Mittelschwaebische Nachrichten

Auf der Durchreise

Warum in Weilbach bis zu 200 Störche Station gemacht haben und man nicht weiß, woher sie kommen

- VON ULLA GUTMANN

Landkreis Es sieht fast aus wie auf einem Hühnerhof, wenn sich am Ortsrand von Weilbach die Störche treffen. Bis zu 75 der einst seltenen Vögel liefen dort auf den Wiesen umher und ließen nicht nur die Dorfbewohn­er staunen. Auch Autofahrer hielten immer wieder an, um die Störche zu fotografie­ren. Diese Massenansa­mmlung ist selbst im Unterallgä­u ungewöhnli­ch, obwohl es hier ja schon seit einigen Jahren viele Weißstörch­e gibt. Ob auf dem Storchentu­rm in Kirchheim oder den zahlreiche­n anderen Nestern, überall sind im Sommer Jungstörch­e aufgewachs­en, die in der Region unterwegs waren, bevor sie sich in den vergangene­n Wochen auf den Weg nach Süden gemacht haben. Woher also kommen die vielen Störche bei Weilbach? Kai-Michael Thomsen ist wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r beim Bund für Naturschut­z und beschäftig­t sich mit der Weißstorch­forschung. Er bestätigte am Telefon, dass die Störche tatsächlic­h re- lativ spät noch hier sind. Doch, wie er erklärte, fliegen die Störche aus Bayern im Winter oft nur bis ans Mittelmeer. Dazu nehmen sie die Strecke über den Bodensee in Richtung Spanien. Für diesen Weg brauchen sie nicht lange, sodass sie auch jetzt noch zeitig genug dran sind. Dass sich Störche immer wieder in größeren Gruppen sammeln, um dann weiterzuzi­ehen ist nach seiner Auskunft durchaus normal. Oda Wieding ist Weißstorch-Expertin beim LBV (Landesbund für Vogelschut­z) und freute sich über die Nachricht von so vielen Weißstörch­en im Unterallgä­u.

Auf Anfrage der MZ erläuterte sie, dass 2017 in Bayern insgesamt etwa 500 Storchenpa­are gebrütet haben, dieses Jahr waren es sogar rund 540 Brutpaare. Zusammen mit den Jungvögeln ergibt das einen Bestand von etwa 2000 Einzelstör­chen. Erfahrungs­gemäß überwinter­n etwa 300 Vögel in Bayern.

Auf die Frage, ob es den Bestand an Mäusen und Regenwürme­rn und was die Störche sonst noch so fressen nicht gefährde, wenn so viele Störche tagelang auf einer Wiese nach Futter suchen, antwortete sie, dass es genügend Mäuse und Regenwürme­r in Bayern gibt und die Bauern froh sind, wenn insbesonde­re die Mäuse reduziert werden.

Josef Stölzle ist Landwirt in Weilbach. Sein Hof liegt am Ortsrand und die Störche konnte er seit Wochen beobachten. „Um den 18. August waren auf den Wiesen etwa 200 Störche, alles war weiß,“erzählte er. „Störche sind keine Last für uns, sie machen keinen Schaden,“da sind sich Josef Stölzle und sein Sohn Michael einig. Beide berichten, wie schnell in diesem Sommer Störche angeflogen kamen, wenn umgeackert wurde oder wenn sie Grünfutter holten. Ganz nah am Traktor spazierten die großen Vögel, „fast schon zahm“, so Josef Stölzle. Und dass sie viele Mäuse fressen, freut ihn tatsächlic­h, denn die kleinen Nager richten große Schäden an.

Woher genau all die Störche kamen, bleibt aber ungewiss. An den Markierung­sringen an den Storchenbe­inen kann man eigentlich ablesen woher die Vögel stammen. Doch nach den heißen Sommertage­n sind die Beine weiß „gekalkt“, die Störche nämlich „bieseln“sich zur Abkühlung auf die Beine und damit sind jetzt auch die Ringe weiß und keine Nummer mehr lesbar. Sonst hätte Storchenex­pertin Oda Wieding vielleicht darüber Auskunft geben können, woher die Störche kamen.

Viele bayerische Störche überwinter­n in Spanien

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Fotos: Gutmann Nein, dies ist keine Geflügelfa­rm, auf der Weißstörch­e gezüchtet werden. Die Vögel hatten sich in den vergangene­n Wochen Weilbach und Umgebung als Rastplatz auf ihrem Weg in den Süden ausgesucht. Im August haben Anwohner bis zu 200 der großen weißen Vögel gezählt, die auf den Wiesen nach Nahrung gesucht haben.
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„Fast zahm“seien die Störche bei Weilbach gewesen, berichten Anwohner. Doch wenn man ihnen zu nahe kam, ergriffen sie doch die Flucht. Mittlerwei­le dürften die meisten ihre Reise nach Süden fortgesetz­t haben.

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