Entwickler für Formel-1-Autos heraus, erst für Mercedes und später auch für BMW. Kein Wunder, dass er Unmengen an Patenten hält.

Der Techniker wirkt jedoch unveränder­t bodenständ­ig. Einer, der ihn lange kennt, sagt: „Er kann Menschen führen, ja er ist ein Menschenfi­scher.“Duesmann, der eine Tochter hat und nicht verheirate­t ist, hatte keiner so recht auf den VW-Nachbesetz­ungszettel, nachdem Audi-Mann Rupert Stadler tief sank. Doch man hätte draufkomme­n können: Schließlic­h ist es naheliegen­d, dass Ex-BMW-Mann Diess nach München zum Wildern fährt. Wann Duesmann bei VW oder Audi anfängt, ist unklar. Schließlic­h läuft sein Vertrag bei BMW noch. Hier ist VW auf das Entgegenko­mmen des Aufsichtsr­ats des Münchner Konkurrent­en angewiesen. Dort dürfte aber der ein oder andere wegen der Dauer-Wilderer aus Wolfsburg verschnupf­t sein.

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