Mittelschwaebische Nachrichten
Verstehen Sie eigentlich Ihren Rentenbescheid?
Behördendeutsch ade: Die Informationen der Rentenversicherung sollen immer persönlicher, verständlicher und leichter lesbar werden. An einer Übersicht über die gesamte Altersvorsorge wird aber noch gearbeitet
Schreiben von Behörden haben ihren eigenen Charakter. Häufig sind sie so formuliert, dass nur Verwaltungsangestellte etwas damit anfangen können.
Der normale Bürger hingegen ist mit den Fachausdrücken oft einfach überfordert. Daraufhin hat die Deutsche Rentenversicherung (DRV) ihre Bescheide überprüfen lassen. Rund 10000 Textbausteine wurden überarbeitet und verständlicher gemacht. Auch die Renteninformation, die es seit 2002 gibt, wird gerade überprüft. Einmal im Jahr bekommen Arbeitnehmer ab 27 Jahren diese zugesandt. Wer 55 Jahre und aufwärts ist, bekommt alle drei Jahre eine ausführliche Rentenauskunft mit Versicherungsverlauf und Erläuterungen zum Rentenbeginn. Das ist noch kein Rentenbescheid, lässt aber schon erahnen, wie viel Rente man später bekommen wird. Doch was steht genau in diesem Schreiben? Wie ist die Renteninformation zu lesen und was bedeutet sie? „Mit der Renteninformation soll jeder Beschäftigte ein Gefühl dafür bekommen, was ihn im Alter erwartet“, sagt Bettina Fieseler von der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern in Würzburg.
Jeder, der mindestens fünf Jahre rentenversichert ist, bekomme dieses Schreiben. Es lohne sich, den Versicherungsverlauf zu kontrollieren und gegebenenfalls fehlende Unterlagen wie Geburtsurkunden der Kinder oder Studienbücher nachzureichen, sagt sie.
Laut einer Umfrage haben 86 Prozent der Bürger Probleme mit amtlichen Schreiben, 70 Prozent wünschen sich dafür eine einfache und klare Ausdrucksweise. 84 Prozent halten es für wichtig, dass amtliche Schreiben besser werden. Auch viele Personen mit Abitur oder Studium räumen ein, Probleme mit der Rechts- und Verwaltungssprache zu haben.
Die Deutsche Rentenversicherung hat sich das zu Herzen genommen und verbessert und vereinfacht nun ihre Schreiben. Burkhard Margies vom Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung ist gerade dabei, die rund 10000 Bescheidtexte – von Reha bis Altersrente – sprachlich zu vereinfachen.
„Wir verwenden nun kürzere Sätze, die Fachbegriffe werden besser erklärt und die Briefe wurden auch persönlicher“, sagt Margies. „Es sind manchmal Kleinigkeiten, die zu mehr Transparenz führen.“Auf jedem Blatt des Rentenbescheids stehen nun Vor- und Nachname, nicht mehr nur die Versichertennummer. Auch die Anschreiben sind freundlicher formuliert. Wer heute einen Rentenbescheid erhält, der findet gleich auf der ersten Seite die wichtigsten Zahlen und Informationen: die Höhe der Rente und ab wann diese gezahlt wird.
Etwa 300000 Euro pro Jahr gibt die DRV für die Vereinfachung ihrer Schreiben aus. Das zahlt sich aus, denn es gebe spürbar weniger Beratungsanfragen und die Versicherten verstünden schon jetzt die Schreiben deutlich besser, sagt Margies. Der Seitenumfang hat sich um 30 Prozent verringert, das Schriftbild ist moderner und die Gestaltung klarer.
Geplant ist nach Wunsch der Großen Koalition eine einheitliche Versorgungsinformation, auf der auch betriebliche Altersvorsorge, Riester-Rente und private Rentenversicherungen aufgeführt werden. „Ziel ist, dass die Versicherten einen besseren Überblick über ihre finanzielle Situation im Alter bekommen“, sagt Reinhold Thiede, Leiter des Bereichs Forschung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Dabei sei auch denkbar, dass dies in Zukunft über Apps erfolge. Laut Thiede wird es aber noch mindestens ein Jahr dauern, bis die erste alles umfassende Vorsorgeinformation kommt – und dann nur in einem ersten Teilschritt.
Moderneres Schriftbild, klarere Gestaltung