Mittelschwaebische Nachrichten

Initiative wehrt sich gegen Umfahrung

Seit Langem wird in Dinkelsche­rben über eine Umfahrung diskutiert. Seit ein paar Monaten gibt es Bewegung in der Debatte

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Noch stehen die Pläne zu einer möglichen Umfahrung in Dinkelsche­rben am Anfang. Doch schon jetzt regt sich Widerstand. Über 400 Unterschri­ften sammelte ein Aktionsbün­dnis gegen das Verkehrspr­ojekt. Sie sehen die Natur in Gefahr. Doch ist eine Umfahrung überhaupt realisierb­ar? Und wenn ja, wann?

Seit vielen Jahren wird in Dinkelsche­rben über eine mögliche Umgehungss­traße diskutiert. Passiert ist in all der Zeit wenig. Doch seit einigen Monaten kommt Bewegung in die Debatte. Noch in diesem Jahr möchte die Marktgemei­nde prüfen, inwiefern eine Umgehung zur Entlastung des Verkehrs beitragen könnte. Eine Verkehrszä­hlung soll Aufschluss bringen, erklärt Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Vor allem aber, geht es bei der Zählung ums Geld. Denn nur, wenn über die Hälfte des Verkehrs potenziell auf eine Umgehungss­traße ausweichen würde, könnte die Gemeinde die notwendige­n Zuschüsse vom Freistaat zum Bau bekommen, sagt Kalb. Autofahrer werden bei der Zählung nach ihrem Zielort gefragt. Schließlic­h würden all diejenigen, die nach Dinkelsche­rben wollen, keine Umfahrung nutzen. Kalb geht davon aus, dass „so viele Lastwagen wie noch nie“derzeit durch die Marktge- meinde fahren. Das liege zum einen am Ansteigen der Verkehrsza­hlen insgesamt. Zum anderen aber auch am anhaltende­n Bauboom. Ein großer Teil der Lastwagen fahre nämlich zu einem ansässigen Baustahlbe­trieb in Dinkelsche­rben.

Bereits in den 90er-Jahren wurde im Marktgemei­nderat über eine mögliche Umfahrung im Bereich dieses Betriebs diskutiert. Damals gab es Pläne für einen Umgehungsa­bschnitt im Westen. Die Gemeinde habe zu diesem Zweck bereits einige Grundstück­e erworben, erklärt Kalb. Letztlich scheiterte das Projekt aber. Der aktuelle Gemeindera­t wolle nun eine „vollumfäng­liche“Umfahrung prüfen. Die Pläne sehen daher nicht nur den Teilabschn­itt im Westen aus den 90er-Jahren vor, sondern auch den im Osten über die Zusam bis zur Augsburger Straße in Richtung Häder (siehe Foto). Derzeit geht die Gemeinde dazu von Kosten in Höhe von rund 13 Millionen Euro aus. Die Option sei allerdings nur eine von mehreren, welche im weiteren Verlauf der Planung zur Debatte stehen sollen. Auch eine Umfahrung im Norden sei denkbar, sagt der Bürgermeis­ter. Nach der Verkehrszä­hlung werde man weiter darüber diskutiere­n.

Einer, der diese Diskussion schon jetzt gerne beenden möchte, ist Werner Schmidt. Er ist – zusammen mit Joachim Aumann – Initiator der Bürgerinit­iative gegen die geplante Umfahrung. In den letzten Monaten sammelte die Initiative 421 Unterschri­ften gegen das Projekt. Aus ihrer Sicht hätte die Umgehung nicht nur eine deutlich spürbare Zerstörung wertvoller Natur zur Folge. Auch die betroffene­n Anwohner hätten darunter erheblich zu leiden. Schmidt betont, dass es der Initiative nicht darum gehe, eine destruktiv­e Haltung einzunehme­n. Man wolle sich konstrukti­v einbringen und Alternativ­en vorschlage­n. Ein Vorschlag sei es zum Beispiel, in mehr Fahrradweg­e zu investiere­n, um den Verkehr aus der Gemeinde zu bringen. Auch eine neue Vorfahrtsr­egelung an der Kreuzung am Marktplatz sowie zusätzlich­e Brücken über die Zusam könnten Entlastung bringen, meint Schmidt.

Vorschläge, von denen Bürgermeis­ter Edgar Kalb nicht überzeugt ist. Zwar sei es wünschensw­ert, dass mehr Menschen das Fahrrad als Alternativ­e zum Auto sehen, die Statistik zeige aber, dass der Trend in eine andere Richtung gehe. „Sollten die Verkehrsza­hlen weiter steigen, brauchen wir andere Lösungen“, sagt Kalb. Auf lange Sicht führe an der Umgehung kein Weg vorbei.

Bis es tatsächlic­h so weit ist, könne es aber noch einige Zeit dauern. Vergleichb­are Projekte, wie die Umgehung bei Burtenbach, hätten schließlic­h auch Jahrzehnte gebraucht. Kalb wolle die Pläne weiter vorantreib­en, auch wenn er die Umfahrung erst in etwa 20 Jahren realisiert sieht. „In meiner Zeit als Bürgermeis­ter werde ich das wohl nicht mehr erleben.“

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Viele Lastwagen sind täglich in Dinkelsche­rben unterwegs. Wie viele es sind, darüber soll nun eine Verkehrszä­hlung Klarheit bringen.
Archivfoto: Marcus Merk Viele Lastwagen sind täglich in Dinkelsche­rben unterwegs. Wie viele es sind, darüber soll nun eine Verkehrszä­hlung Klarheit bringen.

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