Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Sonnyboy auf Abwegen
Früher hat Imran Khan wilde Partys mit der britischen Upper Class gefeiert. Heute steht Pakistans designierter Premier für einen radikalen Islam
Sonnenbrille und Siegerlächeln: Für Imran Khan erfüllt sich nach 22 Jahren sein Lebenstraum, Premierminister von Pakistan zu werden. Der 65-Jährige ist für seine Ambitionen lange Zeit belächelt worden. Nun steht der ehemalige Jetsetter, der mit britischem Akzent spricht, in Oxford studierte und mit der britischen Upper Class wilde Partys feierte, kurz davor, Regierungschef eines Landes zu werden, in dem 90 Prozent der Menschen bettelarm sind und der radikale Islam zum Alltag gehört wie Chicken Biryani und Tee.
Der 1952 in Lahore geborene Khan verspricht seinen Anhängern ein neues Pakistan, doch wenig wird daran neu sein. Denn bevor Khan Pakistan verändern kann, hat Pakistan Khan verändert. Der frühere Lebemann mit den schönen dunklen Augen und dem herausfordernden Blick hat sich von seinen liberalen Ansichten radikal verabschiedet. Vor zehn Jahren kämpfte er noch gegen das mächtige Militär, die Korruption und die Drohnenschläge der USA. Heute hat ihm seine Nähe zum radikalen Islam den Spitznamen „Taliban Khan“eingetragen.
Im Wahlkampf hielt er Pakistans drakonische Blasphemie-Gesetze hoch, die im Falle von Gotteslästerung und Prophetenbeleidigung die Todesstrafe vorsehen. Auch machte er Front gegen religiöse Minderheiten, namentlich die Ahmadis und Schiiten, denen er absprach, echte Muslime zu sein. Weniger offen trägt Khan seine neue Nähe zur Armee zur Schau, doch es gibt kaum Zweifel daran, dass deren Führung sich lieber den politisch weniger erfahrenen Khan wünscht als seinen Gegenspieler Nawaz Sharif, der bereits dreimal Premier war. Schon im Wahlkampf gab es massiven Druck auf die Medien, positiv über Khan und seine Partei zu berichten. Das Militär, das seine Fäden in Pakistan seit einigen Jahren gern im Hintergrund zieht, möchte politische Macht ohne die Verantwortung genießen. Allerdings gilt Khan auch als eitel, wenig verlässlich und impulsiv, was der Armeeführung am Ende doch nicht passen könnte. Imran Khans Wandel zeigt sich auch in seinem Privatleben: Seine erste Frau Jemima, die Tochter des französisch-britischen Finanzmagnaten Jimmy Goldsmith, ist Jüdin und Erbin eines Milliardenvermögens und in der Londoner Gesellschaft daheim. Sie steht für Khans liberale, weltoffene Phase, als er mit Prinzessin Diana durch Lahore spazierte und für Pakistan die Cricket-Weltmeisterschaft gewann – ein Sport, der in Pakistan so populär ist wie der Fußball in Deutschland. Khans zweite Ehe mit einer lebenslustigen Wetteransagerin der BBC, die immerhin öfter mal ein Kopftuch trug, endete 2015 nach nur wenigen Monaten. Ehefrau Nummer drei, Bushra Maneka, eine Wahrsagerin und Khans spirituelle Beraterin, tritt nur von Kopf bis Fuß verschleiert in der Öffentlichkeit auf und soll tief religiös sein.