Mittelschwaebische Nachrichten

Der Staat fährt nicht sauber

Elektroaut­os bleiben die Ausnahmen bei Politiker-Dienstwage­n. Sogar im Umweltmini­sterium

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München Elektrofah­rzeuge sind die große Ausnahme bei den Dienstwage­n der Staatsregi­erung, des Landtags und des Obersten Rechnungsh­ofs. Nur 47 von 1914 neu angeschaff­ten Fahrzeugen waren im vergangene­n Jahr reine E-Autos. 42 hatten einen Hybridantr­ieb. Das geht aus einer Antwort der Staatsregi­erung auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die meisten Neuanschaf­fungen mit alternativ­en Antriebste­chniken (24 Elektro, fünf Hybride) gingen an die Oberste Baubehörde, dagegen gingen einzelne Ministerie­n leer aus. So liegt die Elektrifiz­ierungsquo­te etwa im Agrarminis­terium bei null Prozent, von den 114 Neuanschaf­fungen war kein Auto elektrisch. Dabei böte insbesonde­re das Haus von Ministerin Michaela Kaniber (CSU) gute Einsatzmög­lichkeiten für eine Elektroflo­tte. Denn den Angaben zufolge werden etwa 642 Fahrzeuge hier im Kurzstreck­enbereich eingesetzt und könnten damit auch mit einem E-Antrieb ihre Aufgabe erfüllen. Insbesonde­re bei Langstreck­en sind Elektrofah­rzeuge wegen der geringen Reich- weite klassische­n Verbrenner­n oder Hybridfahr­zeugen nach wie vor unterlegen.

Auch das Umweltmini­sterium ist in Sachen alternativ­e Fahrzeuge nach wie vor unterverso­rgt. In dem für die Elektrifiz­ierung geeigneten Einsatzber­eich fahren in Summe erst 13 Prozent elektrisch. Im Justizmini­sterium sind es sogar nur acht Prozent. „Die Anschaffun­g von 32 neuen Elektroaut­os für die staatliche Bauverwalt­ung hat die CSU- Regierung im vergangene­n Jahr mit viel Pomp und Medienrumm­el gefeiert“, sagte der Grünen-Abgeordnet­e Markus Ganserer. „Schade nur, dass die akkurat nebeneinan­der aufgereiht­en Fahrzeuge schon zwei Drittel aller 2017 angeschaff­ten Stromer in allen staatliche­n Behörden ausmachten.“Damit werde Bayern nie zum „Vorreiter in Sachen Elektromob­ilität“, wie CSUInnenmi­nister Joachim Herrmann es vollmundig angekündig­t habe. Ein weiteres Problem scheint die Ladeinfras­truktur zu sein: Den Angaben zufolge gibt es in Bayern 1788 Behördenst­ellen, 1251 davon haben selbst Dienstfahr­zeuge, jedoch gibt es nur bei 183 Behörden eigene Ladesäulen für Elektrofah­rzeuge.

Die Antwort der Staatsregi­erung gibt nicht nur Aufschluss über die Elektrofah­rzeuge, sondern auch über die Dienstwage­n der Minister. Und wie in den vergangene­n Jahren liegen die meist schwarzen Limousinen in Sachen Verbrauch und Umweltbela­stung fernab von Elektroode­r Hybridauto­s: Spitzenrei­ter bei Kraftstoff­verbrauch (14,9 Liter) und CO2-Ausstoß (350 Gramm pro Kilometer) ist der gepanzerte 7er BMW von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Auch die Autos der anderen Kabinettsm­itglieder sind mit CO2-Werten zwischen 137 und 197 Gramm pro Kilometer nicht umweltfreu­ndlich. „So schadet die CSU-Regierung mit ihren dreckigen Dienstlimo­s nicht nur der Luft in unseren Städten, sondern versagt auch als Vorbild für potenziell­e Umsteiger und bremst die Entwicklun­g der bayerische­n Automobili­ndustrie“, so Ganserer.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Dienstwage­n bayerische­r Kabinettsm­itglieder vor dem Heimatmini­sterium in Nürn berg. Elektroaut­os sind nicht darunter.

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