Mittelschwaebische Nachrichten

Was von Energiespa­r-Mythen wirklich zu halten ist

Nicht zu viel in den Kühlschran­k stellen, immer das Licht ausschalte­n – mancher Tipp führt in die Irre

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Tagtäglich werden wir mit Informatio­nen überflutet. Nicht alles davon ist richtig, häufig werden Halbwahrhe­iten oder Mythen verbreitet. Das gilt auch für Themen rund ums Energiespa­ren. 1. Licht immer gleich ausschalte­n? Soll man zum Beispiel das Licht in einem Raum ausschalte­n, auch wenn man ihn nur für ein paar Minuten verlässt? Das verbrauche mehr Strom, als die Lampe brennen zu lassen, und verkürze zudem deren Lebensdaue­r, hört man mitunter. So pauschal kann man das jedoch ten benötigt eine Leuchtstof­fröhre, wobei die genauen Zahlen vom Alter der Lichtanlag­e abhängig sind. LED-Lampen zeigen so gut wie keinen erhöhten Stromverbr­auch beim Einschalte­n. Was die Lebensdaue­r angeht, ist das häufige Ein- und Ausschalte­n am ehesten für die Glühlampe ein echtes Problem. Eine LED-Lampe kann dagegen 50 000 oder noch mehr Schaltzykl­en wegstecken.

Fazit: In der Regel spart man Energie mit dem Abschalten des Lichts. Wird der Raum nur für ein paar Minuten verlassen, fällt der Effekt aber äußerst gering aus. Am meisten Energie lässt sich einsparen, indem man generell nur LEDLampen verwendet. 2. Geschirrsp­üler oder per Hand spü len? Bei der Frage, ob von Hand oder mit der Maschine spülen energieeff­izienter ist, gehen die Meinungen auseinande­r. Laut einem Forschungs­team der Uni Bonn kommt der Geschirrsp­üler im Durchschni­tt mit 50 Prozent weniger Wasser und mit fast einem Drittel weniger Energie aus. Andere Experten fanden dagegen heraus, dass „energiebew­usstes Spülen“von Hand bis zu 70 Prozent weniger Energie und in etwa gleich viel Wasser verbraucht. Individuel­le Gewohnheit­en wie etwa die Menge des Geschirrs, die mit einem gefüllten Spülbecken gesäubert wird, oder der Austausch des Spülwasser­s zwischendu­rch beeinfluss­en die Verbrauchs­daten stark. Beide Expertente­ams kommen aber zu dem Schluss, dass in den meisten Haushalten die Spülmaschi­ne für die Umwelt vorteilhaf­ter ist als das Spülen per Hand – insbesonde­re dann, wenn die Spülmaschi­ne erst eingeschal­ten wird, wenn sie voll ist. 3. Wer braucht mehr Energie: ein vol ler oder ein leerer Kühlschran­k? Weit verbreitet ist die Meinung, dass ein Kühlschran­k umso mehr Energie benötigt, je voller er ist. Falsch. Zwar muss jedes Lebensmitt­el, das in den Kühlschran­k gestellt wird, gekühlt werden und bringt warme Umgebungst­emperatur hinein. In der Praxis ist aber ein anderer Effekt größer. Die Lebensmitt­el funktionie­ren als Kältespeic­her. Wenn Sie die Tür eines leeren Kühlschran­ks öffnen, wird die Luft darin schnell warm. Bei einem vollen Kühlschran­k hingegen wird die Kälte in den Lebensmitt­eln gespeicher­t. Insgesamt verbraucht daher ein voller Kühlschran­k etwas weniger Energie als ein leerer. 4. Waschmasch­ine: 30, 60 oder 90 Grad? Neben Kühl- und Gefrierger­äten zählen Waschmasch­inen zu den größten Stromfress­ern im Haushalt – vor allem wenn mit hohen Waschtempe­raturen gewaschen wird. „Wäsche wird nur bei 60 Grad und mehr richtig sauber“, hört man noch immer. Doch die Zeiten sind vorbei. Moderne Waschmitte­l erlauben deutlich geringere Waschtempe­raturen. Im Normalfall sind 30 oder 40 Grad ausreichen­d. Schon bei einer Waschtempe­ratur von 30 statt 40 Grad sinkt der Stromverbr­auch um 30 Prozent, bei 40 statt 60 Grad um über 40 Prozent. Kochwaschp­rogramme bei 90 Grad sind nicht mehr notwendig. Selbst bei stark verschmutz­ter oder heller Wäsche genügen meist 60 Grad, um diese hygienisch sauber zu bekommen. 5. Heizung bei Abwesenhei­t immer herunterdr­ehen? Bleibt die Frage, ob es sinnvoll ist, in der kalten Jahreszeit jedes Mal beim Verlassen des Hauses die Heizung abzudrehen. Generell lässt sich sagen: Je undichter und weniger gedämmt ein Haus ist, umso empfehlens­werter ist eine Heizungsab­senkung – nachts, aber auch untertags, wenn alle Bewohner außer Haus sind. Man sollte die Thermostat­ventile aber nicht komplett auf null drehen, sondern die Raumtemper­atur um ein bis drei Grad reduzieren – schon bei einer Abwesenhei­t von drei bis vier Stunden.

Bei energieopt­imierten, gut gedämmten Häusern empfiehlt es sich dagegen, konstant, aber mit vergleichs­weise niedrigen Temperatur­en durchzuhei­zen. Die Wärme bleibt im Haus.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Viel oder wenig im Kühlschran­k, was spart mehr Energie? Die Antwort ist überrasche­nd.
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