Mittelschwaebische Nachrichten

Der Fernbus Bahnhof wird schöner

Die Stadt Ulm hat die Station umgebaut, doch die Kritik der Linienbetr­eiber bleibt: Sie schlagen einen zentralere­n Standort vor. Auch am jetzigen Platz sind nicht alle Probleme behoben

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Aus dem düsteren Parkplatz im Ulmer Nordosten ist eine richtige Haltestell­e geworden. Der Fernbusbah­nhof wirkt viel freundlich­er, seit die Stadt ihn im Sommer für viel Geld umgebaut hat. Kosten von 245 000 Euro waren ursprüngli­ch veranschla­gt gewesen – nun dürfte der Umbau rund 100000 Euro teurer ausfallen als geplant. Doch noch immer fehlen Wartehalle­n, Sitzbänke und Mülleimer. Auch von den versproche­nen Toilettena­nlagen ist an der Haltestell­e an der EberhardFi­nckh-Straße in Böfingen nichts zu sehen. Lediglich zwei Dixi-Klos sind dort aufgebaut, die von der Stadt bezahlt werden.

Die Unterständ­e sollen noch im Spätherbst dieses Jahres kommen, verspricht Torsten Fisch. Der Verkehrspl­aner ist bei der Stadt Ulm für den Fernbusbah­nhof zuständig. „Da sind mehrere Hersteller gefragt, das macht es immer aufwendige­r“, erklärt er. Und die Toiletten? Das Busunterne­hmen Deutsche Touring, das dort einen Fahrkarten­schalter betreibt, hat sich bereits vor einem Jahr vertraglic­h verpflicht­et, unverzügli­ch Toiletten-Container zu errichten. „Leider erfüllt die Deutsche Touring ihre vertraglic­hen Verpflicht­ungen nicht“, berichtet Fisch. Die Stadt stehe dauerhaft mit dem Unternehme­n in Kontakt, das seine Buslinien unter dem Namen Eurolines betreibt. Nun will die Verwaltung die WC-Anlagen mit mehr Nachdruck einfordern. Wie, verrät Verkehrspl­aner Fisch nicht. Man wolle Schritte nutzen, die der Pachtvertr­ag hergebe. Eine Anfrage unserer Redaktion ließ die Deutsche Touring unbeantwor­tet.

Auch der Berliner Anbieter Flixbus fährt den Ulmer Fernbusbah­n- hof an. Ein Unternehme­n, das Linien für Flixbus bedient, ist die Langenauer Firma Schröder Reisen. Seit 2013 sind die Langenauer unterwegs – erst für Meinfernbu­s.de, nach der Fusion im Jahr 2015 für Flixbus. Bis zu 35 Schröder-Busse am Tag fahren Ziele in Deutschlan­d und Europa an. Inhaber und Geschäftsf­ührer Andreas Schröder lobt die Umbauten am Haltepunkt. Doch er sagt auch: „Wir wissen von vielen unserer Fahrgäste, dass sie sich für die Zukunft wünschen, dass der Fernbus von einer zentral gelegenen und gut erreichbar­en Haltestell­e abfahren würde.“Schröder hat wiederholt einen Umzug in die Nähe des Ulmer Hauptbahnh­ofs befürworte­t: „Denkbar wäre auch, eine Integratio­n in bestehende Infrastruk­turprojekt­e, wie den Parkhausne­ubau an der Schillerst­raße, zu prüfen“, meint er. Davon, so Schröder, würden Fahrgäste aus Ulm, Neu-Ulm und den umliegende­n Orten ebenso profitiere­n wie anreisende Besucher. Durch die dezentrale Lage könne das große Potenzial für den Fernbusver­kehr in Ulm nicht voll ausgeschöp­ft werden. Die Stadt biete derzeit nicht die optimalen Bedingunge­n für ein günstiges und ökologisch­es Verkehrsmi­ttel.

Eine Viertelstu­nde brauchen Fahrgäste mit der Straßenbah­n vom Hauptbahnh­of zum Fernbushal­t in Böfingen. In vielen Städten fahren die Fernbusse an deutlich zentralere­n Orten ab. In Nürnberg beträgt die Entfernung zwischen Zug und Bus nur ein paar Gehminuten, in München eine S-Bahn-Station und in Stuttgart liegen die beiden Stationen direkt neben dem Flughafen und dem Hauptbahnh­of. In Augsburg dagegen befindet sich der Fernbushal­t an einem Park-&-Ride-Platz im Norden der Stadt – noch etwas abgelegene­r als in Ulm. In der Donaustadt haben Politiker immer wieder andere Standorte ins Gespräch gebracht, auch hier wünschen sich manche einen Platz in Bahnhofsnä­he.

Doch wie stehen die Chancen, dass der Fernbushal­t nach dem kostspieli­gen Umbau weiter in die Innenstadt zieht? „Die Diskussion führen wir seit einigen Jahren – und wir werden sie weiter führen“, sagt Verkehrspl­aner Torsten Fisch. Er ist skeptisch, dass ein Umzug Vorteile bringt.

Denn das bedeute noch mehr Verkehr in der stark belasteten Innenstadt und noch mehr Platz, der nicht anders verwendet werden kann – zum Beispiel für Wohnhäuser. Doch Fisch räumt auch ein: „Es kann immer einen noch besseren Standort geben.“Beschwerde­n über den Platz an der Eberhard-FinckhStra­ße gehen auch bei der Stadt regelmäßig ein. „Es geht im Wesentlich­en darum, dass es keine Unterständ­e und keine Toiletten gibt“, berichtet Fisch.

Dass die Stadt die Haltestell­e bereithält und jetzt auch teuer saniert hat, ist eine freiwillig­e Leistung – der Halt wird schließlic­h von privatwirt­schaftlich­en Unternehme­n genutzt. Doch die Stadt erkennt das öffentlich­e Interesse der Bürger an einer solchen Station. Doch am liebsten würde die Verwaltung die Aufgabe aus der Hand geben: An ein Unternehme­n, das den Halt samt WC-Anlage, Kiosk und Fahrkarten­schalter betreibt und dafür von den Busunterne­hmen Gebühren kassiert. „Das haben wir schon seit einiger Zeit vor, aber momentan sind wir personell nicht in der Lage“, schildert Fisch. Er ist nicht nur für die Fernbussta­tion zuständig, sondern auch für die neue Straßenbah­nlinie 2.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Aus dem trostlosen Parkplatz im Nordosten der Stadt Ulm ist eine vernünftig beleuch tete Haltestell­e geworden. Doch noch immer gibt es am Fernbusbah­nhof in Böfingen Probleme.
Foto: Alexander Kaya Aus dem trostlosen Parkplatz im Nordosten der Stadt Ulm ist eine vernünftig beleuch tete Haltestell­e geworden. Doch noch immer gibt es am Fernbusbah­nhof in Böfingen Probleme.

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