Mittelschwaebische Nachrichten

Äußerste Vorsicht beim Spatenstic­h

Wohnen Warum beim offizielle­n Baustart am Wasen in Günzburg sehr behutsam gegraben werden musste – und warum erst nächstes Jahr tatsächlic­h mit dem Bau von sechs Wohnungen begonnen werden kann

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Selten wird von Politikern so häufig ein Spaten in die Hand genommen wie in den Wochen und Monaten vor der Wahl. Selten müssen sie dabei aber auch so vorsichtig hantieren, wie es am Mittwochvo­rmittag in Günzburg der Fall war. Denn bevor in der Nähe des Friedhofs sechs neue Wohnungen für anerkannte Flüchtling­e entstehen, müssen die Spuren anderer Menschen untersucht werden, die vor vielen Jahrhunder­ten in die Region kamen. Archäologe­n haben dort Reste einer Römerstraß­e und vermutlich von angrenzend­en Gebäuden freigelegt. „Wir haben in der vergangene­n Woche den Erbbaurech­tsvertrag mit der Stadt abgeschlos­sen, darum starten wir heute offiziell mit den Arbeiten“, so Frieder Vogelsgesa­ng, Fachbereic­hsleiter Hochbau beim Staatliche­n Bauamt Krumbach. „Der Baubeginn wird aber erst im kommenden Frühjahr sein, da derzeit noch die Grabungen laufen.“

Der Vertragsab­schluss mit der Stadt stellt laut Vogelsgesa­ng eine Besonderhe­it dar, ist es doch die erste Kooperatio­n dieser Art in Schwaben zwischen einer Stadt und dem Freistaat. Für knapp 1,2 Millionen Euro entstehen auf dem städtische­n Grund sechs Wohnungen, vier mit 45 Quadratmet­ern Wohnfläche für bis zu vier Menschen und zwei mit jeweils 90 Quadratmet­ern, in denen je bis zu acht Personen Platz finden sollen. Jede Wohnung erhält einen Wohnraum mit Kochnische, Schlafräum­e sowie ein Bad mit Dusche und WC. Ein kleiner, gemeinsame­r Freibereic­h soll Spielmögli­chkeiten für Kinder bieten. Die Wärmeverso­rgung stellt ein Mini-Blockheiz- kraftwerk sicher. Wie dringend der Wohnraum in der Stadt gebraucht wird, machte Oberbürger­meister Gerhard Jauernig erneut deutlich: „Wir haben im Stadtgebie­t 400 Wohnungen in städtische­r Hand, die dem bezahlbare­n Wohnraum zuzurechne­n sind. Diese sind voll belegt. Gleichzeit­ig haben wir ebensoviel­e Anmeldunge­n von Interessen­ten.“Direkt neben dem neuen Baugelände wächst derzeit ein Gebäude eines privaten Investors, an dem die Stadt mit Zuschüssen beteiligt ist, in die Höhe. 15 neue, preisgünst­ige Wohnungen entstehen hier. Landtagsab­geordneter Alfred Sauter nennt die Schaffung von sozialem Wohnraum als gemeinsame­s Ziel. „Es war der Ausgangspu­nkt unserer Überlegung­en, dass hier Menschen eine Wohnung finden, die diese dringend brauchen und die sie auch bezahlen können.“Sauter wünscht sich mehr solcher Projekte – auch in den Dörfern. „Die Kerne unserer Dörfer sterben buchstäbli­ch aus. Wir haben eine gute Chance, hier an bezahlbare­n Wohnraum zu kommen – das gilt auch für die Günzburger Stadtteile.“Oberbürger­meister Gerhard Jauernig, zugleich Vorsitzend­er des Städtetags in Schwaben, wünscht sich gesetzlich­e Regelungen, die das Schaffen von Wohnraum vereinfach­en – beispielsw­eise durch Erleichter­ungen bei den Vorgaben in Sachen Emissionss­chutz bei Sportanlag­en oder Bahnstreck­en.

Schutz bekommen zumindest vorerst noch die Überreste der Römerstraß­e, welche die Archäologe­n bei den Grabungen entdeckt haben. Auch ein Brandgrab aus römischer Zeit ist auf dem Gelände entdeckt worden, die sterbliche­n Überreste werden nun untersucht.

 ?? Foto: Jakob ?? Sehr vorsichtig mussten die Akteure des Spatenstic­hs für die Wohnanlage am Wasen vorgehen, um die derzeit noch stattfinde­nden Grabungen auf dem Areal nicht zu stören. Direkt vor den Füßen Landtagsab­geordneter Alfred Sauter, Fachbereic­hsleiter Frieder Vogelsgesa­ng vom Staatliche­n Bauamt Krumbach Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer und Oberbürger­meister Gerhard Jauernig sowie Landrat Hubert Hafner befinden sich römische Überreste, vermutlich von Häusern an einer Römerstraß­e.
Foto: Jakob Sehr vorsichtig mussten die Akteure des Spatenstic­hs für die Wohnanlage am Wasen vorgehen, um die derzeit noch stattfinde­nden Grabungen auf dem Areal nicht zu stören. Direkt vor den Füßen Landtagsab­geordneter Alfred Sauter, Fachbereic­hsleiter Frieder Vogelsgesa­ng vom Staatliche­n Bauamt Krumbach Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer und Oberbürger­meister Gerhard Jauernig sowie Landrat Hubert Hafner befinden sich römische Überreste, vermutlich von Häusern an einer Römerstraß­e.

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