Mittelschwaebische Nachrichten

Knapper Sieg für das „Krokodil“

Ex-Geheimdien­stchef gewinnt die Wahlen in Simbabwe

-

Harare Das „Krokodil“bleibt an der Macht. In Simbabwe hat Staatschef Emmerson Mnangagwa die erste Wahl nach dem Rücktritt von Langzeitpr­äsident Robert Mugabe gewonnen. „Dies ist ein Neubeginn“, twitterte der 75-Jährige am Freitagmor­gen. Mnangagwa von der Partei Zanu-PF, die seit knapp 40 Jahren an der Macht ist, erhielt der Wahlkommis­sion zufolge 50,8 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteil­igung lag den Angaben zufolge bei über 80 Prozent in den meisten der zehn Provinzen. Ob das knappe offizielle Resultat für eine Beruhigung der angespannt­en Lage führt, ist wenig wahrschein­lich. Im Gegenteil: Die Befürchtun­gen vor Unruhen sind groß. Bereits am Mittwoch waren Proteste gegen mutmaßlich­e Wahlmanipu­lationen eskaliert. Soldaten eröffneten in Harare das Feuer auf Demonstran­ten, mindestens sechs Menschen wurden getötet.

Die Opposition­spartei MDC von Reformer Nelson Chamisa, der 44,3 Prozent der Stimmen erhielt, erkennt das Ergebnisse nicht an. Eine MDC-Sprecherin sprach von „Wahlbetrug“. Bereits vor der Verkündung der Ergebnisse hatte der 40-jährige Chamisa erklärt, er werde das Ergebnis im Falle eines Sieges von Mnangagwa „im Rahmen der Verfassung“anfechten.

Die historisch­e Abstimmung am Montag war die erste Wahl ohne Mugabe, 94, der fast vier Jahrzehnte lang an der Macht war. Einst als Freiheitsk­ämpfer gefeiert, stürzte er das Land im Süden Afrikas in eine tiefe Krise, in der es heute noch steckt. Im November putschte das Militär und zwang den Staatschef zum Rücktritt. Damit schlug die Stunde für Mugabes ehemaligen Vizepräsid­ent Mnangagwa, der wegen seiner Skrupellos­igkeit oft „das Krokodil“genannt wird – er übernahm die Macht. Zunächst herrschte vorsichtig­er Optimismus im Land: Mnangagwa gab sich staatsmänn­isch, er versprach Reformen und faire Wahlen. Doch angesichts des harten Vorgehens gegen die Demonstran­ten nach der Abstimmung und der Kritik von internatio­nalen Wahlbeobac­htern drohen die Hoffnungen zu verblassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany