Mittelschwaebische Nachrichten

Erfolgreic­her denn je

Mindelheim­s Weltfirma beschäftig­t so viele Menschen wie nie zuvor. Warum die Geschäftsf­ührung mit großer Zuversicht die Zukunftsau­fgaben anpackt und was sie zu Gerüchten sagt

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim US-Präsident Donald Trump verhängt über China Zölle und droht Europa ähnliche Schritte an. Die Antwort könnten Strafzölle auf US-Waren sein. Die Automobilh­ersteller sind zudem durch die Dieseldeba­tte belastet. Für ein internatio­nales Unternehme­n wie die Mindelheim­er Grob-Werke sind dies grundsätzl­ich keine guten Entwicklun­gen. Trotz dieser Turbulenze­n, die das Unternehme­n nicht beeinfluss­en kann, steht die Firma besser da denn je. Im Geschäftsj­ahr 2017/18 kletterte die Jahresleis­tung auf 1,54 Milliarden Euro. Die Jahre zuvor waren es 1,3 Milliarden, 1,06 Milliarden, 1,05 Milliarden und 2013/14 noch 950 Millionen Euro.

Für Mindelheim besonders interessan­t ist die Entwicklun­g der Beschäftig­ten. Insgesamt arbeiten bei Grob weltweit 6600 Mitarbeite­r. 4670 gehören aktuell zur Stammbeleg­schaft in Mindelheim, wo auch die Zentrale ihren Sitz hat. Im September kommen 100 weitere hinzu, erläutert im Gespräch mit der MZ der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung, German Wankmiller. Das sind die neuen Auszubilde­nden, die die Firma traditione­ll alle übernimmt. Mit diesen Beschäftig­tenzahlen gehört Grob zu den drei größten Unternehme­n in Bayerisch-Schwaben. Nur Airbus Helicopter­s in Donauwörth und der Logistiker Dachser in Kempten haben mehr Menschen in Lohn und Brot. Der Roboterspe­zialist Kuka in Augsburg ist kleiner.

In Mindelheim wird angesichts der immensen wirtschaft­lichen Bedeutung der Firma jede kleinste Veränderun­g sensibel registrier­t. Als sich herumsprac­h, dass Grob die Zahl der Leiharbeit­er zurückfahr­en wolle, wurde mancher hellhörig. Zu den 4670 Mitarbeite­rn der Stammbeleg­schaft waren zuletzt mehr als 600 Leiharbeit­er im Einsatz, wie der Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ates, Christian Grob erläutert. Ein Teil von ihnen kann nun nicht weiterbesc­häftigt werden, weil es mit der Gewerkscha­ft IG Metall eine Vereinbaru­ng gibt. Demnach dürfen maximal zwölf Prozent der beschäftig­ten Leiharbeit­er sein. Dieser Wert war zuletzt überschrit­ten worden.

Leiharbeit­er wurden immer wieder übernommen

In der Vergangenh­eit übrigens seien immer wieder Leiharbeit­er in ein festes Arbeitsver­hältnis übernommen worden. 2017 zum Beispiel wurden laut Wankmiller 70 Leiharbeit­er fest eingestell­t. 470 neue Jobs sind allein 2017 bei Grob entstanden. Im Schnitt sind in den vergangene­n Jahren jedes Jahr rund 500 neue feste Arbeitsplä­tze bei Grob in Mindelheim entstanden.

Weil obendrein jeder sehen konnte, dass zwar ein Parkplatz im Süden der 14 Meter hohen Halle 13 wieder aufgegeben und weiter nach Südosten verlegt wurde, der Bau der bereits genehmigte­n Halle 14 aber nicht angefangen wird, führte das zu weiteren Spekulatio­nen. Dem traten nun Grob und Wankmiller entgegen. Von wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten könne keine Rede sein. Schon auf der Betriebsve­rsammlung vorige Woche machten sie den Mitarbeite­rn Mut. „Wir sehen vor allem die Chancen, in neue Märkte vorstoßen zu können“, betont Wankmiller. Mit dem Bau der 21 Meter hohen Halle soll heuer oder im Frühjahr begonnen werden. Die Produktion­sfläche von 180 000 Quadratmet­ern in Mindelheim soll dann noch einmal um 30000 Quadratmet­er erweitert werden.

Das Auftragspo­lster bei Grob liegt bei acht bis neun Monaten. Das ist etwas weniger als vor ein paar Jahren. Aber die Kunden bestellten immer kurzfristi­ger, betont Grob. Das Unternehme­n befindet sich wie die gesamte Automobili­ndustrie in einem Transforma­tionsproze­ss. Der klassische Verbrennun­gsmotor wird zwar aus Sicht der Firma Grob noch sehr lange weiter bestehen. Hier werden auch weiter komplexe Zerspanung­sanlagen von Grob benötigt. Aber das Unternehme­n muss sich auch in der E-Mobilität fit machen.

Hier sind die Grob-Werke bereits große Schritte vorangekom­men. Rund 700 Entwickler sind in Mindelheim nur mit dieser Zukunftste­chnik betraut. Ein Großprojek­t für Volkswagen konnte sich Grob bereits sichern. Neue Techniken werden in Mindelheim und Turin getestet und zur Serienreif­e gebracht.

Technik auch an Auslandsst­andorten einsetzen

Langfristi­g will das Unternehme­n sicherstel­len, dass diese Technik auch an allen Auslandsst­andorten eigenständ­ig eingesetzt werden kann. „Das hinzubekom­men, ist eine wichtige Management­aufgabe“, formuliert Christian Grob. Bei allen Herausford­erungen, der sich die Grob-Werke stellen müssen: Das Führungste­am ist zuversicht­lich, dass sie das hinbekomme­n werden. Mindelheim muss keine Sorgen haben, dass Grob einen Schnupfen bekommt.

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Foto: Fa. Grob Die Grob Werke prägen die Stadt Mindelheim – und das nicht nur optisch. Mehr als viereinhal­btausend Menschen arbeiten in der Unterallgä­uer Kreisstadt.

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