Mittelschwaebische Nachrichten
Im Freibad kann man unbeschwert baden
Die Sanierungsarbeiten an dem Natursee im Thannhauser Familienbad zeigen ihre Wirkung. Dennoch plant die Stadt weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität
Thannhausen Ruhig liegt er da, der See des Thannhauser Freibads. Noch sind an diesem Morgen keine Badegäste da, die hier schwimmen oder planschen. Das Wasser ist klar und sauber. Kein Vergleich zu der Situation, die hier noch vor gut einem Jahr herrschte. Zahllose kleine Inselchen aus einer braun-grauen Masse dümpelten damals auf der Wasseroberfläche. Zwar sei die Wasserqualität durch die sich vom Seegrund ablösenden Schlammplatten grundsätzlich nicht beeinträchtigt gewesen. Dennoch hatten Stadtverwaltung und Rat entschieden, das Bad für Badegäste aufgrund der unappetitlichen Optik zu sperren. Das Zeitfenster sollte genutzt werden, den Badebereich zu sanieren.
Der See drohte zu kippen. Im Grunde ein natürlicher Vorgang, der stehende Gewässer dieser Größenordnung bei zu hohem Nährstoffeintrag allmählich verlanden lässt. Salopp gesprochen ist der natürliche Reinigungskreislauf des Sees zum Erliegen gekommen. Dadurch sinkt auch der Sauerstoffgehalt im Wasser und damit auch die Zahl der Bakterien, die organisches Material im Wasser zersetzen. Folge ist, dass sich immer mehr abgestorbene Biomasse am Seegrund absetzt und je nach Witterung wieder an die Oberfläche treibt.
Wie dieser natürliche Selbstreinigungsprozess wieder in Gang gebracht werden kann, darüber hatte sich der Thannhauser Stadtrat viele Gedanken gemacht und mehrere Experten angehört, um sich die jeweiligen Vorgehensweisen erklären zu lassen. Letztlich entschieden sich die Räte für ein Verfahren der Firma Natursinn aus Augsburg. Dabei wird ein Granulat aus Quarzsand und Steinmehl einmal wöchentlich an verschiedenen Stellen in den See gebracht. Ein zeitintensiver Vorgang, denn das Granulat muss zunächst im Eimer mit Wasser vermischt und dann an verschiedenen Stellen in den See geleert werden. Rund zweieinhalb Stunden ist Bademeister Oliver Schwarz damit beschäftigt, etwa 80 Eimer entsprechend zu präparieren und sie dann mit dem Boot an die vorgesehenen Punkte im See zu bringen und zu entleeren. Etwa ein Jahr lang wird dieses Prozedere nun schon im Thannhauser Freibad praktiziert. Etwa 15 bis 20 000 Euro hat die Stadt dafür investiert. Offenbar gut angelegtes Geld. Seit Juni ist das Familienbad wieder für Badegäste geöffnet. „Die Geschichte fruchtet“, freut sich Thannhausens Bürgermeister Georg Schwarz. „Das Material, das von unten kommt, ist weniger geworden und zerfällt leichter.“ Der See sehe wieder besser aus und auch vonseiten der Badegäste habe es bislang „keine negativen Äußerungen“gegeben. Den Bürgermeister freut auch, dass mit dem derzeit angewandten Verfahren keine Folgekosten verbunden sind. „Wir hoffen jetzt, dass es so positiv weiter geht“, sagt Schwarz.
Um der Natur zusätzlich auf die Sprünge zu helfen, werde überlegt, so Schwarz, die an manchen Stellen bis zu einem Meter mächtige Schlammschicht vom Grund des Sees zu baggern, damit „sich die Bakterien schneller durchfressen“, wie Schwarz hofft. Mit dem zuständigen Betreuer der Firma, die das Verfahren in Thannhausen begleitet, wurde diese Option bereits schon durchgesprochen. Offenbar seien die Bakterien im Winter ohnehin nicht aktiv, was ein Ausheben des organischen Materials im zeitigen Frühjahr ermöglichen würde. Ob und wie die Maßnahme umgesetzt werden kann, soll im Herbst im Stadtrat diskutiert werden, stellt Schwarz in Aussicht.
Flankierend soll auch im Sinne der Ursachenbekämpfung dafür gesorgt werden, dass das Laub, das im Herbst von den Bäumen fällt, möglichst schnell beseitigt wird, damit der Wind es gar nicht erst ins Wasser weht. Die Bäume zu fällen kommt für Schwarz nicht infrage, die werden als Schattenspender noch gebraucht.