Mittelschwaebische Nachrichten
Legen wir uns zu den Akten…
Die Deutschen unterschätzen Wert des Büroschlafs
Berlin Witze darüber gibt’s genug. Wie den hier: „Lieber acht Stunden Büro als gar keinen Schlaf.“Schlafen, das hat keinen guten Ruf, und selbst das kleinste Nickerchen ist an den meisten Arbeitsplätzen tabu. Dabei meinen Schlafmediziner: Wir sollten uns viel häufiger mal zu den Akten legen. Erste US-Konzerne haben es begriffen und fördern das Dösen am Arbeitsplatz. Wie der Internetriese Google. In der Zentrale in Kalifornien stehen Liegesessel bereit, in denen Mitarbeiter unter einer Kugelhaube dösen. Doch hierzulande passiert wenig. Warum eigentlich? Ingo Fietze leitet das schlafmedizinische Zentrum an der Berliner Charité. Er meint: „Dass Schlaf besser ist als die zehnte Tasse Kaffee, das spricht sich nur sehr langsam rum.“Nach dem Gang in die Kantine entscheiden sich die meisten Beschäftigten für den Kampf gegen das „Suppenkoma“und gegen ein Nickerchen. Doch Professor Fietze warnt: „Wenn der Mitarbeiter müde ist, gibt es eher Fehler und auch Unfälle am Arbeitsplatz.“Ein „Power Nap“– so heißt das Nickerchen jetzt – steigere die Leistungsfähigkeit um bis zu 40 Prozent, meinen andere Forscher.
Viele Wissenschaftler sehen die Deutschen als übermüdete Gesellschaft. Wann werden Arbeitnehmer müde? Am ehesten zwischen 12 und 14 Uhr und zwischen 16 und 18 Uhr, sagt Charité-Arzt Fietze. Sein Rat: direkt am Schreibtisch wegdösen. „Je unbequemer, desto besser.“Dann wache man nach einer Viertelstunde wieder auf und versinke nicht im Tiefschlaf. Doch Schlaf habe einen schlechten Ruf, meint Charité-Professor Fietze. „Wer schläft, ist ein Faulenzer.“Das sei ein speziell deutsches Vorurteil. „In Asien schläft jeder überall und keiner regt sich darüber auf.“