Mittelschwaebische Nachrichten

Früher war alles besser

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Früher sei alles besser gewesen, hört man gerne einmal von älteren Menschen – besser in vielerlei Hinsicht. Besser beispielsw­eise in der bayerische­n Politik, wo nicht sogenannte „Leichtmatr­osen“wie ein Söder und ein Seehofer, sondern ein Schwergewi­cht wie Franz-Josef Strauß die Marschrich­tung vorgegeben haben. Ob das stimmt, lassen wir mal ungeprüft dahingeste­llt.

Tatsache ist auch, dass die SPD früher, als ein Showmaster (ja, die gab es damals noch!) wie Rudi Carrell Schlagerli­eder sang, sogar schuld am verregnete­n Sommer gewesen sein soll, der noch früher offenbar besser war. Noch heute wird den Sozialdemo­kraten von verschiede­nen Seiten alles Mögliche in die Schuhe geschoben, am kalten Sommer sind sie aber nicht mehr schuld, seit der Klimawande­l für regelmäßig­e Hitzeperio­den sorgt.

Auch dass es an Tagen wie heute mehr schlechter­e Noten als früher im Schulzeugn­is stehen, kann man weder der SPD noch Söder vorwerfen. Denn die Noten werden überrasche­nderweise immer besser. Weniger Sitzenblei­ber, mehr Abiturient­en, mehr gute Abiturnote­n, weniger Schulabbre­cher – das ist der Trend. Darüber könnten sich ja eigentlich Schüler, Eltern, Lehrer freuen. Einer tut es nicht und schüttet Wasser in den Fruchtsaft. Der Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, Meidinger, kritisiert­e vor nicht allzu langer Zeit die „Inflation der guten Noten“. Man könne bei der Masse an Einser-Abiturient­en die wirklich herausrage­nden gar nicht mehr erkennen, sagt er. Also doch wieder alles beim Alten: Früher war halt doch alles besser. Anderersei­ts: Einser bleibt Einser – zumindest aus Schülersic­ht. Schöne Ferien!

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