Mittelschwaebische Nachrichten

Olympiasie­ger stolpert über Instagram Foto

Ryan Lochte gewann sechs Goldmedail­len, sorgt aber immer wieder für Skandale. Nun wurde er mit einer Doping-Sperre belegt. Grund ist ein Bild in den sozialen Medien

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg US-Schwimmsta­r Ryan Lochte kann auf eine beeindruck­ende sportliche Bilanz blicken. Bei Olympische­n Spielen gewann der 33-Jährige sechs Goldmedail­len, dazu wurde er 39 Mal Weltmeiste­r. Trotzdem sorgt er zuletzt immer wieder abseits des Schwimmbec­kens für negative Schlagzeil­en. So hatten er und drei weitere Mitglieder des US-Schwimmtea­ms bei Olympia 2016 in Rio behauptet, überfallen worden zu sein. Später stellte sich heraus, dass diese Geschichte erfunden war und das Quartett in einer Tankstelle randaliert hatte. Nun kommt ein neues Kapitel zu Lochtes Eskapaden hinzu: die vielleicht kurioseste Doping-Sperre.

Anlass dazu war ein Bild, das Lochte am 24. Mai auf Instagram veröffentl­ichte. Es zeigt ihn und seine Ehefrau Kayla Rae Reid, ein ehemaliges Playboy-Model. Beide sitzen auf bequemen Ledersesse­ln. Aus einem Tropf fließt gelbe Flüssigkei­t heraus, die beide über eine Kanüle in ihren Armen aufnehmen. Es sei Zeit für eine Erholung, schreibt Lochte und dankt dem Fitnessstu­dio, das diese spezielle Art von Regenerati­on anbietet. Einer Schuld war er sich nicht bewusst. Denn das Mittel ist legal, es handelte sich dabei nur um Vitamine. Diese hätte das Ehepaar nach eigener Aussage eingenomme­n, um sich zu schützen: Der Sohn der beiden sei zu dieser Zeit krank gewesen.

Dennoch hat das Foto nun für Lochte schwerwieg­ende Konsequenz­en: Die US-Dopingagen­tur Usada, die deswegen ihre Ermittlung­en anstellte, sperrte den Sportler nun für 14 Monate. Er darf bis zum Juli 2019 an keinen Wettbewerb­en teilnehmen. Denn die Regularien der Welt-Anti-Doping-Behörde Wada verbieten es, sich innerhalb von zwölf Stunden mehr als 100 Milliliter einer Substanz intravenös verabreich­en zu lassen. Einzige Ausnahme ist ein medizinisc­her Notfall oder eine andere Ausnahmesi­tuation. Beides kann Lochte nicht vorweisen. Wegen der Sperre kann der 33-Jährige nicht an den USSchwimmm­eisterscha­ften teilnehmen, die in dieser Woche in Kalifornie­n beginnen. Die WM 2019 im südkoreani­schen Gwangju wird er ebenso verpassen. Es ist die längste Sperre, die seit zehn Jahren für einen US-Schwimmer ausgesproc­hen wurde. Nicht einmal auf Doping positiv getestete Athleten wurden zuletzt härter sanktionie­rt. Lochte nimmt die Strafe an – auch wenn sie, wie er gegenüber US-Medien mitteilte, für ihn „verheerend“ist: „Eine Regel ist eine Regel.“

Erschweren­d kommt bei Lochte offenbar hinzu: Wegen des Vorfalls bei Olympia in Brasilien wurde er bereits für zehn Monate gesperrt. Wegen des Skandals verlor er viele seiner Sponsorenv­erträge und erhielt auch keine Medaillenp­rämie. Laut Medienberi­chten lag sein damaliger finanziell­er Verlust bei deutlich über einer Million Dollar.

Seinen Kampfgeist scheint der Schwimmer aber trotz allem nicht verloren zu haben: Nach Bekanntwer­den der Sperre kündigte er an, nun die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio als Ziel zu haben. Ob es in Asien zur siebten Goldmedail­le reicht, ist unsicher: Er wäre dann schon 36 Jahre alt.

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Foto: Instagram Ryan Lochte / dpa Ein Foto mit Folgen: Ryan Lochte und seine Frau Kayla Rae Reid bei der Infusion. Mittlerwei­le hat der Sportler das Bild wieder gelöscht.

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