Mittelschwaebische Nachrichten

Nachruf auf eine Amsel

- VON BRIGITTE SCHOLZ redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Das bin ich dem treu sorgenden kleinen schwarzen Familienva­ter schuldig, einen trauernden und würdigende­n Nachruf, denn gestern musste ich ihn begraben. Nicht nur, dass er uns mit seinen vielfältig­en Melodien im Frühjahr geweckt hat, immer warnte er mit seinem „klick klick klick“, wenn wieder ein Feind herumschli­ch. Nein, vielmehr war bewunderns­wert, wie fleißig er den Rasen und die Beete nach Gewürm absuchte, um dann mit vollem Schnabel seine Kinder zu versorgen. Sogar vor ekligen Schnecken schreckte er nicht zurück, die er vor dem Verzehr gründlich von ihrem Schleim befreite. Und jetzt ist er tot.

Eine der vielen Katzen, die sich außerorden­tlich gern in dem mehr naturnahen Garten aufhalten, hat ihn in einem unvorsicht­igen Moment gekrallt, zerfledder­t und liegen lassen. War es die rote, die kleine graue oder die grau-weiße Katze?

Und das Schlimme daran: die Kinder des Amselvater­s werden wohl verhungern, denn seit Tagen wurde Mutter Amsel auch nicht mehr gesehen.

Und sie sind nicht die einzigen Opfer der mordlustig­en Stubentige­r: Kürzlich wurde ein Nest mit vier Jungen der Gartengras­mücke ausgeräube­rt.

Ich wünschte, all diese Katzen, die in fremden Gärten herumstrol­chen, Vögeln, Fröschen und Eidechsen nachstelle­n, sollten doch daheim bleiben, dort ihre Herrchen oder Frauchen erfreuen. Freilauf gerne, aber nicht in fremde Gärten.

Das bin ich dem Amselvater schuldig.

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