Mittelschwaebische Nachrichten

Fünf Nullen weniger

Der venezolani­sche Präsident macht aus einer Million Bolivar zehn. Bringt das was?

- VON CHRISTINA HELLER

Caracas Der venezolani­sche Präsident Nicolás Maduro hat einen Weg gefunden, wie er mit der drastische­n Inflation in seinem Land umgehen will. Das ölreichste Land der Welt steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaft­skrise. Der Grund sind vor allem Misswirtsc­haft und Korruption. Das spüren auch die Bürger. Denn laut Internatio­nalem Währungsfo­nds könnte die Inflations­rate – also der Wert, um den sich Produkte verteuern – dieses Jahr bei einer Million Prozent liegen. Das will Maduro nun ändern. Aber nicht durch eine Wirtschaft­sreform. Er hat sich stattdesse­n entschiede­n, fünf Nullen von der Währung zu streichen. Aus einer Million Bolivar werden ab dem 20. August dann wohl 10.

Aber ist das eine Reform, die die Teuerungsr­ate wirklich senken könnte? „Nein“, sagt Professor Wolfgang Gerke vom bayerische­n Finanzzent­rum. Seiner Einschätzu­ng nach geht es eher um einen optischen Effekt. „Es sieht besser aus, wenn auf dem Schein nicht mehr eine Million Bolivar steht“, sagt er. Zudem sei es fragwürdig, ob die Währung nicht weiterhin an Wert verliere und aus 10 Bolivar wieder Tausende werden. „Um das zu ändern, müsste sich in dem Land grundlegen­d etwas ändern. Aber gegen Korruption und Arbeitslos­igkeit vorzugehen, ist schwerer als fünf nullen zu streichen“, sagt er.

Das ist wohl auch dem sozialisti­schen Präsidente­n klar. Bei der Ankündigun­g, dass er fünf Nullen des Bolivar streichen werde, räumte er auch ein, dass auch das auf die Ölindustri­e ausgericht­ete Wirtschaft­smodell ausgedient habe und das Land seine Wirtschaft auf eine breitere Basis stellen müsse.

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Foto: afp Venezuelas Präsident Maduro streicht fünf Nullen aus dem Bolivar.

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