Mittelschwaebische Nachrichten

Verfahren gegen Kripo Chef im Sande verlaufen

Beamte sollen sich falsch verhalten und ihr Vorgesetzt­er Jürgen Schweizer soll es geduldet haben. Das stand in einem anonymen Brief. Warum der Kriminaler trotz der eingestell­ten Ermittlung­en nicht auf seinen Posten zurück will

- VON WALTER KAISER

Neu Ulm/Günzburg Ein anonymer Brief steht am Beginn der Geschichte. Adressiert ist das Schreiben unter anderem an das Polizeiprä­sidium in Kempten und an die Staatsanwa­ltschaft. Der Inhalt: Drei Beamte der Kriminalpo­lizei Neu-Ulm hätten sich Verfehlung­en zuschulden kommen lassen. Geduldet werde dieses Fehlverhal­ten von ihrem Chef Jürgen Schweizer. Gegen die drei Beamten und ihren Dienststel­lenleiter werden Straf- und Disziplina­rverfahren eingeleite­t Das Ganze zieht sich mehr als ein Jahr hin. Ausgegange­n ist es wie das Hornberger Schießen. „Es hat sich herausgest­ellt, was ich von Anfang an sagte: Ich habe mir nichts vorzu- werfen“, erklärt der in Günzburg wohnende ehemalige Kripo-Chef auf Anfrage unserer Zeitung. Jürgen Schweizer ist zwar rehabiliti­ert, der Flurschade­n ist aber beachtlich.

Die Nachricht traf Jürgen Schweizer wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Am 17. Mai des vergangene­n Jahres wurde dem Kriminalra­t mitgeteilt, dass ihm verboten sei, seine Dienstgesc­häfte weiter auszuüben, daneben wurde ein Hausverbot erteilt. Während die drei Beamten weiter ihren Dienst versehen durften, wurde Jürgen Schweizer freigestel­lt. Seine bereits anstehende Beförderun­g wurde auf Eis gelegt.

Begründet wurde die Suspendier­ung mit dem anonymen Schreiben, das im Dezember 2016 verschickt worden war. In dem Brief war dar- worden, die drei Beamten hätten ihre Arbeitszei­ten manipulier­t, außerdem hätten sie Dienstfahr­zeuge für private Zwecke missbrauch­t. Dass ihr Chef das geduldet habe, erfülle den Straftatbe­stand des „Verleitens von Untergeben­en zu Straftaten“. Der Brief war Anlass, ein Strafverfa­hren gegen die vier Kriminalpo­lizisten einzuleite­n. Es zog sich bis 3. Januar dieses Jahres hin. Dann stellte die Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en ein.

Das Disziplina­rverfahren gegen den Kripo-Chef wurde allerdings fortgeführ­t. Es dauerte noch bis Anfang Juli, ehe auch dieses Verfahren im Sande verlief. Also alles in bester Ordnung? Nicht ganz. Während seiner Suspendier­ung bezog Jürgen Schweizer zwar weiter sein Gehalt, doch er sieht seinen Ruf geschädigt. Denn in zwei Pressemitt­eilungen hatte das Polizeiprä­sidium den Fall öffentlich gemacht – zum Teil mit Formulieru­ngen, die einer Vorverurte­ilung gleichgeko­mmen seien, erklärt Schweizer.

Angesichts „dieser Art und Weise“sei für ihn klar gewesen, dass er nicht auf den Posten des Neu-Ulmer Kripo-Chefs, der im Übrigen seit der Freistellu­ng Schweizers unbesetzt ist, zurückkehr­en könne. Die Kripo Neu-Ulm ist für den Landkreis Neu-Ulm und den Alt-Landgelegt kreis Günzburg zuständig. „Eine weitere Zusammenar­beit mit dem Polizeiprä­sidium in Kempten wäre für mich nicht mehr möglich gewesen“, erklärt Schweizer.

Noch während das polizeiint­erne Disziplina­rverfahren gegen ihn lief, erhielt Jürgen Schweizer ein Angebot des Bayerische­n Innenminis­teriums. „Ich arbeite jetzt an einem bayernweit­en Projekt mit Sitz im Raum Augsburg, das mich die nächsten Jahre beschäftig­en wird.“Ein hübsches Detail: Das Innenminis­terium hat zudem rückwirken­d Schweizers Beförderun­g zum Kriminalob­errat nachgeholt. Insoweit macht der ehemalige Neu-Ulmer Kripo-Chef einen entspannte­n Eindruck. „Da ich rehabiliti­ert bin, sehe ich das Ganze als beendet an.“

 ?? Fotos: Alexander Kaya, Kaiser ?? Die Staatsanwa­ltschaft hat gegen drei Beamte der Kripo Neu Ulm und ihren Chef wegen angebliche­r Vergehen ermittelt. Herausgeko­mmen ist dabei nichts.
Fotos: Alexander Kaya, Kaiser Die Staatsanwa­ltschaft hat gegen drei Beamte der Kripo Neu Ulm und ihren Chef wegen angebliche­r Vergehen ermittelt. Herausgeko­mmen ist dabei nichts.
 ??  ?? Jürgen Schweizer
Jürgen Schweizer

Newspapers in German

Newspapers from Germany