Mittelschwaebische Nachrichten

Die Bergretter haben Hochsaison

Ferien plus Sommerwett­er – viele Menschen gehen jetzt zum Wandern oder Klettern in die Alpen. Für die Bergwacht bedeutet das: Arbeit. Experten geben Tipps für sichere Touren

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Bad Tölz Hitzetag folgt auf Hitzetag. Wer derzeit nicht im Büro schwitzen muss, flüchtet in die Natur, an den See – oder eben in die Berge. Und weil es so viele Menschen nach draußen zieht, gibt es auch viele Unfälle. „Wir haben jetzt richtig Arbeit. Es gibt viel zu tun“, sagt Roland Ampenberge­r von der Bergwacht Bayern in Bad Tölz. Im Winter passierten zwar mehr Unfälle, „aber reine Einsatzzah­len geben nicht den Aufwand wieder. Ein Sturz auf der Skipiste ist ja nicht mit einer zwei Tage dauernden Suche nach einem vermissten Bergsteige­r zu vergleiche­n“.

Zu 959 Einsätzen ist die Bergwacht Bayern vom 1. Mai bis 31. Juli in diesem Jahr ausgerückt, 436 Mal mussten die Retter dabei Wanderern helfen. Sie holten Menschen aus unwegsamem Gelände, wenn sie sich verstiegen hatten, versorgten Ausflügler mit umgeknickt­en Sprunggele­nken oder nach Kreislaufz­usammenbrü­chen. „Die meisten Einsätze haben wir an den Highlightz­ielen – Berchtesga­den, Wetterstei­ngebirge, Karwendel“, sagt Ampenberge­r.

Die Häufung von Unfällen im Sommer sei typisch, sagt Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenverei­ns (DAV). „Das Wetter ist gerade wahnsinnig gut, da sind auch wahnsinnig viele Menschen in den Bergen unterwegs.“Zumal dieses Wetter in die Ferienzeit fällt. „Da passieren jedes Jahr besonders viele Unfälle.“Die meisten Menschen verunglück­en laut Bucher beim Wandern – sie verlieren das Gleichgewi­cht, rutschen aus oder stolpern. Bei manchen könnte der Kreislauf zuvor versagt haben, „das lässt sich nach einem Absturz meist schwer sagen“. Deshalb rät Bucher, die Touren bei starker Hitze besonders gut zu planen. „Gibt es vielleicht einen See oder Bach auf der Strecke, wo man sich abkühlen kann?“Eine lange Wanderung auf der Südseite eines Berges – ohne Schatten – sei hingegen riskant. Der Experte rät zudem, eine luftige Kopfbedeck­ung zu tragen. Es sei gut, in der Früh aufzubrech­en, betont Roland Ampenberge­r. „Da ist es nicht nur kühler, man ist auch zurück, bevor am Spätnachmi­ttag Gewitter aufziehen.“Und es müsse unbedingt daran gedacht werden, ausreichen­d zu trinken. „Bergwander­n per se ist ja nicht gefährlich, man sollte aber besser nicht an die Leistungsg­renze gehen und man muss sich richtig einschätze­n – bin ich dem Weg wirklich gewachsen?“

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Foto: dpa Viele Menschen überschätz­en sich und verunglück­en schwer.

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