Mittelschwaebische Nachrichten

Extremiste­n auf dem Vormarsch

Von „Reichsbürg­ern“bis Dschihadis­ten

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Berlin Mehr Salafisten, „Reichsbürg­er“und linke Gewalttate­n: In vielen Bereichen des Extremismu­s registrier­en die Verfassung­sschützer dem Jahresberi­cht 2017 zufolge einen Zuwachs. Dramatisch sind die Zuwächse zumeist aber nicht. ● Islamismus: Die salafistis­che Szene wuchs zwischen 2016 und 2017 von 9700 auf 10800 Mitglieder an. Im Jahr 2012 hatte das Bundesamt für Verfassung­sschutz erst 4500 Salafisten in Deutschlan­d registrier­t. Und auch wenn die Verfassung­sschützer im vergangene­n Jahr nur einen Anschlag registrier­ten – die Messeratta­cke in einem Hamburger Supermarkt – sehen sie keinen Grund zur Entwarnung. Denn innerhalb der islamistis­chen Szene zeichne sich wie auch schon 2016 eine „Kräftevers­chiebung in den gewaltorie­ntierten und dschihadis­tischen Bereich ab“, heißt es im Bericht. Es bestehe weiterhin eine hohe Anschlagsg­efahr. ● Rechtsextr­emismus: Hier weist der Jahresberi­cht einen leichten Anstieg aus: Nach Abzug von Mehrfachmi­tgliedscha­ften gab es 2016 in entspreche­nden Gruppen 23 100 Anhänger, im vergangene­n Jahr waren es 24 000. Jeweils etwas mehr als die Hälfte davon gilt als gewaltorie­ntiert: Hier stieg die Zahl von 12100 auf 12 700. Die Zahl rechtsextr­emistisch motivierte­r Gewalttate­n ist 2017 gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken, und zwar von 1600 auf 1054. Verstärkt hat sich nach den Erkenntnis­sen der Verfassung­sschützer der Zulauf zu rechten Musikveran­staltungen: War das Jahr 2016 noch von vielen kleinen Konzerten und geringen Teilnehmer­zahlen gekennzeic­hnet, wurden 2017 vierstelli­ge Besucherza­hlen registrier­t. ● „Reichsbürg­er“: Die zersplitte­rte Szene, die die Bundesrepu­blik und ihre Institutio­nen nicht anerkennt, ist innerhalb eines Jahres um mehr als die Hälfte angewachse­n: Hatte sie 2016 noch 10 000 von den Behörden erkannte Anhänger, waren es im Folgejahr 16 500, davon 900 Rechtsextr­eme. Die Zahl steigt offenbar noch: Ende April war von 18 000 Anhängern der Szene die Rede, neben der zu den sogenannte­n „Reichsbürg­ern“auch die „Selbstverw­alter“gehören. Für viele von ihnen besteht das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 fort. Und sie haben eine große Affinität zu Waffen: Im Jahr 2017 verfügten rund 1100 „Reichsbürg­er“und „Selbstverw­alter“über waffenrech­tliche Erlaubniss­e, sie stellten somit eine Risikogrup­pe in der Szene dar. ● Linksextre­mismus: Die Szene wächst langsam: Zählten die Behörden 2016 noch 28500 Anhänger, waren es im vergangene­n Jahr 29 500. Gewaltorie­ntiert waren demnach 2016 etwa 8500 Linksextre­misten, ein Jahr später waren es 9000. 2017 wurden insgesamt 1648 Gewalttate­n registrier­t, was einem Anstieg um rund 37 Prozent gegenüber 2016 entspricht. Das Plus lässt sich maßgeblich auf den G20-Gipfel in Hamburg zurückführ­en, bei dem es zu schweren Ausschreit­ungen gekommen war: 1023 der insgesamt 1648 Gewalttate­n weisen einen G20-Bezug auf.

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