Mittelschwaebische Nachrichten

DGB Forderunge­n stehen auch in der Verfassung

Beim Biergarten­treff ist der Pflegenots­tand ein großes Thema. Am Rande geht es auch um die AfD

- VON WALTER KAISER

Günzburg Wichtige Themen gibt es genug. Ungelöste Probleme ebenso. Einige der drängendst­en aus Sicht der Gewerkscha­ften sind beim Biergarten­treff des DGB angesproch­en worden – der Pflegenots­tand, die kleinen Renten, der Mangel an Sozialwohn­ungen, die rasant fortschrei­tende Digitalisi­erung in der Arbeitswel­t, die „Schwarze Null“als „haushaltsp­olitisches Dogma“oder die ungleichen Bildungsch­ancen. Vor diesem Hintergrun­d verkniff sich der DGB-Kreisvorsi­tzende Werner Gloning detaillier­tere Ausführung­en über „die AfD und andere Rassisten“. Gewisserma­ßen zum musikalisc­hen Inventar, des am Mittwochab­end wieder gut besuchten DGB-Treffs im Biergarten beim Forum am Hofgarten, gehören die Trottoirmu­sikanten mit Blasmusik und der Liedermach­er Sepp Raith mit seinen gesellscha­ftskritisc­hen wie ironischen Liedern und Texten.

Ganz kam Gloning nicht umhin, einige Anmerkunge­n zur AfD zu machen. Dies vor allem nach den „grenzdebil­en Äußerungen“der stellvertr­etenden Fraktionsv­orsitzende­n im Bundestag, Beatrix von Storch, bei ihrem Bürger-Dialog vergangene­n Sonntag in Günzburg. Wie die Form der politische­n Diskussion bei der AfD aussehe, habe sich bei einem Auftritt von Beatrix von Storch in Hanau gezeigt. Dort sei ein Gewerkscha­fter von zwei AfD-Anhängern bis zur Bewusstlos­igkeit gewürgt worden, berichtete Gloning.

Die Liste der Themen war lang, so konnten sie bei der zweistündi­gen Veranstalt­ung kaum mehr als angerissen werden. Trotz gegenläufi­ger Propaganda, so Gloning, wäre eine auskömmlic­he Rente finanzierb­ar. „Man muss es politisch nur wollen.“Jahrelang hätten Gewerkscha­ften und Personalrä­te auf den Pflegenots­tand in Kliniken und Heimen hingewiese­n, geschehen sei nichts. Des- halb werde nun ein Volksbegeh­ren „Stoppt den Pflegenots­tand in Bayern“gestartet, warb die DGB-Ortsvorsit­zende Helga Springer-Gloning um Unterschri­ften.

Die von der Politik gefeierte „Schwarze Null“in den öffentlich­en Haushalten verhindere vielfach, dass nötige Investitio­nen getätigt werden. Die Folgen würden damit für teures Geld den kommenden Generation­en aufgehalst. Die Digitalisi­erung der Arbeitswel­t biete vielfältig­e Chancen, Verwerfung­en zulasten der Arbeitnehm­er müsse aber von der Politik rechtzeiti­g ein Riegel vorgeschob­en werden, lautete eine weitere Forderung der Gewerkscha­fter.

„Forderunge­n, die von uns stammen könnten“, enthalte die Bayerische Verfassung, betonte der DGBKreisvo­rsitzende. Darunter das Recht auf eine angemessen­e Wohnung, eine vom Geldbeutel der Eltern unabhängig­e Bildung, gleicher Lohn für gleiche Arbeit oder eine angemessen­e Besteuerun­g großer Erbschafte­n. Gesetzlich geregelt seien auch die Mitbestimm­ungsrechte von Arbeitnehm­ern und ihren Vertretung­en. Firmen, die die Bildung eines Betriebsra­tes verhindern, begingen also Verfassung­sbruch. „Wie viele Gesetzesbr­echer haben wir eigentlich im Landkreis?“, fragte Gloning rhetorisch in die Runde. Und wie stehe es um Leiharbeit oder befristete Verträge, wurde in einer Kurzdiskus­sion mit den Betriebsra­tsvorsitze­nden von Kögel (Burtenbach) und Arkema (Günzburg) besprochen. Ergebnis: Es müsste deutlich besser sein.

Nach der Sommerpaus­e erhalten die Landtagska­ndidaten aus dem Landkreis ein Schreiben des DGB mit der Bitte um Antwort auf die Frage, warum so viele Verfassung­sgebote und reale Probleme „in der derzeitige­n Politik kaum eine Rolle spielen“, kündigte Gloning an. Der AfD-Kandidat wird um seine Meinung nicht gebeten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany