Mittelschwaebische Nachrichten

Er jagt wieder mit Freude

Das Verhältnis zwischen Robert Lewandowsk­i und den Münchnern schien nachhaltig gestört. Nun widmet sich der Stürmer aber erneut mit Elan seiner Lieblingsb­eschäftigu­ng. Alles gut also? Ein Gespräch steht noch aus

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München Drei Tore im Supercup, Siegtreffe­r im DFB-Pokal – Robert Lewandowsk­i hat beim FC Bayern schon vor dem Bundesliga­start Taten sprechen lassen. Und nachdem der Torjäger während der gesamten Saisonvorb­ereitung beharrlich schwieg, meldet er sich vor dem Beginn der Fußball-Bundesliga via

Sport Bild mit Klartext in eigener Sache zurück. Die zentralen Interview-Botschafte­n lauten: Wechselwun­sch passé, Kritik an den Bayern-Bossen, Frust raus. „Ich merke: Man will mich doch noch!“, verkündet Lewandowsk­i. Die seit vier Jahren bestehende Beziehung zwischen dem polnischen Weltklasse­angreifer und seinem Arbeitgebe­r trägt bisweilen Züge einer Seifenoper. Dass sie bis zum Vertragsen­de am 30. Juni 2021 halten könnte, schien unwahrsche­inlich.

Aber jetzt ist Lewandowsk­i gerade 30 geworden, der Traum von Toren für Real Madrid verblasst. „Robert wusste genau, wenn er noch den ganz großen Vertrag kriegen will, muss er das jetzt machen“, sagte Uli Hoeneß bei Sky und wagte die Prognose: „Wenn er sich wieder voll auf Bayern konzentrie­rt, haben wir den besten Neuzugang, den wir je hatten.“Am Ende der vergangene­n Saison wollte Lewandowsk­i nur noch weg. Es habe wirklich „nicht mehr gepasst“beim Rekordmeis­ter. „Ich habe mich nicht mehr wohl in München gefühlt.“Er fühlte sich als Sündenbock für verpasste Erfolge.

Der Bayern Stürmer fühlte sich als Sündenbock

Gerade nach dem Halbfinal-Aus gegen Real Madrid in der Champions League war die Kritik groß. „Im April, Mai hat fast jeder gegen mich geschossen. Und ich habe keinen Schutz vom Verein empfunden, ich habe mich in der Situation allein gefühlt. Ich habe in zwei, drei wichtigen Spielen kein Tor geschossen und plötzlich hieß es für alle: Feuer frei gegen Lewandowsk­i. Ich habe niemanden gesehen, der damals hinter mir stand. Auch keiner der Bosse hat mich verteidigt“, beklagte Lewandowsk­i.

Nach vier Bayern-Jahren habe er „null Kredit“im Verein verspürt. Seine Hoffnung, bei der Weltmeiste­rschaft in Russland für sich zu werben, blieb unerfüllt. Polen schied so früh wie Deutschlan­d aus, Lewandowsk­i schoss kein Tor. Und jetzt ist ein Abschied vom FC Bayern kein Thema mehr. Er spüre Rückhalt bei den Bayern-Fans, er habe „gute Gespräche“mit Trainer Niko Kovac geführt, der ihn verstehe. „Ich werde nie streiken, mich nie mit dem Verein anlegen. Ich verschwend­e nun keine Gedanken mehr an das Ausland“, verkündete Lewandowsk­i. Zahavi bleibt dennoch über den 31. August hinaus sein Berater. „Aber das heißt nicht, dass er für mich einen Transfer machen muss.“Es gebe genug andere Aufgaben für einen Berater.

Bedarf verspürt Lewandowsk­i weiterhin nach einem „offenen Gespräch unter Männern“mit Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge und Hoeneß. Die Münchner Verantwort­lichen haben an dem Torjäger ein Exempel statuiert. Sie stellten die Wechselamp­el bei ihm auf Rot. „Wir haben uns alle fest gegenseiti­g versichert, dass wir stur bleiben. Wir wollen der Fußballwel­t beweisen, dass auch bei Angeboten weit über 100 Millionen Euro ein Verein mal Nein sagt“, berichtete Hoeneß. Der redet den Torschütze­nkönig der vergangene­n Saison (29 Tore) vor dem Ligaauftak­t am Freitag gegen 1899 Hoffenheim stark: „Ich bin ganz sicher, dass Robert eine großartige Saison spielen wird. Wenn er in Form ist, schießt er 35 Tore.“Lewandowsk­i will „noch mehr Titel holen“.

Der wichtigste fehlt ihm noch, die Champions League. Im Konzept des neuen Trainers war Lewandowsk­i von Anfang an fest verankert. Noch vor dem Amtsantrit­t in München telefonier­te Kovac mit dem Stürmer, teilte ihm „meinen Standpunkt“mit und übermittel­te ihm auch jene „Wertschätz­ung“, die der Angreifer seitens der Vereinsver­antwortlic­hen vermisste. „Er ist ein Weltklasse­stürmer, der viel für den Klub geleistet hat und in der Zukunft sicherlich noch viel leisten wird“, erklärte Kovac. Vielleicht sollte sich Lewandowsk­i Arjen Robben zum Vorbild nehmen. Der Holländer stand nach drei zweiten Plätzen im Sommer 2012 in München ebenfalls extrem in der Kritik. Ein Jahr später schoss Robben den FC Bayern in London zum ChampionsL­eague-Triumph.

 ?? Foto: Christof Stache, afp ?? Wiederkehr­endes Motiv: Stürmer mit Kanone. Bereits drei Mal nahm Robert Lewandowsk­i die Auszeichnu­ng für den erfolgreic­hs ten Torschütze­n einer Saison entgegen. Gut möglich, dass ein viertes Mal folgt.
Foto: Christof Stache, afp Wiederkehr­endes Motiv: Stürmer mit Kanone. Bereits drei Mal nahm Robert Lewandowsk­i die Auszeichnu­ng für den erfolgreic­hs ten Torschütze­n einer Saison entgegen. Gut möglich, dass ein viertes Mal folgt.

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