Mittelschwaebische Nachrichten
Eine Frucht für Feinschmecker
Weinbergpfirsiche sehen eher unscheinbar aus. Dabei haben sie ein unvergleichliches Aroma
Wie so oft entpuppt sich etwas Unscheinbares als das Besondere. Weinbergpfirsiche gehören dazu. Sie sind ursprünglich klein, mausgrau, ziemlich hart und pelzig. Kenner schätzen die Frucht wegen ihres unvergleichlichen Aromas. In Deutschland wächst die Delikatesse in den Weinbergen der Pfalz und an der Mosel. Wird sie nicht professionell verkauft, dient sie als Schattenspender und zur Ergänzung des Ökosystems.
Was in den Geschäften als Weinbergpfirsich angeboten wird, ist eine Zuchtform. Vermarktet wird er auch als Bergpfirsich oder sen sich besonders gut zu Konfitüren oder Chutneys verarbeiten.
Die Moselaner machen aus dem Obst eine Likörspezialität. Doch Vorsicht: Die angebotene Menge an Weinbergpfirsichlikör ist mittlerweile so groß, dass eine Schönung nahe liegt. Das Produktionsverfahren erlaubt den Einsatz von künstlichen Aromen. Das Naturprodukt dagegen besteht lediglich aus dem Fruchtkonzentrat der Weinbergpfirsiche, versetzt mit 25-prozentigem Alkohol und Zucker. In Spitzenrestaurants wird der Likör in der Kombination mit Rieslingsekt angeboten oder als echter Bellini-Cocktail mit Champagner, Sekt oder Prosecco.
Weinbergpfirsiche sind, was die Haltbarkeit betrifft, Mimosen. Nach wenigen Tagen fangen sie an zu schrumpeln. Nur die reifen sind aromatisch im Geruch und Geschmack – wässrig und fad sind dagegen die zu früh geernteten.
Die bekannten großen Pfirsiche der weiß- und gelbfleischigen Sorten werden als Exportware meist hart und halbgrün gepflückt. Der zarte Flaum wird abgebürstet, weil er die Verbrauchererwartung angeblich nicht erfüllt. Harte Früchte überstehen den Transport leichter. Das hat Auswirkungen auf den Geschmack. Pfirsiche schmecken am besten in der Saison von Mitte August bis Mitte September. Ein Hinweis auf ausgereifte Früchte mit gutem Aroma ist die Transportart: ausgebreitet in Kisten. Angebote in Kunststoffbehältern, wo sich die Früchte neben- und übereinander stapeln, beinhalten meist harte und geschmacklose Ware.
Pfirsiche sollten immer erst unmittelbar vor dem Verzehr gewaschen werden, weil die Feuchtigkeit zur Fäulnis und damit zum schnelleren Verderb führt. Angefaultes Obst nicht mehr verwenden, weil sich die Fäulniserreger durch den hohen Wassergehalt leicht verbreiten können. Pürierte Pfirsiche lassen sich prima einfrieren. Mit etwas Zitronensaft versetzt in Eiswürfelbehälter füllen und später die Früchte-Eiswürfel mit Mineralwasser aufgießen oder das Mus in Quark oder Joghurt einrühren.
Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberaterin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentrale Bayern.