Mittelschwaebische Nachrichten
Cookies sind keine Schokoladenkekse
Die Sicherheit persönlicher Informationen im Internet beschäftigt viele Menschen. Andreas Herz vom Chaos Computer Club Augsburg erklärt, wie Daten geschützt werden können
Das Thema Datenschutz war in diesem Jahr bisher sehr präsent: Erst der Skandal um Facebook und die Datenanalysefirma Cambridge Analytica, bei dem Millionen von Nutzerdaten abgegriffen und ausgewertet wurden – und dann trat am 25. Mai die neue „Datenschutzgrundverordnung“(DSGVO) in Kraft, die zum Beispiel regelt, was Unternehmen mit den Daten ihrer User machen dürfen und was nicht.
Aber obwohl der Datenschutz in aller Munde ist, wissen viele nicht, wie dieser überhaupt funktioniert. Andreas Herz vom Chaos Computer Club (CCC) Augsburg weiß mehr über dieses Thema. Zusammen mit anderen Mitgliedern des CCC veranstaltet Herz ein Projekt namens
„Mit den richtigen Kniffen ist Datenschutz einfach.“Andreas Herz, Chaos Computer Club
„Chaos macht Schule“, bei dem der Club an Schulen fährt und den Kindern und Eltern Tipps rund um das Thema Datenschutz gibt. „Mit den richtigen Kniffen ist Datenschutz einfach“, erklärt Andreas Herz.
Herr Herz, weshalb ist Datenschutz so wichtig? Was kann passieren, wenn ein Nutzer seine Daten nicht schützt? Andreas Herz: Da kann vieles passieren. Ein Beispiel wäre Identitätsdiebstahl, das heißt, jemand sammelt Informationen über mich und kann sich dann als ich ausgeben. Ein weiteres Beispiel ist Social Engineering. Dort versucht jemand, Menschen mithilfe seiner privaten Daten zu beeinflussen. Dann gibt es noch den Staat. Ein Extrembeispiel dafür ist momentan China, das ein System aufbaut, in dem Bürger nach ihrem Privatleben ein Ranking bekommen und dementsprechend Leistungen erhalten oder nicht. Und, das dürfen Nutzer ebenso nie vergessen, mit intimen Daten wird Mobbing von Mitschülern sehr leicht.
Wovon geht dann die größte Gefahr für meine Daten aus? Welche Apps, Webseiten und Programme sammeln viele Informationen? Herz: Das lässt sich pauschal nicht sagen. Ich empfehle generell Datensparsamkeit, also so wenig wie möglich von mir selbst preiszugeben, unabhängig davon, wo. Ein promi- nentes Beispiel ist natürlich Facebook, wo zusätzlich das Problem hinzukommt, dass das ein ausländisches Unternehmen ist. Aber es gibt so viele Datenkraken, dass Nutzer ständig aufpassen sollten.
Sollten Jugendliche Facebook und andere soziale Netzwerke am besten gar nicht mehr benutzen? Herz: Das wäre die einfachste Lösung, aber Social Media kann natürlich ebenso nützlich sein. Deshalb ist es die beste Möglichkeit, verantwortlich mit seinen Daten umzugehen. Das Stichwort ist hier die Datensparsamkeit. Ein Vergleich, den ich ganz passend finde, ist das Autofahren. Auch da wissen wir, dass es gefährlich ist. Dort überlegen wir uns vor jeder Fahrt, ob wir die wirklich mit dem Auto fahren müssen oder ob es nicht auch mit der Bahn funktionieren würde.
Also ist das der wichtigste Tipp für den Datenschutz? Herz: Genau. Vor jedem Post sollte sich der Nutzer überlegen: „Muss ich diese Information jetzt wirklich online stellen?“Solange sich jeder der möglichen Folgen bewusst ist, wird das Ergebnis auch ein vernünftiges sein.
Was halten Sie von technischen Hilfsmitteln wie Antitracking-Tools, Proxy-Servern und dergleichen? Herz: Solche Gadgets funktionieren prinzipiell schon und sind auch definitiv sinnvoll. Es gibt zum Beispiel Werbung, die Cookies speichert, diese können Nutzer mit Werbeblockern vermeiden. Funktionen wie etwa der private Modus im Browser unterdrückt auch die Speicherung von Cookies. Anonymisierungsserver helfen auch. Aber diejenigen, die Daten sammeln, sind nicht dumm und wissen von diesen Dingen. Also nie allein darauf verlassen!
Ganz kurz in ein oder zwei Sätzen: Was genau sind Cookies? Vermutlich keine Schokokekse? Herz: Das sind kleine Dateien, in denen einige essenzielle Informationen zur Website, Suchanfrage und so weiter gespeichert werden. Also ein Stück Datei mit persönlichen Informationen.
Jetzt mal angenommen, für den Schutz ist es zu spät und ein Unternehmen hat meine Daten schon. Was kann ich dagegen tun? Herz: Bei deutschen Firmen ist das relativ einfach, da es das Recht auf informelle Selbstbestimmung gibt. Durch dieses können Nutzer kostenlose Anfragen stellen, welche Daten genau gespeichert sind. Diese können Nutzer dann auch löschen lassen. Auf EU-Ebene ist das mittlerweile ähnlich. Außerhalb der EU wird es schwer, aber der Fall ist relativ selten. Die einzige Frage ist, ob die Unternehmen die Daten auch wirklich löschen. Facebook beispielsweise hat das ja schon mal nicht gemacht.
„Cookies sind kleine Dateien, die Infos speichern.“Andreas Herz, Chaos Computer Club