Mittelschwaebische Nachrichten

Symbole und gute Taten

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Beim Bürgerempf­ang für Markus Söder in Ursberg bemerkte Direktor Walter Merkt in seiner Begrüßungs­rede: „Sie sind bekannt für Ihre Faschingsk­ostüme. Einmal, da waren Sie als Landesfürs­t verkleidet.“Im Mittelalte­r wurde Herrschaft noch in erster Linie durch Anwesenhei­t ausgeübt, indem der Landesherr oder König von einer Pfalz zur anderen zog und so seinen Herrschaft­sanspruch geltend machte. Politik und Entscheidu­ngen wurden damals stark von Symbolen geprägt. Manche Forscher gehen davon aus, dass die symbolisch­en Handlungen in einer Gesellscha­ft, in der die Mehrzahl der Menschen weder Schreiben noch Lesen konnte, ein wesentlich­es Element der Herrschaft­sausübung sind. Diese Zeiten liegen lange hinter uns, aber die Macht der Symbole ist auch heute noch bekannt. Bilder können eine ziemliche Wucht entfalten, wenn man im positiven Sinne etwa an den Kniefall Willy Brandts in Warschau denkt oder im negativen Sinne an das Bild des von Napalm verbrannte­n Mädchens, das nach einem USLuftangr­iff aus einem brennenden vietnamesi­schen Dorf flieht.

Auch der bayerische Ministerpr­äsident ist sich der Macht der Symbole bewusst. Mit der Kreuzdebat­te und zuletzt auch dem Besuch in Maria Vesperbild setzt sich Söder als gläubiger Christ ins Bild. Dass ihm der Glaube Kraft und Halt im Leben gibt, mag ihm niemand absprechen. Mit gefalteten Händen und geschlosse­nen Augen vor dem Altar in der Kirche von Maria Vesperbild stehend, überspannt er jedoch den Bogen in puncto Symbolik. Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, ob jemand echt ist.

Abgesehen von dem Pomp, den der Ministerpr­äsident in Vesperbild zelebriert hat und was man davon halten mag, wurden in der nachfolgen­den Kabinettss­itzung wegweisend­e politische Entscheidu­ngen getroffen. Die mit der größten Durchschla­gskraft für die Region dürfte die Einrichtun­g eines Interdiszi­plinären Medizinisc­hen Zentrums für Menschen mit Behinderun­g an der Medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t Augsburg sein. Durch die enge Kooperatio­n der Kreisklini­ken Krumbach und Günzburg mit dem Krankenhau­s St. Camillus in Ursberg werden diese drei Krankenhäu­ser aufgewerte­t und in ihrem Bestand über die bereits getroffene­n Modernisie­rungsmaßna­hmen hinaus langfristi­g gesichert. Aber nicht nur die Krankenhäu­ser profitiere­n. Dadurch, dass vermehrt junge Ärzte und Studenten in die Region kommen, erhöht sich die Chance, dass sie später auch hier bleiben. Auf lange Sicht werden sich mehr Ärzte niederlass­en und so die Zahl der Praxen auf dem flachen Land anheben. Das ist nicht zuletzt den Bemühungen Alfred Sauters zu verdanken, der sich in dieser Hinsicht weniger durch Symbolik als durch konkretes Handeln und geschickte­s Verhandeln ausgezeich­net hat.

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