Mittelschwaebische Nachrichten
Der Kopf der Klasse
K!ar.Texterin Anna Schmid hat Rektoren im Landkreis gefragt, wie bei ihnen Klassensprecher gewählt werden
Landkreis Lehrer, Mathe, Freunde, Hausaufgaben – diese Dinge assoziieren wohl viele Menschen mit Schule. Denkt man etwas intensiver nach, sollte den meisten auch die Wahl des Klassensprechers in Verbindung mit der Bildungseinrichtung einfallen. Gerade jetzt ist diese an vielen Schulen ein Thema. Denn erst kürzlich hat der Unterricht nach den Sommerferien in Bayern wieder angefangen und manche, vor allem fünfte Klassen, sind komplett neu zusammengestellt worden.
„Ich habe schon den Eindruck, dass die Wahl den Schülern wichtig ist“, sagt Christian Hörtrich, der Schulleiter von Maria-WardGymnasium und -Realschule in Günzburg. In den Klassen seiner Schulen obliegt die Klassensprecherwahl und deren Ablauf dem jeweiligen Kurs und dessen Leiter,
„wir sind da sehr liberal und machen keine allgemeinen Vorgaben“, fügt der Rektor hinzu. Das hänge damit zusammen, dass jede Klasse anders sei und man pädagogisch abschätzen müsse, wie am besten gewählt werde. Gerade bei den fünften Klassen, die komplett neu zusammengestellt worden sind, ist die Klassensprecherwahl oft auch die erste Wahl der Schüler. Das spielt auch am SimpertKraemer-Gymnasium in Krumbach eine zentrale Rolle. „Für eine sinnvolle Wahl müssen sich die Kinder erst mal kennenlernen“, erklärt Jochen Schwarzmann, der Konrektor der Schule. Daher warte man meist bis zu vier Wochen nach Schulbeginn ab, ehe die Vertreter der Klassen gewählt werden. An der
Mittelschule Thannhausen sind es zwei bis drei Wochen, aber auch hier ist es von Bedeutung, wie gut sich die Schüler bereits untereinander kennen. „Wann genau pro Klasse gewählt wird, obliegt dem jeweiligen Klassleiter“, sagt Schulleiter Klaus Mader.
In Thannhausen funktionieren die Klassensprecherwahlen dieses Jahr zum ersten Mal „so richtig wie politische Wahlen“, sagt der Rektor. So wurde in jeder Klasse zuerst gefragt, wer gerne das Amt des Klassensprechers übernehmen würde. Anschließend wurden Schüler zur Wahl aufgestellt und mussten sich vorstellen. „Dabei gab es auch ganz originelle Sachen, zum Beispiel hat einer gesagt, dass er keine Petze ist und deswegen die Stimmen seiner Mitschüler bekommen sollte“, lacht Mader. Nach der Vorstellungsrunde habe es Stimmzettel gegeben, die auch tatsächlich in Wahlurnen geworfen werden mussten.
Zwar geht nicht jede Schule nach diesem Prinzip vor – beispielsweise im Krumbacher Gymnasium ist die Wahl des Klassensprechers aber dennoch „schriftlich und geheim“, wie Jochen Schwarzmann erläutert. In zwei Wahlgängen werden zwei Klassensprecher gewählt, nachdem die Schüler potenzielle Kandidaten aufgestellt haben. „Das Amt des Klassensprechers ist wichtig und wird auch von der Schule gewürdigt, indem es zum Beispiel im Zeugnis erwähnt wird“, fügt der stellvertretende Schulleiter des SKG hinzu.
Da das neue Wahlprinzip in der Mittelschule Thannhausen sowohl bei Lehrern als auch Schülern sehr gut aufgenommen wurde, überlege man laut Mader, die Klassensprecherwahlen auch zukünftig ähnlich wie politische Wahlen zu gestalten. Die allgemeine Begeisterung ist nicht der einzige Grund: „Ich habe den Eindruck, dass wir die Jugendlichen so auch auf spätere Wahlen außerhalb der Schule vorbereiten“, sagt der Schulleiter.