Mittelschwaebische Nachrichten
Wer kümmert sich um Hunde, Katzen & Co.?
Ende 2016 wurde der Tierschutzverein Babenhausen und Umgebung aufgelöst. Es gibt Bedenken wegen der neuen Regelung
Babenhausen Lange Zeit hat der Tierschutzverein Babenhausen und Umgebung verzweifelt nach einem neuen Führungsteam gesucht. Dennoch fand sich kein Nachfolger für die beiden Vorsitzenden, die ihre Ämter niedergelegt hatten. Letztlich wurde der Verein zum 31. Dezember 2016 offiziell aufgelöst. An wen können sich Bürger, denen Hunde oder Katzen zugelaufen sind, seither wenden? Und wie wird diese neue Lösung beurteilt?
Nahezu 35 Jahre lang hat sich der Tierschutzverein Babenhausen und Umgebung im Gebiet zwischen Egg im Süden und Tafertshofen im Norden um das Wohlergehen von herrenlosen, nicht artgerecht gehaltenen oder gar gequälten Tieren gekümmert. Zugleich war er Anlaufstelle für Menschen, die bei der Betreuung ihrer Vierbeiner Rat und Hilfe benötigten.
Mit der Begründung, dass ihnen kompetente Mitarbeiter zur Unterstützung fehlten und darum kein effektives Arbeiten mehr möglich sei, hatten die ehemalige Vorsitzende Marlies Stadler und ihre Stellvertreterin Gabriele Waltenberger bereits im November 2014 Alarm geschlagen. „Wenn wir nicht bald Unterstützung erhalten, sieht es um die Zukunft des Vereins schlecht aus“, erklärten sie damals. Aufgrund eines Artikels in unserer Zeitung meldeten sich in der Folge zwar Interessenten – jedoch niemand, der sich aktiv einbringen wollte. Auch Aufrufe im Internet und Annoncen brachten nicht den erhofften Erfolg.
Bei der Jahresversammlung im Dezember 2015 waren die Vorsitzenden wie angekündigt zurückgetreten. Auch die Vorstandswahl, die später in Gegenwart von Babenhausens Zweitem Bürgermeister Dieter Miller erneut stattfand, blieb erfolglos.
Bei einer Besprechung im Rathaus sicherte Bürgermeister Otto Göppel dem Verein die Unterstützung des Marktes zu. Auch die Mitglieder der Verwaltungsgemeinschaft (VG) wurden auf den Ernst der Lage aufmerksam gemacht und gebeten, in den Mitteilungsblättern auf die Probleme des Tierschutzvereins hinzuweisen. Parallel dazu unternahm die Marktgemeinde erste Schritte, um in jeder VG-Gemeinde einen zuständigen Ansprechpartner zu finden. Zur weiteren Entlastung bot Göppel an, das Tierschutz-Notfalltelefon während der Geschäftszeiten über das Rathaus laufen zu lassen.
Die Voraussetzung: die Wahl eines neuen Vorstands. Weil das trotz Bemühungen nicht gelang, sah sich die ehemals Erste Vorsitzende Stadler gezwungen, den Verein zum Jahresende 2016 aufzulösen. Gemäß der Satzung gaben zwei Drittel der Mitglieder ihr Einverständnis. Wer sich seither um die Tiere kümmert? Zweiter Bürgermeister Dieter Miller sagt auf Nachfrage: „Die Versorgung von herrenlosen, nicht artgerecht gehaltenen oder gar gequälten Tieren in der Verwaltungsgemeinschaft ist weiterhin gewährleistet.“
Er weist darauf hin: „Fundtiere müssen bei der zuständigen Gemeinde und am Wochenende beim Tierheim in Memmingen gemeldet werden.“In dringenden Fällen – etwa beim Auffinden verletzter Tiere oder beim Verdacht auf Tiermisshandlungen – müsse die Polizei verständigt werden.
Miller zufolge ist das Vermögen des Vereins nach dessen Aus entsprechend der Satzung dem Markt Babenhausen zugeflossen. Dieser verwende es nun zweckgebunden ausschließlich für Tierschutzzwecke. „Wenn wir einen Antrag für die Kastration oder Operation eines Fundtiers erhalten, begleichen wir die Rechnung nach jeweiliger Rücksprache und Prüfung“, erklärt Miller. Unabhängig davon bezahlten der Markt und die VG-Gemeinden jährlich einen Pauschalzuschuss in Höhe von 50 Cent pro Einwohner an das Tierheim Memmingen.
Ein ehemaliges Vorstandsmitglied gibt zu bedenken: „Leider sind die Gemeindeverwaltungen nach Feierabend und an den Wochenenden geschlossen.“
Da auch das Memminger Tierheim nicht immer geöffnet sei, fehle in vielen Fällen ein Ansprechpartner. Betroffene fühlten sich allein gelassen. Ein früheres Vereinsmitglied, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, befürchtet zudem: „Wenn das Vermögen des Tierschutzvereins irgendwann aufgebraucht wird, sieht es bei der Versorgung von Fundtieren wohl nicht mehr so gut aus.“Dass erneut ein Verein gegründet wird, scheint derzeit aber nicht zur Debatte zu stehen.
Fundtiere müssen gemeldet werden