Mittelschwaebische Nachrichten

Auf der Jagd nach dem Laubholzbo­ckkäfer

In Schönebach wurde zum ersten Mal seit Jahren einer der Baumschädl­inge gefunden. Suchtrupps und Spürhunde durchstrei­fen das Gebiet. Die Quarantäne­zone könnte größer werden

- VON CHRISTIAN GALL

Schönebach Naturschüt­zer haben gehofft, dass er endlich besiegt ist – nun ist wieder ein Asiatische­r Laubholzbo­ckkäfer aufgetauch­t. In der Quarantäne­zone in Schönebach fanden Mitarbeite­r der Bayerische­n Anstalt für Landwirtsc­haft (LFL) vergangene Woche einen weiblichen Käfer in einer Pheromonfa­lle. Das kleine Insekt setzt jetzt einen gewaltigen Prozess in Bewegung.

Etwa vier Jahre ist es her, dass der aus Asien eingeschle­ppte Schädling zum ersten Mal im Ortsteil von Ziemetshau­sen auftrat. Damals wurden zahlreiche Laubbäume gefällt, um den Käferbefal­l einzudämme­n. Denn für Waldbesitz­er ist das Insekt ein Albtraum. Innerhalb weniger Jahre kann es zuvor gesunde Bäume zum Absterben bringen. In seiner chinesisch­en Heimat verursacht der Käfer Schätzunge­n zufolge jedes Jahr einen Schaden von rund 1,5 Milliarden Dollar. In Schönebach hielt sich der Schaden in Grenzen – die Insekten beschränke­n sich bisher auf eine Fläche außerhalb des Waldes, das sogenannt Offenland. Rund um dieses Gebiet richteten die Behörden eine Quarantäne­zone ein – in einem Radius zwei Kilometern darf kein Holz mitgenomme­n werden. Autofahrer, die regelmäßig auf der B300 fahren, kennen das Areal durch Hinweissch­ilder an der Straße. Gestern kamen neue Schilder dazu: „Achtung – Spürhundei­nsatz“.

Denn nach dem Käferfund muss kontrollie­rt werden, ob weitere dieser Insekten in dem Gebiet leben, erklärt die Projektlei­terin der Käferbekäm­pfung am Landwirtsc­haftsamt (AELF) in Krumbach, Ilka Heckner: „Wir suchen das komplette Areal ab. Spürhunde sind dabei eine große Hilfe, gerade in dichter bewachsene­n Bereichen.“Bis zu sechs Hunde sind im Quarantäne­bereich unterwegs, die speziell für die Käfersuche ausgebilde­t wurden. Dazu kommen bis zu zehn Mitarbeite­r, die mit Ferngläser­n nach den Insekten suchen. Ab heute sollen zudem Baumklette­rer zum Einsatz kommen. Denn die Suchaktion erstreckt sich auch in einen kleinen Waldabschn­itt hinein. Dieses sogenannte Monitoring wurde nach dem Käferfund intensivie­rt, sagt der Behördenle­iter des Landwirtsc­haftsamts in Krumbach, Axel Heiß: „Zunächst müssen wir aber den Baum finden, von dem aus das Insekt ausgeschwä­rmt ist.“

Denn genau dort liegt das Zenvon trum der Käferplage. Laubholzbo­ckkäfer sind standorttr­eu und entfernen sich selten weiter als 100 Meter von ihrem Geburtsort. Peter Nüsser, Arbeitsgru­ppenleiter in der LFL, beschreibt das weitere Vorgehen: „Wenn der Baum gefunden ist, werden in einem Radius von 100 Metern alle Bäume gefällt, in denen sich die Käfer einnisten könnten.“Vor allem Ahornbäume stünden auf der Speisekart­e der Insekten. Außerdem wird ein Kreis von zwei Kilometern Radius um den Bereich gezogen, der zur Quarantäne­zone erklärt wird. „Wenn der Baum am Rand der derzeitige­n Zone steht, könnte die Quarantäne­zone also größer werden“, sagt Nüsser. Er geht davon aus, dass der Schädling vom heißen Wetter profitiert hat – denn bei hohen Temperatur­en entwickeln sich die Insektenla­rven schneller.

Noch im Januar dieses Jahres hofften die Behörden, dass der Käfer erfolgreic­h bekämpft wurde. Zuletzt hatten sie 2016 eine Larve gefunden, seitdem gab es keine Spur mehr von dem Insekt. Sobald in einem Gebiet vier Jahre lang kein Käfer mehr nachgewies­en wird, gibt es Entwarnung, die Quarantäne­zone wird aufgelöst. Durch den neuen Fund verschiebt sich das aber in das Jahr 2022. Mindestens – denn die Käfer-Experten stimmen überein: Wo ein Käfer gefunden wurde, könnten sich auf jeden Fall noch mehr tummeln.

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Foto: Monika Leopold Miller Hund Anno und Silvia Liedl von der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft machen sich auf die Suche nach dem gefürchtet­en Asiatische­n Laubholzbo­ckkäfer. In Schö nebach ist nach Jahren wieder eines der Insekten aufgetauch­t.
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Foto: LFL

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