Mittelschwaebische Nachrichten
Hier schlägt das Herz der Tuner höher
Wenn das Team Vmax zum Schaulaufen bittet, kommen Hunderte Tuningfans mit ihren Fahrzeugen nach Krumbach
Krumbach Es dröhnt, es glitzert, die Luft wabert: Es ist Tuning-Show in Krumbach. Die Nordstraße ist in eine Eventmeile umgewandelt, auf der sich die Autos aufreihen wie Stars auf dem Catwalk. Autos? Die meisten stolzen Besitzer dieser außergewöhnlichen Fahrzeuge nennen ihr Kraftfahrzeug nicht banal Auto: Es hat einen Namen, heißt „Bella“oder „Böses Mädchen“oder gehört zumindest einer namengebenden Kategorie an. In diesem Jahr besonders beliebt: „die Ratte“. Daniel Dreher vom Organisationsteam V-Max erklärt, dass diese Spaßkategorie mehr und mehr Zulauf findet. Ratten, das sind alte Autos wie der Golf 2 von Lukas Scheuerer und Robert Hermann. Die Schwandorfer sind mit ihrer Rostbeule, die eine gruselige Holzausstattung hat, mit blanken Metallsitzen und einem Holzkäfig hinter dem Fahrersitz, typische Spaßtuner. „Wir haben einfach mal geschaut, was es schon gibt. Holz war nicht dabei, deshalb haben wir uns dafür entschieden.“Ihr Nachbar auf dem Platz ist die Familie Starz aus Aalen, die gleich mit mehreren Ratten angereist ist, „Just for Fun“, sagen sie, wollen aber trotzdem Pokale abräumen. Denn bei der großen Tuning-Show gibt es für alles Pokale: Den hässlichsten und den ältesten, den lautesten und den mit den meisten PS, den schönsten und den schrägsten Wagen, da haben viele der knapp 400 Teilnehmer eine reelle Chance. Außerdem können die oft in Klubs angereisten Tuningfans auch noch an den lustigen Spielen teilnehmen und einen Gewinn abkassieren.
Viel bewundert sind die Frauenautos: Bella aus München lässt keine Show aus. Ihr orangefarbener BMW E-36 ist ihr Ein und Alles. Sie war damit sogar schon in der Serie Cobra 11 zu sehen. Das komplett durchgetunte und durchgestylte Fahrzeug ist straßentauglich, alle Papiere hat die Besitzerin in einer schicken Ledermappe für Polizeikontrollen und Interessierte griffbereit im Fonds.
Nicht allen Autos sieht man ihre Besonderheit auf den ersten Blick an: Der VW Corado von 1989 ist ein wahres Schmuckstück. Der Wiggensbacher Christian Häusler hat das Auto komplett innen und außen neu lackiert, selbst den Motorraum. Hat Teile darin vergoldet, hat Kunststoffrohre durch eigens angefertigte Chromstücke ersetzt. Gefahren wird sein Lieblingsstück nur wenig, 1000 bis 1500 Kilometer im Jahr. Das ist bei dem Camaro mit Namen Bumblebee anders. Das laut Messung 312 PS starke Geschoss ist für Christian Weber auch sein Alltagswagen, das leuchtende Gelb des Lacks ist versiegelt. „Da kann nichts passieren.“
Stolz ist Daniel Dreher, dass „Tune it safe“mit einem getunten Polizeifahrzeug vor Ort ist. Das vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützte Projekt will die Tuningszene beraten, mit den Fans ins Gespräch kommen und dazu beitragen, dass Ein- und Ausbauten an Fahrzeugen legal und sicher sind. „Leider gibt es da ja auch so manches schwarze Schaf. Aber an diesem Tag in Krumbach geht es vor allem um Spaß und Show. Dazu gehören auch die Dezibelmessungen. Am Stand drängeln sich die Zuschauer: Ohren zuhalten und gucken. Da kann man auch noch einen Blick auf das eine oder andere Spaßfahrzeug erhaschen, denn auch ein Bobbycar lässt sich tunen.