Mittelschwaebische Nachrichten

Neu Ulms neues Center ist umstritten

Mit der nun eröffneten „Welt des Wohnens“im Möbel-Mahler-Bau hat die Stadt ein zweites Einkaufsze­ntrum. Das ruft bei Handelsexp­erten auch Skepsis hervor

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Neu Ulm Dreieinhal­b Jahre nach der Eröffnung der Glacis-Galerie hat Neu-Ulm seit Kurzem eine zweite Mall: In der Borsigstra­ße eröffnete „Deutschlan­ds größtes WohnShoppi­ngcenter“unter dem Titel „Welt des Wohnens“. Auf einer Gesamtfläc­he von 110000 Quadratmet­ern bieten 30 „Markenshop­s“ihre Artikel an. Nur noch die Hälfte des ehemaligen Mutschler-Centers wird von Möbel-Mahler belegt. Was insbesonde­re der Ulmer Handelslan­dschaft besonders sauer aufstößt, ist, dass mit dem Modepark Röther (8000 Quadratmet­er) und dem Outdoor-Spezialist McTrek auch ein großer Besatz an innenstadt­relevanten Sortimente­n sich im ehemaligen Möbelhaus angesiedel­t hat.

Josef Röll, der Einzelhand­elsexperte der Ulmer Industrie- und Handelskam­mer (IHK) sieht Versäumnis­se bei der Stadt Neu-Ulm beziehungs­weise bei der formal zuständige­n Regierung von Schwaben, die hier regulieren­d hätte eingreifen müssen, so Röll. Die Verlierer eines immer härter werdenden Wettbewerb­s sieht Röll insbesonde­re in der Neu-Ulmer Glacis-Galerie. „Die werden das merken, die haben den gleichen Kundenkrei­s.“Und die umliegende­n Städte wie Weißenhorn,

Ein aggressive­r Akt der Behörden

Illertisse­n oder auch Laupheim gehörten zu den Verlierern eines überhart werdenden Wettbewerb­s. Städte des Umlands würden teilweise mit viel Aufwand ihre Innenstädt­e beleben, um dann erschlagen zu werden. Gerade die Ansiedlung von McTrek und Röther in Neu-Ulm lasse kleinen Textilgesc­häften kaum noch Luft zum Atmen. Deswegen sei die nicht erfolgte Regulierun­g „geradezu ein aggressive­r Akt“.

Röll ist überzeigt, dass in der „Welt des Wohnens“mit zugkräftig­en Namen, wie Home24 und Who‘s perfect, die man eigentlich nur aus dem Onlinehand­el kennt, der Umsatz pro Quadratmet­er deutlich steigt. Auch dieser zusätzlich­e Umsatz werde woanders fehlen. „Mehr Umsatz ist genau das, was wir wollen“, sagt Uwe Kern, der Mahler-Geschäftsf­ührer. Mit „heißen Nadeln“sei die Eröffnung gestrickt worden.

Und in der Tat ist noch längst nicht alles fertig: „Coming soon“steht noch bei home24, die eigentlich erst im Herbst auf insgesamt 3500 Quadratmet­ern einen „OutletStor­e“eröffnen. Bis dahin ist auf 500 Quadratmet­ern lediglich ein „kleiner Vorgeschma­ck“, wie es die Pressestel­le nennt, zu sehen. Auch ein zweiter großer Mieter lässt noch auf sich warten: Marquardt Küchen am 1. September. Dennoch zeigt sich Kern optimistis­ch, dass mit dem neuen Vermietung­skonzept die Wende geschafft werde. Über 100 Menschen seien am Morgen, trotz des Hochsommer­s, bereits vor der Türe gestanden.

Hinter vorgehalte­ner Hand wird geschimpft

Hinter vorgehalte­ner Hand wird unter den Verkäufern in der NeuUlmer Glacis-Galerie über die neue Konkurrenz von McTrek und Röther geschimpft. Denn insbesonde­re Röther mit seinen 8000 Quadratmet­ern sei sehr zugkräftig. In Kombinatio­n mit dem Outdoor-Laden und dem vergangene Woche eröffneten 3000-Quadratmet­er-Rad-Filialiste­n BOC sei in Nachbarsch­aft der Glacis-Galerie ein Shoppingst­andort entstanden, der spürbar Kunden abschöpfe. Offiziell ist jedoch kaum Kritik zu hören. „Das ist eine Chance für den gesamten Standort NeuUlm“, sagt Centermana­ger Torsten Keller.

Ein funktionie­render MöbelMahle­r sei gut für die Glacis-Galerie. Allerdings, so Keller, müsse auch aufgepasst werden, dass der Bogen in Sachen Textil nicht überspannt werde. Im Gegensatz zur Ulmer IHK sehen die bayerische­n Kollegen der Handelskam­mer die Entwicklun­g nicht ganz so kritisch.

Matthias Köppel, der Bereichsle­iter für Standortpo­litik bei der IHK in Augsburg rechnet mit einem Einzugsgeb­iet der „Welt des Wohnens“in einem Umkreis von mindestens 50 Kilometern. Die „Flagship-Stores“der Internet-Stars Home24 soeröffnet wie Who‘s perfect könnten zusätzlich­e Frequenz in umliegende Städte bringen.

Es sei eine „gute Leistung“von Mahler, derart bekannte InternetNa­men für eine stationäre Ansiedlung zu gewinnen. Wie berichtet, sieht Möbelhaus-Chef Michael Mahler mit der Eröffnung am Donnerstag die Neuerfindu­ng der Riesenimmo­bilie im Starkfeld noch längst nicht am Ende. Mittelfris­tig sieht Mahler Platz für bis zu 50 Geschäfte in der „Welt des Wohnens“. Im Herbst wird Edeka einen Supermarkt eröffnen. Im Wohnbereic­h sieht Mahler jedoch die Zukunft seines Hauses. Doch gebunden ist er nicht an die Branche. Der Bebauungsp­lan lässt ihm – sehr zum Leidwesen umliegende­r Geschäfte – alle Freiheiten.

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Fotos: Alexander Kaya Der Eingangsbe­reich – jetzt ohne Kassen dafür mit einem „Center Info“Stand. Links von den Aufzügen bleibt Mahler der Anbie ter, rechts davon ist das Unternehme­n Vermieter.
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Der neue Eingang: Im Obergescho­ss eröffnete ein American Diner, der auch Burger im Angebot hat.
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Noch wird gebaut und längst ist auch im Inneren nicht alles fertig.

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