Mittelschwaebische Nachrichten
Rettung durch Dr. Fareed
Eine Jüdin erinnert sich in den USA
Eine jüdische Familie in New York. Die alt gewordene Bella erinnert sich an ihre Jugend im nationalsozialistischen Berlin – und an die Rettung ihrer Familie durch einen ägyptischen Arzt. Sie hat die Geschichte schon viele Male erzählt, doch kaum jemand aus ihrer zahlreichen Nachkommenschaft interessiert sich mehr dafür. Die Jungen haben andere Probleme. Dabei gäbe es doch die ganze Großfamilie nicht, wenn „es damals in Berlin Dr. Fareed nicht gegeben hätte“.
An Bellas Geburtstag wird dieser Satz gebetsmühlenartig wiederholt – mit mehr oder weniger Überzeugung. „Ich weiß nicht, ob ich die Kraft aufbrächte, meine Erinnerungen ein für alle Mal irgendwo zu verschließen,“sagt die alte Frau. „Euch gegenüber wäre es eigentlich nur fair und richtig. Ihr tragt die Last der Vergangenheit mit. Ich gehe euch damit auf die Nerven.“
Jürgen Seidel erzählt die auf einem wahren Schicksal basierende Geschichte einer Rettung in Vorund Rückblicken – und packt auch eine Liebesgeschichte in seinen Roman. Selbst wenn die Liebe zwischen dem jüdischen Mädchen Bella und dem blonden Joost keine Erfüllung findet, weil die zwei wie die Königskinder nicht zu einander kommen können, ist sie doch die Grundierung wie ein roter Faden in diesem Roman. Er erzählt von Menschlichkeit und Würde in einer unmenschlichen Zeit. Weil beides derzeit wieder zur Disposition steht, ist dieser Roman wichtig.