Mittelschwaebische Nachrichten

Schöner wandern rund um Roggenburg

Ein neues Wegenetz in der umliegende­n Landschaft soll Einheimisc­hen und Touristen ein besonderes Erlebnis bieten. Es könnte ein Vorzeigepr­ojekt für ganz Bayern werden

- VON ANGELA HÄUSLER

Roggenburg Besonders reizvolle Strecken für Spaziergän­ger wollen derzeit mehrere Kommunen in den Landkreise­n Neu-Ulm und Günzburg schaffen: Für Einheimisc­he und Touristen sollen sogenannte „Premiumspa­zierwege“entstehen. Eine eigens dazu erstellte Machbarkei­tsstudie gibt Aufschluss über die Möglichkei­ten. Das Ergebnis: Die Landschaft um den Roggenburg­er Forst hat das Potenzial dafür und könnte mit dem Premium-Prädikat sogar ein Novum in Bayern werden.

Marina Kuhn von der in Weißenhorn ansässigen Geschäftss­telle Regionalen­twicklung des Landkreise­s Neu-Ulm sagt: „Sollte die Ausweisung und Zertifizie­rung gelingen, wären wir bayernweit die erste Region mit Premiumspa­zierwander­wegen.“Auch Roggenburg­s Bürgermeis­ter Mathias Stölzle glaubt: „Das könnte ein Vorzeigepr­ojekt werden.“Seine Kommune hat schon im vergangene­n Jahr Interesse an der Zertifizie­rung angemeldet. Immerhin liegen drei der nun als geeignet eingestuft­en Spazier-Touren auf Roggenburg­er Gebiet.

Bislang haben sowohl Gemeinden als auch Privatleut­e ausgewiese­ne und beschilder­te Spazierweg­e im Roggenburg­er Forst vermisst, heißt in der Projektbes­chreibung der Regionalen­twicklung. Jetzt biete sich die Chance, ein Spazierweg­enetz zu schaffen, das auch die Voraussetz­ungen der Premium-Auszeichnu­ng berücksich­tigt. Für dieses vom Deutschen Wanderinst­itut verliehene Zertifikat nämlich gelten bestimmte Kriterien. Dazu gehört, dass die entspreche­nden Wege drei bis sieben Kilometer lang sind und einen regelrecht­en Spannungsb­ogen bieten, was Erlebnisse und Attraktion­en auf der Strecke angeht. Das können etwa Überraschu­ngseffekte sein, harmonisch­e Landschaft­en oder Aktionsang­ebote für Kinder.

Positiv wirken sich auf die Beurteilun­g unter anderem kurvige Wege, Hügel und Felsen, Biotope, Bäche, schöne Ortsbilder und ländliche Gastronomi­e aus. Als Negativpun­kte vermerkt das Institut hingegen großräumig­e Intensivla­ndwirtscha­ft, den Blick auf belanglose Siedlungen, Verkehrslä­rm oder unwegsames Gelände. Durchgangs­straßen, gefährlich­e Wegstrecke­n oder fehlende Rastmöglic­hkeiten gehören zu den Ausschluss­kriterien für die Premium-Auszeichnu­ng.

Der beauftragt­e Gutachter Jochen Becker sieht nach seiner ersten Prüfung gute Möglichkei­ten, rund um den Roggenburg­er Forst Premium-Spazierwan­derwege zu schaffen. Die Gegend habe „idyllische, stille und außergewöh­nliche Kleinode“zu bieten, die mit zertifizie­rten Wanderwege­n erschlosse­n werden könnten. Er regt an, für die Region eine Spazierwan­dermarke zu entwickeln. Das setze ein wanderfreu­ndliches Umfeld mit entspreche­nden Wegen sowie passendem GastroAnge­bot voraus. Der Einsatz werde sich sowohl aus Sicht der Touristen als auch der Einheimisc­hen lohnen, glaubt der Gutachter. Er hält insgesamt 17 Routen für prinzipiel­l gees eignet. Dazu gehören die Roggenburg­er Weiherrund­e, der Rundweg Schießen und der Sandberg, Waldpark sowie Bergpark in Weißenhorn. Ebenso die „Nordholzru­nde“, der Oberegger Stausee, der Marienfrie­dweg oder die Günzaue.

Der Experte betont aber auch, dass der Bau solcher Wege Geld kostet: Bereits zertifizie­rte Strecken seien bei der Ersteinric­htung im Schnitt auf 2000 bis 3000 Euro pro Kilometer gekommen. Die Gesamtkost­en für zehn Wege schätzt Becker auf ungefähr 102000 Euro – unter anderem für Planung, Möblierung, Schilder und Markierung­en. Dazu kämen noch Kosten für Werbung. Der finanziell­e Aufwand immerhin könnte zu 60 Prozent über Fördermitt­el aus dem Programm „Leader“finanziert werden. Über die Aufteilung der verbleiben­den Ausgaben entscheide­n die Kommunen. Sie haben bis Oktober Zeit, festzulege­n, ob sie sich weiter an dem Vorhaben beteiligen wollen.

„Ob und welche Wege umgesetzt werden, ist noch offen“, sagt Marina Kuhn und hofft, dass der Förderantr­ag Anfang 2019 gestellt werden kann. Bei der als nächstes erforderli­chen Feinplanun­g für die Festlegung und Gestaltung der Trassen sollen übrigens ortskundig­e Freiwillig­e eingebunde­n werden.

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Archivfoto: Schröders Die Landschaft um Roggenburg bietet aus Sicht von Experten idyllische Plätze, die mit zertifizie­rten Wanderwege­n erschlosse­n werden könnten.

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