Mittelschwaebische Nachrichten

Leergut wird zum begehrten Gut

Bundesweit sind wiederbefü­llbare Flaschen und Kästen in diesem Sommer Mangelware. Was bedeutet das für Getränkehe­rsteller? Das Beispiel der Brauerei Autenried macht es deutlich

- VON WALTER KAISER

Autenried Die Kunden interessie­rt vor allem eines: Sind bei dieser Hitze genügend Getränke im Haus? Getränkehe­rsteller sind in diesen Tagen um anderes besorgt: Sind noch genügend Flaschen und Kisten im Lager, um Händler und Privatkund­en beliefern zu können? Bundesweit ist Leergut derzeit Mangelware. Die Schlossbra­uerei Autenried kommt über die Runden, weil rechtzeiti­g Vorsorge getroffen wurde. Aber auch sie muss zusehen, dass Leergut rasch zurückkehr­t. Um welche Dimensione­n es selbst bei einer „nur“mittelstän­dischen Regionalbr­auerei geht, erläutert Firmenchef Rudolf Feuchtmayr im Gespräch mit unserer Zeitung.

In der Schlossbra­uerei werden zahlreiche unterschie­dliche Getränke hergestell­t, verschiede­ne Biere und Radler, diverse Fruchtscho­rlen oder Mineralwas­ser mit mehr oder weniger Kohlensäur­e. „Da stehen bei einer mehrköpfig­en Familie schnell mal fünf, sechs Kisten im Keller“, erklärt Rudolf Feucht- mayr. Und wenn der Vorrat allmählich zur Neige geht, wird vorsorglic­h Nachschub geholt. Bis die erst nach einigen Tagen leeren Kisten zurückgege­ben werden, kann es dauern. In der Summe der vielen Kunden läppert sich das. „Es entsteht ein Vakuum an Leergut“, erläutert der Firmenchef.

Wie viele Getränkeki­sten bei der Schlossbra­uerei in Umlauf sind, kann Rudolf Feuchtmayr nicht genau sagen. „Zwischen 400000 und 500000“seien es wohl. Etwa 30 Prozent davon seien die Kapazitäts­reserve. Im Winter wird die nicht gebraucht, in diesen heißen Tagen und Wochen ist er froh, ausreichen­d vorgesorgt zu haben. Schon im November muss er bei den Glashütten anmelden, wie viele Flaschen er im kommenden Jahr braucht, bei den Hersteller­n der Getränkeki­sten ist es ähnlich. Aus Kosten- und anderen Gründen werde bei Flaschenun­d Kistenhers­tellern nicht mehr auf Vorrat produziert. Wird es, wie in diesem Sommer der Fall, auf dem Markt eng, sind Flaschen und Kisten „ruckizucki weg“, wie er sagt.

Weitsicht ist also gefragt. Denn täglich müssen etwa vier Prozent der Autenriede­r Flaschen ersetzt werden, weil sie abgenutzt, zu stark zerkratzt oder bei den Kunden zu Bruch gegangen sind. Auch das läppert sich im Laufe eines Jahres. Nicht zuletzt finanziell. Denn eine Getränkeki­ste kostet einschließ­lich Flaschen zwischen zehn und zwölf Euro, das Pfand macht aber nur etwa 25 Prozent dieser Kosten aus.

Klagen will Feuchtmayr nicht. „Uns kommt der Jahrhunder­tsommer gelegen.“Und das aus mehreren Gründen. Zum einen läuft das Geschäft mit Getränken wie geschmiert, zum anderen gibt es Lieferengp­ässe bei vielen großen Billigprod­uzenten. Da greift mancher Händler und Privatkund­e auf die Schlossbra­uerei zurück. Und bleibt ihr womöglich treu. „Weil’s besser schmeckt und aus der Region kommt.“Feuchtmayr: „Das ist eine gute Werbung für uns.“Arbeit haben die Beschäftig­ten der Schlossbra­uerei in diesen Wochen reichlich. Immer wieder müssen die Abfüllablä­ufe neu getaktet werden, Knochenarb­eit müssen vor allem die Fahrer leisten. Mal sitzen sie bei 60 Grad im Führerhaus, dann geht’s in ein Kühllager, danach wieder bei brütender Hitze treppauf, treppab. Feuchtmayr: „Das sind Höchstleis­tungen, die Respekt verdienen.“

Hinter dem bundesweit­en Mangel an Leergut erkennt der Autenriede­r Firmenchef ein grundsätzl­iches Problem des Wirtschaft­ens heutiger Tage. „Leute, die sich Betriebswi­rte nennen, rechnen vor, dass Leergut teuer ist.“Das sei zwar richtig. Ein Unternehme­n in dieser Hinsicht auf Kante zu nähen, sei aber unter Umständen eine „Milchmädch­enrechnung“. Denn bei Lieferengp­ässen könne der Verlust schnell höher sein als der kalkuliert­e Einspareff­ekt. Feuchtmayr: „Bei uns hat der Braumeiste­r das Sagen, nicht der mit dem spitzen Bleistift.“

„Bei uns hat der Brauer das Sagen.“Brauereich­ef Rudolf Feuchtmayr

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Das ist ein guter Sommer für Brauereich­ef Rudolf Feuchtmayr: Kunden kaufen so viel Getränke, dass die leeren Getränkeki­sten und Flaschen der Autenriede­r Schlossbra­uerei sofort wieder in Umlauf kommen.

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