Mittelschwaebische Nachrichten

Zwölf Uhr mittags auf dem Nürburgrin­g

Harte Anstiege, rasende Abfahrten und 24 Stunden Dauerbelas­tung: Wie die Niederraun­auer Gruppe die Herausford­erung meisterte

- VON PETER BAUER

Niederraun­au/Nürburgrin­g Zwölf Uhr mittags auf dem Nürburgrin­g. Immer dunkler wird der Himmel. Ein Gewitter zieht auf, als Thomas Hofmann mit seinem Rennrad an den Start geht. Starker Regen zum Auftakt für ein Rennen, bei dem die Gruppe mit Thomas Hofmann, Ewald Przygoda, Jessica Possiel und Dennis Schmidt 24 Stunden auf dem legendären Nürburgrin­g unterwegs sein wird. Als Hofmann und Przygoda jetzt, mit einigen Tagen Distanz, über das 24-Stunden-Rennen erzählen, steht zunächst dieser heftige Beginn des Rennens gewisserma­ßen unmittelba­r im Raum. Aber spürbar ist bei den beiden vor allem die Erleichter­ung, diese Belastung geschafft zu haben, die Freude, dass alles gut ging, auch der Stolz mit Blick auf das hervorrage­nde Ergebnis.

750 Viererteam­s waren beim 24-Stunden-Rennen am Start. Jede Runde hatte 26 Kilometer und circa 500 Höhenmeter, dabei war ein etwa 4,5 Kilometer langer Anstieg mit einer Spitzenste­igung bis zu 17 Prozent zu überwinden. 658 Gruppen fuhren das Rennen zu Ende. Die Niederraun­auer Gruppe, die für „Uwe’s Radlschupp­en“fuhr, belegte am Ende den ausgezeich­neten 156. Platz. Die Vierergrup­pe schaffte in 24 Stunden 25 Runden. Doch die Statistik lässt das ungewöhnli­che Erlebnis auf dem Ring nur erahnen.

Hofmann und Przygoda fahren mit dem Wohnmobil in die Eifel. Die Radler sind im Bereich des Rings untergebra­cht. Musik, gute Laune, viele Gespräche: „Die Stimmung hatte was von einem Rockfestiv­al“, sagt Hofmann (der 47-Jährige aus Deisenhaus­en arbeitet seit vielen Jahren für das Ursberger Dominikus-Ringeisen-Werk). Dann der Start im Gewitterre­gen. Doch es klart rasch wieder auf, die vier „Niederraun­auer“finden ihren Rhythmus und spulen in stetigem Wechsel und in stetiger Ablösung nach jeweils einer gefahrenen Runde Kilometer für Kilometer herunter.

Geradezu rasant sind die Geschwindi­gkeiten in den Abfahrten. Hofmann erreicht mit seinem Rennrad satte 94 Stundenkil­ometer, bei Przygoda sind es 91 Stundenkil­ometer. Steile Abfahrten: Das ist besonders nachts eine große Herausford­erung. Der Ring ist unbeleucht­et, die Radler müssen sich auf die Beleuchtun­g an ihren Rädern verlassen. „Das war manchmal schon ein mulmiges Gefühl“, sagt Przygoda. Dem 46-Jährigen aus Krumbach (er ist in Neuburg bei der Firma Kardex Remstar beschäftig­t) reißt in der Endphase des Rennes eine Speiche. Aber das Team weiß sich zu helfen. Wenn Przygoda an den Start geht, dann nutzt er für seine Runden das Vorderrad von Dennis Schmidt (der 28-jährige Sohn von Uwe Schmidt lebt in Magdeburg und arbeitet als Controller bei einem Energiever­sorgungsun­ternehmen). Schmidt hat die 30-jährige Jessica Possiel aus Braunschwe­ig bei einer Sportveran­staltung kennengele­rnt, die beiden komplettie­ren die Niederraun­auer Vierergrup­pe.

Erholung und Regenerati­on in den Pausen: Das ist bei einer 24-Stunden-Herausford­erung essenziell. Es gibt unter anderem jede Menge Nudeln, Käsesemmel, Obst, Energierie­gel, Nüsse oder auch Salzgebäck. Eine insgesamt eher „klassische“Mischung, aber genau richtig, um den Körper in Schwung zu halten. „Doch gegen Ende des Rennens bringt man kaum mehr einen Bissen runter“, sagt Hofmann. Es sind die Momente, in denen die ungeheure Belastung, das ständige Fahren am Anschlag, spürbar wird.

Stürze auf dem anspruchsv­ollen Kurs

Viele der Starter unterschät­zen den welligen, kurvigen Kurs, immer wieder kommt es zu Stürzen. Doch die Raunauer Gruppe kommt durch. Die Frauen von Hofmann und Przygoda sind nicht mitgereist, aber angesichts der digitalen Möglichkei­ten der Gegenwart sind sie gewisserma­ßen „live“dabei. Und sie sind Teil der Freude, als 24 Stunden nach dem Start alles geschafft ist – es ist wieder 12 Uhr mittags. Ein guter Ausgang, ein bisschen wie im legendären Western „Zwölf Uhr mittags“sozusagen.

 ?? Foto: Sammlung Hofmann ?? Thomas Hofmann am Start des 24 Stunden Radrennens auf dem Nürburgrin­g. Er ging für die Raunauer Gruppe als Erster an den Start.
Foto: Sammlung Hofmann Thomas Hofmann am Start des 24 Stunden Radrennens auf dem Nürburgrin­g. Er ging für die Raunauer Gruppe als Erster an den Start.
 ?? Foto: Sammlung Hofmann ?? Die Raunauer Gruppe auf dem Nürburgrin­g: Unser Bild zeigt von links Ewald Przygo da, Dennis Schmidt, Thomas Hofmann und Jessica Possiel.
Foto: Sammlung Hofmann Die Raunauer Gruppe auf dem Nürburgrin­g: Unser Bild zeigt von links Ewald Przygo da, Dennis Schmidt, Thomas Hofmann und Jessica Possiel.

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