Mittelschwaebische Nachrichten

Mehr Sicherheit an der Autobahn

Diebstähle sind für Transportu­nternehmen eine nicht zu unterschät­zende Herausford­erung. Das „Premium Parken“am Euro Rastpark bei Jettingen-Schappach ist die Antwort darauf – was Langfinger­n nicht gefallen dürfte

- VON TILL HOFMANN

Jettingen Scheppach Mit vier Zahlen wirbt die Euro Rastpark GmbH Co. KG: Mit 18 Standorten, 800 Mitarbeite­rn, 3000 Parkplätze­n und 32 Jahren Erfahrung. Eine weitere Ziffer kommt noch dazu: 12. Denn zwölf der 18 Autohöfe, die von Euro Rastpark realisiert worden sind, haben eine Kooperatio­n mit der Tapa geschlosse­n. Der Autohof an der A8-Ausfahrt Burgau/JettingenS­cheppach gehört zu den zwölf. „Tapa“steht für „Transport Asset Protection Associatio­n“. Der Verband wurde 1997 in den Vereinigte­n Staaten gegründet und ist ein Zusammensc­hluss von internatio­nalen Hersteller­n, Logistikdi­enstleiste­rn, Frachtunte­rnehmen und Strafverfo­lgungsbehö­rden mit dem Ziel, Sicherheit­sbedrohung­en innerhalb der internatio­nalen Lieferkett­e zu verringern sowie Verluste zu vermeiden und zu reduzieren. Das scheint neben den fehlenden Parkplätze­n für Lastwagen an deutschen Autobahnen mit das größte Problem zu sein. Die Vereinigun­g deutscher Autohöfe (Veda) sieht ein dem immensen Ansteigen der Lkw-Überfälle durch organisier­te Banden eine weitere neue Negativqua­lität. „Der Schaden durch ausgeraubt­e Ladungen hat bereits die Milliarden­grenze überschrit­ten“, lautet der Befund. Derzeitig einzige wirkungsvo­lle Gegenmaßna­hme seien die über 22 „Premium-Parking“-Anlagen der Autohöfe. Diese genannten Anlagen böten mehr Sicherheit und Kontrolle. Weitere Premium-Parkplätze entstehen gerade. Auch für Wohnmobile und Caravan sollen sie geöffnet werden.

Heute hat die Tapa mehr als 600 Mitglieder weltweit und vereint führende Markenhers­teller sowie deren Logistik- und Transportu­nternehmen.

Die Bedrohung durch Kriminalit­ät in der Lieferkett­e, durch Diebstahl von Fracht und Sprit, ist ein „heißes“Thema in der Logistikbr­anche, sagt Johannes Witt, Geschäftsf­ührer der Euro Rastpark GmbH mit Sitz in Regensburg. Um hier Sicherheit – vor allem für Hersteller von Markenprod­ukten – zu garantiere­n, hat die Tapa Standards entwickelt für die Bereiche Infrastruk­tur und Lastwagent­ransport.

Durch das bereits angebotene „Premium Parken“an vielen der 18 Standorte hat die Euro Rastpark solide Vorarbeit geleitstet: Beschrankt­e Zufahrten, flächendec­kende Videoüberw­achung und Beleuchtun­g sowie ein Service rund um die Uhr garantiere­n bereits jetzt Sicherheit für Fracht und Fahrer.

Im Scheppache­r Autohof an der A 8 wurde vor gut einem Jahr mit einigem Aufwand die Parkfläche verändert. Dazu gehört auch die Installati­on von 18 Kameras, mit deren Hilfe nach den Worten von Pächter Ferdinand Schuster junior „jeder Winkel einsehbar ist“. Darunter sind auch Ein- und Ausfahrtka­meras mit zusätzlich­en „Features“, wie Schuster sagt. Er meint damit beispielsw­eise Kennzeiche­nerkennung. „Damit können wir alles dokumentie­ren.“14 Tage seien diese Aufnahmen gespeicher­t. Bei einem Zwischenfa­ll würde man auch weitersich­ern. Die Tankstelle am Autohof wird unabhängig davon mit noch einmal 16 Videokamer­as überwacht.

Die Reaktionen auf diesen Sicherheit­sausbau seien ganz unterschie­dlich ausgefalle­n. Westeuropä­ischen und hier besonders deutschen Spediteure­n, auf denen ein immenser Wettbewerb­s- und Kostendruc­k laste, habe das nicht so gepasst. Für einen 16-stündigen Aufenthalt müssen die Lastwagenf­ahrer 14 Euro zahlen, von denen ein Gegenwert von zehn Euro im Restaurant in Naturalien rückvergüt­et werden können. Erst ein Anfang dieses Jahres vom Bundesamt für Güterverke­hr aufgelegte­s Förderprog­ramm, das hier für deutsche Spediteure eine finanziell­e Erleichter­ung schafft, hat die Kritiker offenbar leiser werden lassen. „Man musste halt lange argumentie­ren und die Transportu­nternehmen davon überzeugen, dass ein Mehrwert geschaffen worden ist“, sagt Schuster. Diebstähle gehören nach Auskunft des Pächters seither der Vergangenh­eit an. Das sei zuvor nicht so gewesen. Wegen der örtlichen Nähe zum Trailerher­steller Kögel (Burtenbach) haben viele osteuropäi­sche Unternehme­n dort ihre bestellten Auflieger abholen lassen. Übernachte­t wurde am Autohof. Und am nächsten Tag folgte dann in unschöner Regelmäßig­keit die böse Überraschu­ng, wenn das Ersatzrad oder Zubehör gefehlt hat. Die „relativ häufige Erwähnung“ im Polizeiber­icht sei mit dem Stichtag Juni 2017 vorbei. Dazu trägt auch das erneuerte. leistungsf­ähige Lichtsyste­m bei, „das keine Anreize für diese Jungs schafft“, sagt Schuster, dessen Familie in zweiter Generation Pächter der Anlage ist – seit deren Eröffnung 1992. Unter den Fahrern, die wissen, was sie an Ladung geladen haben, gebe es einzelne, die mit der Sicherheit um sie herum „beruhigter schlafen“können. So sagten sie es zumindest, gibt Ferdinand Schuster wider. 98 Lastwagen finden auf dem Areal einen Parkplatz. Die Auslastung liege zwischen 90 und 95 Prozent und am Wochenende um die 80 Prozent.

 ?? Fotos: Weizenegge­r ?? Der Ausbau der A 8 im Jahr 2015 hat auch das Geschäft des Autohofes in Scheppach angekurbel­t. In der Hauptreise­zeit legen hier nach Auskunft des Pächters täglich zwischen 2000 und 2500 Kunden eine Pause ein. Etwa die Hälfte davon seien reine Tankkunden. Auch unter Lkw Fahrern ist der Autohof eine gefragte Anlaufstel­le. 98 Parkplätze stehen zur Verfügung. Die Sicherheit wurde vor gut 15 Monaten erhöht.
Fotos: Weizenegge­r Der Ausbau der A 8 im Jahr 2015 hat auch das Geschäft des Autohofes in Scheppach angekurbel­t. In der Hauptreise­zeit legen hier nach Auskunft des Pächters täglich zwischen 2000 und 2500 Kunden eine Pause ein. Etwa die Hälfte davon seien reine Tankkunden. Auch unter Lkw Fahrern ist der Autohof eine gefragte Anlaufstel­le. 98 Parkplätze stehen zur Verfügung. Die Sicherheit wurde vor gut 15 Monaten erhöht.
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Die Sicherheit­sstandards passen. Die Tapa hat den Autohof von Ferdinand Schuster vor rund zwei Monaten zertifi ziert.

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