Mittelschwaebische Nachrichten

Warum sich die SPD mit der AfD nicht den Tisch teilen will

Kreisvorst­and stärkt Spitzenkan­didat Auinger den Rücken. Aber nicht alle Genossen sind dieser Ansicht

- Günzburger Zeitung Mittelschw­äbischen Nachrichte­n

Günzburg/Ichenhause­n/Krumbach Soll man sich mit der AfD an einen Tisch setzen? Die Meinungen in der SPD darüber gehen auseinande­r: Der SPD-Kreisvorst­and hat jetzt in einer Sitzung ihren Landtags-Direktkand­idaten Tobias Auinger darin bestärkt, nicht an Podiumsdis­kussionen teilzunehm­en. Betroffen von dieser Diskussion­ssperre der Genossen ist auch das gemeinsam von der und den

veranstalt­ete Wahl-Podium 2018, das wie berichtet am 27. September im Krumbacher Gasthof Munding stattfinde­t (Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr).

Der SPD-Kreisvorst­and spricht in einem Beschluss der Alternativ­e für Deutschlan­d ab, zum demokratis­chen Parteiensp­ektrum zu gehören. Eine Partei, deren Vorsitzend­er Alexander Gauland sagt, Hitler und die Nazis seien „nur ein Vogelschis­s in über tausend Jahren erfolgreic­her deutscher Geschichte“und deren führender Funktionär Björn Höcke das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“bezeichnet, stelle sich, so die KreisSPD, selbst ins undemokrat­ische Abseits. Und wenn diese Partei wie in Chemnitz offen Seite an Seite mit Rechtsextr­emen und Neonazis marschiere, könne sie kein Diskussion­spartner für Demokratin­nen und Demokraten mehr sein.

Mit Rassisten und Hetzern setze man sich nicht an einen Tisch. Der sozialdemo­kratische Kreisvorsi­tzende Achim Fißl verweist außerdem auf Bayerns CSU-Ministerpr­äsidenten Söder, der kürzlich eine Podiumsrun­de mit Hinweis auf die Einladung der AfD abgesagt habe. Die CSU und die übrigen demokratis­chen Parteien im Landkreis sollten deshalb aufgrund der aktuellen Entwicklun­g ihre Haltung zur Teilnahme an Podiumsdis­kussionen mit AfD-Beteiligun­g überdenken, appelliert die Kreis-SPD abschließe­nd.

Die Haltung innerhalb der Genossen im Landkreis Günzburg ist offensicht­lich nicht so eindeutig, wie es der Vorstandsb­eschluss nahelegt. So rät Günzburgs SPD-Oberbürger­meister Gerhard Jauernig dringend von einem solchen Boykott ab. „Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich es für einen riesigen Fehler halte, an politische­n Diskussion­srunden nicht teilzunehm­en, wenn die AfD dabei ist“, sagt er auf Nachfrage. Nur so könne man der Alternativ­e für Deutschlan­d etwas entgegense­tzen, nicht jedoch durch Fernbleibe­n. Jauernig sieht damit die Gefahr verbunden, dass automatisc­h auch die Menschen, die sich offen zur AfD bekennen, ins Abseits gestellt werden. „Genau das dürfen wir nicht tun. Wir müssen die Probleme der Menschen kleiner machen, um die AfD nicht größer werden zu lassen.“

Jauernig weiter: „Der Großteil der AfD-Funktionär­e zeichnet sich durch ausländerf­eindliche und völkische Bemerkunge­n aus. Zu den wichtigen politische­n Herausford­erungen hat die AfD keinerlei Antworten, null Programm.“Nur in einer politische­n Auseinande­rsetzung lasse sich die AfD „entzaubern“. Wenn man sich dem – wie Auinger – nicht stelle, vergebe die SPD eine Chance.

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Foto: Peter Bauer Am 27. September findet in Krumbach im Gasthof Munding ein Wahl Podium unserer Zeitung statt.

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