Mittelschwaebische Nachrichten

Kovac und die Bayern – passt das?

Der neue Trainer soll nicht nur die Liga beherrsche­n, sondern auch in der Champions League weit kommen. Einen Umbruch in der Mannschaft gibt es (noch) nicht

- VON TILMANN MEHL

München Die Hoffnungen der Liga ruhen auf Niko Kovac. Vielleicht ist der neue Trainer des FC Bayern ja nicht fähig, die Mannschaft zur siebten Meistersch­aft in Folge zu führen. Vielleicht ergibt sich so die Chance, den Münchnern ihr Abo auf den Titel zu kündigen. Vielleicht.

Also, hat Niko Kovac das Format, das Team weiter die Liga beherrsche­n zu lassen?

Klares Ja. Schon bevor die enttäuscht­en WM-Fahrer (außer Corentin Tolisso) zurückkehr­ten, hat der neue Trainer das Team überzeugt. Größere Trainingsu­mfänge und intensiver­e Einheiten lassen die Mannschaft glauben, fit in die Saison zu gehen. Und wenn das Team fit ist, gibt es in der Liga keine Elf, die über 34 Spieltage hinweg paroli bieten kann.

Fitness ist das eine, aber ist es in München nicht viel wichtiger, die versammelt­en Stars bei Laune zu halten?

Das ist zumindest genauso bedeutend. Carlo Ancelotti hat gespürt, wie schnell das Vertrauen des Vorstands verloren gehen kann, wenn es Unzufriede­nheit innerhalb der Mannschaft gibt. Bisher aber wirkt es so, als habe Kovac einen guten Draht zu Franck Ribéry und Arjen Robben. Quängeln die beiden nicht bei Uli Hoeneß, ist aus Trainersic­ht schon mal viel gewonnen.

Robben ist 34 Jahre alt, Ribéry 35 – die beiden dürfen doch gar keine Rolle mehr spielen.

Tun sie aber. Nicht, weil es verdiente Spieler sind, sondern weil sie das Vertrauen immer noch zurück zahlen und schlicht kein Konkurrent bislang besser war als sie. Sollte nun aber Kingsley Coman endlich verletzung­sfrei bleiben, wird sich die Spielzeit der beiden Altstars ganz automatisc­h reduzieren. Sollte dazu auch noch Serge Gnabry beweisen, dass er internatio­nales Format besitzt, wird es eng für Ribéry und Robben. Dann geht es für Kovac darum, den beiden schonend beizubring­en, dass irgendwann einmal die Zeit für jeden kommt.

Coman, Gnabry, in der Defensive möglicherw­eise Süle – für den großen Wurf in der Champions League reicht das aber nicht, oder?

Zumindest dürften andere Team individuel­l besser besetzt sein. Allerdings ist Real Madrid über den Zenit hinaus und hat Ronaldo abgegeben. Und wer hatte vergangene Saison schon mit Liverpool gerechnet? Die Münchner haben nach dem Aus gegen Real in der vergangene­n Saison noch eine Rechnung mit der Champions League offen. So wie 2012, als sie das Finale Dahoam verloren. Ein Jahr später stemmten sie den Henkelpott in die Luft.

Das Team damals war aber ein verschwore­ner Haufen, davon kann ja heute nicht die Rede sein, Stichwort Lewandowsk­i.

Ohne einen Lewandowsk­i in Form gewinnen die Münchner nichts. Naja, vielleicht die Meistersch­aft. Der Stürmer ist eigenwilli­g, mitunter egoistisch. Er ist aber auch – und das wird gerne vergessen – einer der weltbesten Angreifer. Ihn gilt es ins Mannschaft­sgefüge einzubinde­n. Dass Kovac dazu in der Lage ist, hat er bereits in Frankfurt bewiesen. Dort vereinte er Spieler aus aller Herren Länder zu einem funktionie­renden Gebilde, fand die richtigen Worte und die passende Rolle für Kevin-Prince-Boateng. Kovac und die Bayern: Das könnte passen.

Die Münchner feiern die siebte Meistersch­aft am Stück. Möglich, dass es anfangs etwas ruckelt und dauert, bis die WM-Fahrer in Form sind. Letztlich aber ist national keine Mannschaft zu sehen, die den Bayern gefährlich werden könnte.

Goretzka (Schalke, ablösefrei), Sanches (Swansea City, war ausgeliehe­n), Gnabry (TSG 1899 Hoffenheim, war aus geliehen), Davies (ab Januar 2019/Van couver Whitecaps, 15 Millionen Euro)

Douglas Costa (Juventus Turin, 40 Mio., war zuvor ausgeliehe­n), Dorsch (1. FC Heidenheim, ablösefrei), F. Götze (FC Augsburg, ablösefrei), Benko (LASK Linz, ablösefrei), Starke (Karrierend­e)

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Foto: Erwin Scheriau, dpa Der neue Chef: Seit Saisonbegi­nn gibt Niko Kovac die Kommandos beim FC Bayern. Als Spieler lief der Kroate zwei Jahre lang für den Rekordmeis­ter auf, nun trainiert er den Klub.
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Niko Kovac aus Sicht unseres Karikatu risten Christoph Härringer.
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