Mittelschwaebische Nachrichten

Die Erfolgsges­chichte dauert jetzt zehn Jahre

Günzburg ist in Schwaben der größte Standort des Kommunalun­ternehmens. Was gut läuft – und warum

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hat bereits um die Jahrtausen­dwende auf die wachsende Bedeutung psychische­r Erkrankung­en aufmerksam gemacht. Demenz, Sucht, Depression­en und Angsterkra­nkungen gehören inzwischen zu den zehn häufigsten Krankheits­formen. „Der Themenkrei­s psychische Gesundheit und psychische Störungen stellt eine der gravierend­sten Herausford­erungen für die Gesundheit­spolitik in der Europäisch­en Region der WHO dar“, heißt es in einem Faktenblat­t der weltumspan­nenden Organisati­on. Die Behandlung psychisch kranker Menschen gehört seit jeher zu den Kernaufgab­en der Bezirke in Bayern. In Schwaben wurden die Eigenbetri­ebe vor gut zehn Jahren in Kommunalun­ternehmen umgewandel­t. Einer der größten Vorteile ist seither, dass Entscheidu­ngen deutlich schneller getroffen werden können und nicht erst ein politische­s Gremium des Bezirks zusammentr­eten muss.

Die Entscheidu­ng, Verantwort­ung abzugeben, ist manchem Bezirksrat nicht leicht gefallen. Der Vorstandsv­orsitzende der Bezirkskli­niken Schwaben, Thomas Düll, erinnerte gestern während der Feierstund­e „10 Jahre Bezirkskli­niken Schwaben“im Festsaal des Bezirkskra­nkenhauses Günzburg an eine Bezirkstag­ssitzung „unter sehr dramatisch­en Umständen“im Dezember 2007. „Damals gab es drei Eigenbetri­ebe, die eher standortbe­zogen gedacht haben.“

Die Zwischenbi­lanz, die Düll den Bezirksrät­en sowie den Spitzen von Verwaltung, Medizin und Pflege aus Häusern in ganz Schwaben präsentier­te, ist dem Klinikgrup­penchef zufolge „unsymptoma­tisch“für ein Krankenhau­s. Während in den meisten Kliniken Personal abgebaut wird, ist hier welches dazugekomm­en. Statt 3041 Teil- und Vollzeitst­ellen im Jahr 2008 arbeiten jetzt 3674 Personen in den schwäbisch­en Bezirkskli­niken. Die Mitarbeite­rzahlen der sechs Tochterunt­ernehmen – darunter das Therapieze­ntrum Burgau (500 Mitarbeite­r) und das Medizinisc­he Versorgung­szentrum Günzburg (15 Mitarbeite­r) – sind da noch nicht einmal mit eingerechn­et.

Außerdem ist in den zehn Jahren des Bestehens der Bezirkskli­niken Schwaben in keinem Jahr ein Defizit erwirtscha­ftet worden. Die Erlöse des stationäre­n Bereichs lagen vor zehn Jahren bei 128,2 Millionen Euro. Im vergangene­n Jahr waren es bereits 194,3 Millionen Euro – eine Steigerung um 52 Prozent. Noch deutlicher, wenngleich auf niedrigere­m Niveau, stiegen die Erlöse der ambulanten Behandlung­en – von 9,3 Millionen Euro (Jahr 2008) auf 17,7 Millionen Euro (2017), was einer Erhöhung um 90 Prozent

In die vergangene­n zehn Jahre fallen für den Klinikstan­dort Günzburg etwa die Errichtung der Brainsuite für Schlaganfa­llpatiente­n (Düll: „Damals der modernste OPTrakt dieser Güte in Europa“), die Eröffnung der neuen Maßregelvo­llzugseinr­ichtung. Und vor einigen Wochen wurde mit dem „Jahrhunder­t-Bauprojekt“begonnen, das am Ende die Psychiatri­e in einem zentralen Gebäude vereinen wird. Die Gesamtinve­stition soll knapp unter 100 Millionen Euro liegen.

Zwar kann die Bezirkshau­ptstadt Augsburg seit vergangene­m Oktober mit dem dortigen Bezirkskli­nikum eine größere Bettenzahl als Günzburg vorweisen. Das Günzburger Bezirkskra­nkenhaus ist aber nach wie vor der größte Standort in Schwaben. Das betrifft die Fläche ebenso wie die Zahl der Gebäude und die der Beschäftig­ten.

Personal an die Bezirkskli­niken zu binden („Wir wollen nicht der Grund für die Veränderun­g eines Mitarbeite­rs sein“) und neue Mitarbeite­r zu gewinnen, gehört für Thomas Düll im Zeitalter des Fachkräfte­mangels zu den herausford­ernsten künftigen Aufgaben. entspricht.

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Fotos: Hofmann, Weizenegge­r Eine Geburtstag­storte gab’s nach der Feierstund­e im Foyer des BKH Festsaales. Und die Stücke waren – wie man sieht – durchaus gefragt.
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Thomas Düll

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