Mittelschwaebische Nachrichten

Du hast die Wahl

Landtagswa­hl K!ar.Texterin Michaela Lübcke gibt dieses Jahr zum ersten Mal ihre Stimme ab. Die 18-Jährige aus Kötz hat den Wahl-O-Mat ausprobier­t und erklärt ihn. Was ihr daran gefällt und was nicht

- VON MICHAELA LÜBCKE

Landkreis Bald ist es so weit: Am Sonntag, 14. Oktober ist Landtagswa­hl. Viele junge Erwachsene dürfen an diesem Tag zum ersten Mal wählen. Da stellt sich natürlich die große Frage: Wen?

Um diese Frage zu beantworte­n, muss man sich erst einmal über andere Fragen im Klaren sein: Was möchte ich überhaupt, was ist mir wichtig? Wie stehe ich zu politische­n Themen? Und welche Partei vertritt diese Überzeugun­g meiner Meinung nach am besten?

Doch wie kommt man in der Vielfalt verschiede­ner Parteien zu einem Ergebnis?

Eine gute Hilfestell­ung zur Beantwortu­ng eben dieser Fragen ist der Wahl-O-Mat. Es handelt sich hierbei um ein Online-Tool, das die Standpunkt­e aller bei der Wahl vertretene­n Parteien zu ausgewählt­en Themen miteinande­r vergleicht und somit eine Orientieru­ngshilfe bieten soll. Der Wahl-O-Mat zur bayerische­n Landtagswa­hl ist seit dem 20. September online und wird bis zum Wahltag abrufbar bleiben.

Wie funktionie­rt das Ganze also? Zunächst nennt einem das Tool nacheinand­er 38 Thesen zu unterschie­dlichen Themen, zum Beispiel Umweltschu­tz, Bildung oder Einwanderu­ngspolitik, die man jeweils mit „stimme zu“, „neutral“oder „stimme nicht zu“beantworte­n oder auch überspring­en kann.

Hat man dann zu allen Thesen ein Statement abgegeben, bekommt man die Möglichkei­t, auf bestimmte Themen, die einem persönlich besonders wichtig sind, Schwerpunk­te zu legen. Hier kann man aus allen 38 Thesen beliebig viele auswählen, die in der Auswertung doppelt gewertet werden sollen.

Im nächsten Schritt wird man aufgeforde­rt, aus allen zur Wahl stehenden Parteien bis zu acht auszusuche­n, mit deren Ansichten man seine eigenen Angaben vergleiche­n möchte. Nun erhält man eine Auswertung, in der die prozentual­e Übereinsti­mmung der eigenen Meinung mit den Angaben der ausgewählt­en Parteien dargestell­t wird. Zum Schluss hat man noch die Möglichkei­t, sich die Antwort und Begründung der gewählten Parteien zu jeder einzelnen These anzusehen.

So viel zur Handhabung des Wahl-O-Mats. Aber wie hilfreich ist das Programm?

Ein großer Vorteil ist auf jeden Fall die Möglichkei­t, Thesen doppelt zu gewichten. So kann man bewusst einen Fokus auf Themen legen, die einem persönlich wichtig sind, und sie von anderen, die für einen selbst eher unwichtig sind oder mit denen man sich nicht wirklich auskennt, hervorhebe­n.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man jede einzelne Antwort jeder Partei aufrufen und ihren Standpunkt nachvollzi­ehen kann. Man bekommt also nicht nur eine trockene Ja- oder Nein-Antwort, sondern zusätzlich eine Begründung der Entscheidu­ng.

Noch ein positiver, besonders für Erstwähler wichtiger Aspekt: Bei der Auswahl, welche Parteien man vergleiche­n möchte, kann man für jede Partei eine kurze Beschreibu­ng ansehen. Das ist recht praktisch, da hier ja nicht nur die großen, bekannten Parteien zur Wahl stehen, sondern auch eher unbekannte, von denen man vorher vielleicht noch nie etwas gehört hat und unter deren Namen man sich rein gar nichts vorstellen kann.

Die Formulieru­ng der Thesen könnte jedoch besser sein. Das Prinzip erscheint zunächst ja recht einfach: Man bekommt eine These genannt und kann zustimmen oder eben nicht zustimmen. Das Problem dabei ist, dass einige der Thesen recht komplizier­t formuliert sind, sodass man erst noch einmal nachlesen muss, was denn damit genau gemeint ist, und dann noch mal genau überlegen, welche Antwort denn jetzt wirklich die eigene Meinung ausdrückt. Häufig macht es einen großen Unterschie­d, ob in der These irgendwo ein „nicht“versteckt ist – da hat man schnell mal versehentl­ich zugestimmt, obwohl man eigentlich gar nicht mit der Aussage einverstan­den ist.

Alles im allem ist der WahlO-Mat aber eine sehr gute Möglichkei­t zur Orientieru­ng und Informatio­n über die zur Wahl stehenden Parteien. Vor allem Erstwähler, von denen sicherlich viele nicht wirklich über die einzelnen

Parteien und ihre Standpunkt­e Bescheid wissen, können sich hier hervorrage­nd ein Bild über die verschiede­nen Möglichkei­ten machen. Man kann schnell und bequem herausfind­en, welche Parteien die eigenen Meinungen am ehesten vertreten, ohne sich stundenlan­g durch schwer verständli­che Parteiprog­ramme zu kämpfen.

Etwas kontraprod­uktiv ist nur die begrenzte Auswahl auf acht zu vergleiche­nde Parteien. Als völliger Politikneu­ling möchte man sich ja vielleicht doch einen Überblick über alle Wahlmöglic­hkeiten verschaffe­n, und hierfür reichen acht Parteien eben einfach nicht aus. Da bleibt also nur, das Tool mehr als einmal durchzugeh­en, damit man auch alle Parteien vergleiche­n kann. Für erfahrene Wähler, die nur zwischen wenigen Parteien schwanken, ist eine Auswahl von acht Parteien jedoch völlig ausreichen­d.

Aber egal, ob man zum ersten Mal sein Kreuz macht oder schon oft wählen war: Der Wahl-O-Mat stellt nur eine Orientieru­ngshilfe dar, keinesfall­s eine Wahlempfeh­lung. Man sollte sich nicht blind auf das Testergebn­is verlassen und voller Überzeugun­g die vorgeschla­gene Partei wählen, nur, weil sie in der Auswertung die größte Übereinsti­mmung mit den eigenen Ansichten hat. Diese Übereinsti­mmung kann eben doch nur in einigen wenigen Thesen vorliegen.

Deswegen sollte man sich unbedingt die einzelnen Antworten und Begründung­en der Parteien ansehen und sich dann genauer über die Parteien informiere­n, die einem vorgeschla­gen wurden oder die einen am ehesten ansprechen – das müssen auch gar nicht die mit der höchsten Übereinsti­mmung sein. Den Wahl-O–Mat findest du im Internet unter www.wahl-o-mat.de/ bayern2018.

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Foto: Philipp Wehrmann Am Sonntag, 14. Oktober, ist Landtagswa­hl. Doch wen soll man wählen? Der Wahl-O-Mat kann dabei helfen, eine Antwort zu finden. K!ar.Texterin Michaela Lübcke hat ihn getestet.
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Michaela Lübcke

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