Mittelschwaebische Nachrichten
Günzburg wird wieder Hochschulstandort
Die Hochschule Neu-Ulm eröffnet ihr erstes Technologie-Transferzentrum. Dort soll künftig nicht nur studiert werden – auch die Firmen in der Region sollen etwas davon haben
Günzburg Die Hochschule Neu-Ulm wird in Günzburg ihr erstes Technologie-Transferzentrum eröffnen. Marion Kiechle, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, überbrachte die Nachricht am Morgen im Günzburger Rathaus. Der neue Standort solle Forschung und Entwicklung aus der Wissenschaft in die Wirtschaft bringen, so die Ministerin. Schwerpunkt wird Informationsmanagement sein.
„Alles, was gut ist, kostet auch Geld“, so die Ministerin. Das gelte auch für das Günzburger Projekt: Für den bayerischen Doppelhaushalt 2019/2020 seien dafür Mittel in Höhe von 4,3 Millionen Euro angemeldet worden. Hauptsächlich werden sie für Personal und Laborausstattung des neuen Standorts gebraucht, der Campus ist tatsächlich schon vorhanden. Die Räume stellt nämlich die Stadt Günzburg zur Verfügung, sagte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig beim Gespräch im Rathaus. Im Haus der Bildung, wo früher schon die Hochschule Erding mit der Fachhochschule für angewandtes Management Günzburg angesiedelt war, sollen auf 450 Quadratmetern vier Lehrsäle, ein Leitungszimmer und eine Studentenkanzlei eingerichtet werden. An der Einrichtung beteilige sich auch der Landkreis, die Stadt verzichtet auf 33 000 Euro Mieteinnahmen. 30 Studierende und sieben bis acht Mitarbeiter werden dort unterkommen.
Fast zwei Jahre hatten die Gespräche und Vorarbeiten für den Günzburger Hochschulstandort gedauert, so der Oberbürgermeister im Gespräch mit unserer Zeitung, die Unterstützung durch die beiden CSU-Landtagsabgeordneten Alfred Sauter und Hans Reichhart sei dabei wichtig gewesen, die sich für das Oberzentrum Günzburg-Leipheim als Studienort stark gemacht hatten, aber auch dessen Ausstrahlung auf den ganzen Landkreis sehen. 17 solcher Technologie-Transferzentren gebe es in Bayern bereits, sagt Finanzstaatssekretär Hans Reichhart. „Wie erfolgreich dieses Modell ist, kann man sich beispielsweise in Nördlingen anschauen. Hier ist ein Mehrwert für die ganze Region entstanden.“
Professor Dr. Olaf Jacob, Vizepräsident für Forschung und Digitalisierung der Hochschule Neu-Ulm, hatte maßgeblich an der Konzeption mitgewirkt, die IHK Unterstützung mit eingebracht. „Big Data-basier- tes Management“sei der künftige Kern der Günzburger Lehre und Forschung, umschrieb die Ministerin. Es geht also um digitale Technologien, welche die Basis für digitale Kommunikation und Verarbeitung legen.
Kernstück des TechnologieTransferzentrums ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, wie die Ministerin ausführte. „Wir setzen vor allem auf die Mitwirkung kleinerer und mittlerer Unternehmen in der Region.“Diese sollen das Wissen und die Forschung vor Ort nutzen, um digitale Anwendungen im Marketing in ihren Firmen sinnvoll und gewinnbringend einzusetzen. Das Interesse der Firmen daran sei vorhanden, so Axel Egermann, Geschäftsführer der Regionalmarketing Günzburg. Je nachdem, wann die Gelder im neuen Landeshaushalt genehmigt werden, soll der Hochschulstandort vielleicht schon im kommenden Jahr, spätestens aber 2020 starten.
Und er soll auch darüber hinaus bleiben: „Ich sehe keinen Grund, warum das hier kein Erfolgsmodell werden sollte“, betonte die Ministerin bei ihrem Besuch. Nach fünf Jahren Laufzeit werde der Standort evaluiert, überprüft. „Wenn das Technologie-Transferzentrum dann nach fünf Jahren erfolgreich ist, wird der Standort in die Grundfinanzierung des Freistaats aufgenommen werden.“
Die Ministerin befasste sich gestern allerdings nicht nur mit dem Günzburger Hochschulstandort – sie besuchte auch diejenigen, für die ein Studium noch etwas weiter entfernt ist: Auf eigenen Wunsch hatte Marion Kiechle eine Visite in der Günzburger Kinderkrippe Kids & Company mit ins Besuchsprogramm genommen. Der Ansatz, mit einem Trägerverein und Firmen als Unterstützern eine Betreuungsmöglichkeit von ganz früh am Morgen bis spät am Abend zu schaffen, hatte die Staatsministerin bereits bei der Kabinettssitzung in Ursberg im Sommer neugierig gemacht. Danach ging es direkt weiter nach Ichenhausen zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Schulmuseum. Mehr dazu lesen Sie auf