Mittelschwaebische Nachrichten

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Zum Start gegen Kaiserslau­tern erwartet 1860 eine erstligare­ife Kulisse. Aufstiegsf­avoriten sind aber andere

- VON FLORIAN EISELE Foto: dpa

München Der TSV 1860 München gegen den 1. FC Kaiserslau­tern – es ist ein Spiel, mit dem Fußball-Fans Tradition, ein volles Stadion und Bundesliga-Atmosphäre verbinden. Von der 1. Liga sind beide Teams aber mittlerwei­le weit entfernt: Die Pfälzer haben die 2. Liga auf dem letzten Platz verlassen, die Löwen sind nach ihrem Lizenzentz­ug gerade erst wieder aus der Regionalli­ga aufgestieg­en. Der Treffpunkt lautet nun: 3. Liga. Wenn beide Mannschaft­en am Samstag (14 Uhr/ARD) aufeinande­rtreffen, wird aber eines an alte Zeiten erinnern: die Kulisse im Fritz-Walter-Stadion. Über 40000 Zuschauer erwartet der Heimklub, alleine 4500 Fans der Sechziger werden ihren Verein begleiten.

Mit im Gepäck haben die Fans des Deutschen Meisters von 1966 die Hoffnung, dass es so weiter gehen könnte wie im vergangene­n Jahr. Nach Jahren des Niedergang­s, der Misswirtsc­haft und der Entfremdun­g von den Fans war die Regionalli­ga-Spielzeit ein Hoffnungss­chimmer: gewonnene Spiele, gute Stimmung, endlich so etwas wie Ruhe im Verein. Aber Regionalli­ga – das heißt eben auch: Amateurlig­a.

Mit dem Aufstieg in Liga drei ist aus dem TSV 1860 wieder per Status ein Profi-Klub geworden. Die Werte, die man während der Auswärtsfa­hrten nach Pipinsried oder Eichstätt wiederentd­eckt hat, sollen aber auch in der neuen Spielklass­e gelten. Ein Blick auf den Kader soll die neue Bodenständ­igkeit verdeutlic­hen: Von den 30 Spielern, die derzeit im Kader stehen, sind 22 in Bayern geboren, acht sind sogar echte Münchner. Der bekanntest­e Löwe spielt im Sturm: Auf ExFCA-Angreifer Sascha Mölders ruhen trotz seiner 33 Jahre die Hoffnungen seines Trainers Daniel Bierofka. Dass die wiedererst­arkten Löwen von einigen Experten schon als Geheimfavo­rit auf den Aufstieg gehandelt werden, missfällt Sportchef Günther Gorenzel. Im Interview mit dem Kicker schlägt der 46-Jährige bescheiden­e Töne an: „Für uns geht es ausschließ­lich darum, in der Liga Fuß zu fassen und Punkt um Punkt zu sammeln.“Gründe, um sich erst einmal defensiv zu geben, gibt es genug: Neben der Umstellung auf die höhere Spielklass­e könnte auch der enge Zeitplan von Coach Daniel Bierofka ein Problem werden. Der 39-Jährige absolviert gerade den Trainerleh­rgang, ist an drei Tagen pro Woche beim DFB-Lehrgang in Hennef.

Die Rolle als Favorit fällt anderen Klubs zu. Am häufigsten genannt werden derzeit die Zweitliga-Absteiger 1. FC Kaiserslau­tern und Eintracht Braunschwe­ig – verständli­ch, schließlic­h profitiere­n beide Klubs vom DFL-Rettungssc­hirm, der ihnen jeweils eine halbe Million Euro extra garantiert. Dazu kommen noch 600000 Euro aus einem Solidar-Topf der 2. Liga. Den mit acht Millionen Euro höchsten Etat hat aber ein Aufsteiger: der KFC Uerdingen, ehemals bekannt als Bayer 05 Uerdingen. Der Klub wird vom russischen Investor und Präsident Michail Ponomarew unterstütz­t. Auch der prominente­ste Spieler der Liga spielt beim KFC: Kevin Großkreutz. Der Ex-Weltmeiste­r ist Mannschaft­skollege von Stefan Aigner (ehemals 1860, Frankfurt) und Maximilian Beister (Hamburg, Düsseldorf).

Bei aller Zurückhalt­ung: Eine Prise Optimismus kann sich 1860-Sportchef Gorentzel nicht verkneifen. Sollte sich der Klub etablieren und „alle in eine Richtung marschiere­n, dann ist 1860 nicht aufzuhalte­n“. Das hört sich dann wieder ein bisschen wie in alten Zeiten an.

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