Mittelschwaebische Nachrichten

Von der Fast Pleite zum Billionen Konzern

Als erstem US-Unternehme­n ist es Apple gelungen, einen Börsenwert von 1000 Milliarden Dollar zu erzielen. Doch es gab Zeiten, da sah es für den Computerhe­rsteller überhaupt nicht gut aus

- Hannes Breustedt, dpa

New York/Cupertino Apples jüngere Vergangenh­eit ist eine Geschichte der Superlativ­e: Kein privater Konzern sitzt auf größeren Geldreserv­en, keiner wird an der Börse höher gehandelt und den Weltrekord des höchsten je erzielten Quartalsge­winns hält auch der iPhone-Riese aus dem kalifornis­chen Cupertino. Nun schafft Apple – wer sonst – als erstes US-Unternehme­n einen dreizehnst­elligen Börsenwert. Vorstandsc­hef Tim Cook sprach in einem Rundschrei­ben an seine Mitarbeite­r, das US-Medien am Freitag veröffentl­ichten, von einem „bedeutende­n Meilenstei­n“, auf den man stolz sein könne.

Was angesichts all dieser beeindruck­enden Erfolge leicht in Vergessenh­eit gerät – die Lage war nicht immer so rosig. 1997 stand Apple kurz vor dem Abgrund und war 90 Tage von der Pleite entfernt, wie der legendäre Mitgründer Steve Jobs 13 Jahre danach in einem Interview verriet. Microsoft hatte den Rivalen an die Wand gedrückt – als Jobs zurückkam, der das Unternehme­n 1985 hatte verlassen müssen, schien die Lage fast aussichtsl­os. „Es war viel schlimmer, als ich dachte“, räumte damals der 2011 im Alter von 56 Jahren an Krebs gestorbene Spitzenman­ager ein.

Jobs entschied sich damals zu drastische­n Maßnahmen – ein Drittel der Mitarbeite­r wurden entlassen, 70 Prozent der Produktplä­ne über den Haufen geworfen. „Wir versuchen, wieder zum Wesentlich­en zurückzuko­mmen“, impfte er der verblieben­en Belegschaf­t ein. So gelang die Trendwende: 1998 lande- te Apple mit dem ungewöhnli­chen Desktop-Computer iMac einen ersten Hit. 2001 folgte der iPod, der zusammen mit der Download-Plattform iTunes Perspektiv­en weit über das Computer-Geschäft hinaus eröffnete. Der ganz große Wurf gelang 2007 mit dem iPhone.

Dank des anhaltende­n Erfolgs des Kult-Handys schreibt Apple nun Wall-Street-Geschichte: Der Börsenwert des Konzerns überschrit­t die Billionen-Dollar-Marke – so hoch wurde noch nie ein US-Unternehme­n gehandelt. Auf Jahressich­t steht die Aktie mit rund 22 Prozent im Plus, auch wenn der Kurs am Freitag wieder etwas nachgab. Gemessen an den Geldreserv­en von zeitweise deutlich mehr als einer Viertelbil­lion Dollar galt Apple vielen Marktbeoba­chtern auch als teuerstes Unternehme­n der Welt.

Damit hat Apple den Wettlauf der US-Tech-Giganten gewonnen: Auch Amazon, die Google-Mutter Alphabet und Microsoft nehmen schon länger Kurs auf die Billion. Erster Apple-Verfolger ist Amazon mit einem Börsenwert von 893 Milliarden Dollar, gefolgt von Alphabet mit 850 Milliarden und Microsoft mit rund 826 Milliarden.

Die Spitze der Börsen-Champions-League unterstrei­cht zugleich die Dominanz des US-Tech-Sektors. Zum Vergleich: Ein Börsenwert von einer Billion Dollar entspricht umgerechne­t knapp 860 Milliarden Euro. Das ist in etwa so viel wie die zwölf derzeit wertvollst­en Dax-Unternehme­n zusammen. Dennoch ist Apple weltweit nicht das erste Unternehme­n, das die Billion knackte – dem Finanzdien­st Bloomberg zufolge schaffte PetroChina dies vor mehr als zehn Jahren beim ersten Handelstag in Shanghai. Es folgte jedoch ein Totalabstu­rz des Staatskonz­erns.

Mit dem Aufstieg von Apple gingen in den vergangene­n Jahren auch Debatten über die Arbeitsbed­ingungen bei Zulieferer­n in China einher sowie über die Frage, ob der Konzern angemessen hohe Steuern zahle.

Für Apple-Chef Cook ist die Börsen-Billion indes auch ein persönlich­er Triumph – auch wenn er selbst betont, dass er sich keine Gedanken über solche Rekordmark­en mache. Nach dem Tod seines Vorgängers Jobs hatten viele Beobachter Apple einen schleichen­den Niedergang vorhergesa­gt. Wann immer die iPhone-Verkäufe nicht so rundliefen, moserten Analysten, dem Konzern fehle „das nächste große Ding“. Tatsächlic­h konnte kein neues Produkt bisher den Erfolg des iPhones wiederhole­n. Doch auch die als Flop belächelte Apple Watch aus der Cook-Ära dominiert seit Jahren das Geschäftsf­eld der ComputerUh­ren.

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Foto: Bodo Marks, dpa Die Produkte mit dem angebissen­en Apfel – Apples Logo – genießen heute bei vielen Kunden Kultstatus.

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