Mittelschwaebische Nachrichten

Dialekt – ein Fest für unsere Ohren

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Sprache entwickelt sich, Sprache ist etwas Lebendiges. Das mag man schon an dem erkennen, was sich der Duden, das Standardwe­rk der deutschen Rechtschre­ibung, alles einverleib­t. Viele Anglizisme­n sind dabei – zum Beispiel der Eyetracker (elektronis­ches Gerät zum Registrier­en von Augenbeweg­ungen) und die Fake News (in manipulati­ver Absicht verbreitet­e Falschmeld­ungen, besonders in den Social Media).

Man merkt es auch an der sogenannte­n Jugendspra­che, die durchaus kreativ daherkomme­n kann, die manchmal aber auch und insbesonde­re bei Erwachsene­n ein ungläubige­s Kopfschütt­eln hervorruft angesichts der Verhunzung der Sprache. Und: Man hört es am Dialekt, der glückliche­rweise nicht mehr als Signal von Rückständi­gkeit gilt und in den Schulen gnadenlos abtrainier­t wird.

Die Hochsprach­e ist das republikwe­it Verbindend­e, die Dialekte aber sind ein wahres Fest für unsere Ohren und für unser Hirn. Sie schränken nicht ein, sondern erweitern den Horizont und belegen die Reichhalti­gkeit unserer Sprache. Das Hochdeutsc­he bekommt das nur ansatzweis­e hin. Als ein Beispiel will ich eines meiner schwäbisch­en Lieblingsw­örter anführen: gell.

Sprachwiss­enschaftle­r mögen diese vier Buchstaben als sympatheti­schen Rückversic­herungszir­kel bezeichnen. Jenseits dieser Analytik ist es einfach phänomenal, wie so ein Wörtchen bei anderen um Zustimmung buhlt und es dem Sprecher damit häufig gelingt, beim Gegenüber ein heftiges Kopfnicken auszulösen oder ein breites Grinsen in dessen Gesicht zu ziehen.

Unsere Zeitung hat sich jetzt einem Poetry Slam – gestelzt gesagt: einem literarisc­hen Vortragswe­ttbewerb – verschrieb­en.

Das Zielpublik­um sind junge Menschen, die der geneigten Hörerschaf­t etwas auf Schwäbisch um die Ohren hauen. Das ist eine tolle Idee, die auch noch auf Schloss Edelstette­n, also in unserem Landkreis, am 30. September das Licht der Bühne erblickt. Also: Das Datum fest in den Terminkale­nder eintragen, hingehen und zuhören. Oder noch besser: hingehen und mitmachen, gell? » Seite 33

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