Mittelschwaebische Nachrichten
Immer mehr Obdachlose
So will die Politik ihnen helfen
München Die Städte in Bayern verzeichnen immer mehr Obdachlose. Ministerpräsident Markus Söder und Sozialministerin Kerstin Schreyer (beide CSU) wollen nun Hilfsangebote für diese Menschen verbessern. Dafür wollen sie unter anderem gemeinsam mit Kirchen, Kommunen und Verbänden eine Stiftung gründen. „Wir sind ein reiches Land, doch auch vor unseren Türen gibt es Arme“, sagte Söder beim Besuch einer kirchlichen Obdachlosenhilfe in München am Donnerstag.
Forderungen von Wohlfahrtsverbänden nach verlässlichen Statistiken zur Anzahl der Obdachlosen in den Kommunen erteilte Söder eine Absage. „Wir müssen dagegen bessere Angebote für Obdachlose schaffen und in engen Kontakt mit Kommunen und Kirchen treten“, sagte der Ministerpräsident. Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Bayern, Thomas Beyer, hatte kritisiert, dass nicht bekannt sei, wie viele Menschen in Bayern überhaupt obdachlos sind. Eine Statistik hierzu habe die Staatsregierung bislang verweigert.
Söder wies beim Besuch der kirchlichen Einrichtung in München darauf hin, dass der Staat für die Obdachlosenhilfe rechtlich nicht zuständig sei – dies sei Aufgabe der Kommunen. „Dennoch wollen wir die Kommunen hier nicht allein lassen.“Vertreter der Großstädte in Bayern hatten vom Freistaat mehr Hilfe bei der Obdachlosenhilfe gefordert. Denn die Hälfte der Großstädte verzeichnet immer mehr Obdachlose. Den größten Anstieg meldet die Stadt Nürnberg. Für das Jahr 2014 hatte sie noch 1550 Menschen gezählt, die in den Obdachlosenunterkünften untergebracht waren oder unter Brücken lebten; in diesem Jahr sind es laut Sozialamt der Stadt bereits 2020 Menschen. Derart genaue Zahlen gibt es in den anderen bayerischen Großstädten nicht. Diese registrieren lediglich die Zahl der Übernachtungen oder der Menschen in städtischen Obdachloseneinrichtungen. Doch auch München, Würzburg und Erlangen melden eine Zunahme der untergebrachten Obdachlosen seit 2014. In St. Bonifaz in München werden täglich rund 250 Menschen mit Nahrung versorgt. Außerdem können Obdachlose in der Einrichtung duschen und ihre Post abholen.