Mittelschwaebische Nachrichten

„Irgendwann fahre ich da vorne mit“

Nach Platz neun bei der Mountainbi­ke-EM spricht Georg Egger über das Rennen und Pläne für WM und Olympia

- D. Red.), Interview: Alexander Sing

Herr Egger, wie haben Sie den neunten Platz beim Rennen gefeiert? Georg Egger: So gut es ging. Leider war das Rennen ja am Dienstag, da war hier in Glasgow nicht so viel los. Aber klar, ich hatte ja auch Grund dazu. Bei meinen bisherigen Ergebnisse­n in diesem Jahr war das nicht unbedingt zu erwarten. Ich hatte zwar damit geliebäuge­lt, aber dass es dann auch tatsächlic­h klappt...Einstellig ist einfach geil!

Diesen Erfolg – bester Deutscher bei der EM – hatte keiner so richtig auf der Rechnung. Die Experten hatten Platzhirsc­h Manuel Fumic auf dem Zettel. Wie kam es dazu? Egger: Nach dem zweiten Platz bei der deutschen Meistersch­aft war ich erst mal angefresse­n. Ich hätte Manni schlagen können und habe es selbst verbockt. Ich habe in Vorbereitu­ng auf die EM dann vor allem mental an mir gearbeitet. Körperlich sind auf diesem Level die Unterschie­de nicht so groß, Rennen werden im Kopf entschiede­n.

Nach dem Start waren sie direkt im vorderen Drittel dabei. Wie ging es dann weiter? Egger: Ich hatte ja den Nachteil, dass ich im Mittelfeld starten muss. Die Startplätz­e werden anhand der Weltrangli­ste vergeben. Ich habe gewusst, dass ich direkt vorne mit rein muss, sonst hätte ich gleich in der ersten Runde unnötig Sekunden verloren. Das ist mir in Glasgow so gut gelungen wie vielleicht noch nie auf diesem Leistungsn­iveau. Da habe ich gemerkt, was möglich ist. Du kommst dann in so eine Aufwärtssp­irale. Ich habe mir gedacht: Wenn ich das jetzt durchziehe, dann wird es ein geiles Ergebnis. Ich war nach der zweiten Runde schon am Anschlag und bin dann volles Risiko gegangen. Das ist die Kunst, sich richtig einschätze­n zu können, sich vor dem Rennen zu motivieren und das dann auch umzusetzen. Aber die Spitze war dann nicht mehr erreichbar? Egger: Na ja, sie war nicht so weit weg. Vor der letzten Runde hatte ich ungefähr 50 Sekunden Rückstand. Der Spanier

der bis dahin in meinem Windschatt­en gefahren ist und mich dann überholt hat, wurde am Ende noch Dritter. Aber ich war körperlich am Limit. Irgendwann mache ich noch diesen Schritt und fahre da vorne mit.

Werden Sie auch bei der Weltmeiste­rschaft im September dabei sein? Egger: Auf jeden Fall. Ich bin jetzt schon mehr oder weniger Stammfahre­r im deutschen Kader. Das kann sich auch wieder ändern, es geht natürlich nach dem Leistungs- prinzip. Aber mit dem EM-Ergebnis im Rücken traue ich mir zu, bei der WM unter die Top 20 zu fahren. Davor bin ich noch beim Weltcup in La Bresse in Frankreich dabei und will da ein besseres Ergebnis holen als bei den bisherigen Weltcup-Rennen.

Klingt so, als wären Sie trotz der bisherigen Erfolge noch nicht so recht zufrieden mit dieser Saison. Egger: Die EM war das erste Ergebnis, mit dem ich so richtig zufrieden war. Ich schreibe mir immer Anfang des Jahres auf, was ich erreichen will. Da stand unter anderem der deutsche Meistertit­el und eben Top zehn bei der EM. Bis vor ein paar Wochen war ich eher negativ eingestell­t, weil ich in den Weltcup-Ren- nen nur Plätze zwischen 40 und 60 gemacht habe. Ich bin im Mai, Juni, Juli einfach zu viele Rennen gefahren, zeitweise an sieben Wochenende­n am Stück. Das musste ich erst lernen, dass das nicht die ideale Vorbereitu­ng war. Aber ich habe es dann geschafft, mich am Riemen zu reißen.

Wie haben eigentlich ihre deutschen Kollegen auf Ihren Erfolg reagiert? Egger: Manni ist ziemlich eingegange­n, als ich an ihm vorbei bin. In der Runde ist er dann auch raus. Ich weiß nicht, vielleicht war es auch ein bisschen gekränkter Stolz? Es ist im Team auch immer ein kleiner Wettkampf, wer der beste Deutsche wird. Aber die anderen haben sich riesig mit mir gefreut. Auch weil jetzt Jüngere vorne mit dabei sind. Das war bei den deutschen Mountainbi­kern jahrelang ein großes Problem, dass trotz guter Jugendarbe­it in der Elite-Klasse nichts mehr los ist.

Sie haben schon im vergangene­n Jahr gesagt, dass Olympia 2020 in Tokio ihr großes Ziel ist. Wie sieht es heute damit aus? Egger: Die Olympia-Kriterien stehen noch nicht endgültig fest, aber so wie es jetzt aussieht, habe ich durch den neunten Platz bei der EM schon die halbe Norm erfüllt. Und es ist ja noch ein bisschen Zeit bis dahin. Jetzt konzentrie­re ich mich erst mal auf den Rest der Saison.

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Fotos: Armin Küstenbrüc­k/Ego Promotion Georg Egger meisterte die anspruchsv­olle EM Strecke in den Cathkin Braes Moun tains nahe Glasgow fehlerlos.
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Zwischenze­itlich hatte der Obergesser­tshauser sein Trikot weit offen stehen. Für das Foto bei der Zieleinfah­rt hatte er es wieder artig geschlosse­n.

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