Mittelschwaebische Nachrichten
„Ein guter Tag für die Psychiatrie“
Die mit Abstand größte staatliche Förderung in Schwaben geht im kommenden Jahr nach Günzburg. Dort wird am Ende auf dem BKH-Gelände ein zentraler großer Neubau stehen
Günzburg/München Wie kann die Politik eine gute medizinische Versorgung in ganz Bayern gewährleisten? Damit beschäftigte sich am Dienstag das Kabinett bei seiner Schwerpunktsitzung „Gesundheit und Pflege“. Eine Landarztquote soll bei Medizinstudienplätzen ihren Teil dazu beitragen – außerdem ging es um den Ausbau der Telemedizin und ein Förderprogramm, das kleinere Krankenhäuser bei notwendigen Umstrukturierungsprozessen finanziell unterstützt. Und: Der Ministerrat hat neue Projekte für die Krankenhausprogramme der kommenden vier Jahre beschlossen.
Die mit Abstand größte Investition des Staates im Regierungsbezirk Schwaben sind im nächsten Jahr 30,2 Millionen Euro für das Bezirkskrankenhaus in Günzburg. Genauer: Es handelt sich um den Neubau des ersten Teilbereichs der Klinik für Psychiatrie (zweiter Bauabschnitt). Auf die Bedeutung für die Region wies jetzt CSU-Finanz- staatssekretär Hans Reichhart (Jettingen-Scheppach) hin.
Zuletzt stand nicht infrage, dass der Freistaat den BKH-Neubau für 2019 entsprechend fördern und damit das Vorhaben entscheidend voranbringen wird. „Die Kunst hat darin bestanden, das Großprojekt auf der aktuellen Liste unterzubringen“, erklärte der Günzburger CSU-Kreischef und Landtagsabgeordnete Alfred Sauter. Die angemeldeten Wünsche seien in der Gesamtsumme stets größer als die staatlichen Mittel, die für das Krankenhausbauprogramm des Freistaats zur Verfügung stünden. Die Konkurrenz ist also groß. Deshalb wertet Sauter die Entscheidung der Staatsregierung als „guten Tag für Günzburg und die Psychiatrie“.
So sieht es auch der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben, Thomas Düll. Er hat am Dienstagabend von unserer Zeitung über die Entscheidung in München erfahren, wusste noch nichts davon. „Es ist gut, dass wir für diesen wichtigen großen Bauabschnitt Pla- nungssicherheit haben“, sagte er am Telefon. Gleichwohl müsse man sich auch dessen bewusst sein, dass mit dem zweiten Bauanschnitt vermutlich frühestens in zwei Jahren begonnen werden kann. Zunächst wird nördlich der Westlichen Ringstraße ein gemeinsames Gebäude mit Personalspeisenversorgung und Sporthalle entstehen. Auch die Energiezentrale wird dort errichtet. Außerdem wird das radiologische Zentrum neu gebaut – Röntgendiagnostik, Angiografie, Computertomografie, Kernspintomografie und Sonografie inklusive. Dazu gehören auch die erforderlichen Funktionsund Arztdiensträume. Die Gesamtkosten dieses ersten Bauabschnitts belaufen sich auf 17,17 Millionen Euro, wovon die Bezirkskliniken 3,69 Millionen Euro Eigenmittel einbringen.
Jetzt ist es um die finanzielle Absicherung des zweiten Bauabschnitts gegangen. Gebaut werden dann fünf Pflegestationen mit 122 Betten, eine psychiatrische Tagesklinik mit Mutter-Kind-Einheit, Räume für die Leitung, Verwaltung und die Bibliothek, der Großteil der Ver- und Entsorgung, Untersuchung- und Behandlungsräume sowie Räumlichkeiten für Soziale Dienste. Insgesamt waren 35,03 Millionen Euro angemeldet worden. Der Freistaat fördert davon gut 86 Prozent.
Im dritten Abschnitt schließlich (geschätzte Kosten: circa 35 Millionen Euro) wird der zweite Teil des Bettentraktes in der Akutpsychiatrie errichtet (sieben Pflegestationen mit 168 Betten). Bei einem optimalen Verlauf könnte dieser letzte Bauabschnitt im Herbst 2022 begonnen werden.
Wenn das klappt, steht die aus Dutzenden Gebäuden zusammengeführte Psychiatrie im Frühjahr 2025 auf einem Flecken – komplett neu gebaut. Die Günzburger CSUBezirksrätin Stephanie Denzler freute sich jetzt über diese Perspektiven. Damit spiele das Bezirkskrankenhaus in der „obersten Liga“, sagte sie. Sauter verbesserte seine Parteifreundin: „In der Champions League.“