Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Offinger als Tatverdäch­tiger

Fernsehen Jonas Stenzel spielt in einer Folge der Krimiserie „Die Chefin“. Sie läuft heute zur besten Sendezeit im Fernsehen. Was der 24-jährige Schauspiel­er vorhat

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Herr Stenzel, in der Folge „Willenlos“von „Die Chefin“wird eine Studentin tot aufgefunde­n, sie hat Drogen im Blut und trägt menschlich­e Bisswunden. Sie spielen den tatverdäch­tigen Nachbarn aus dem Studentenw­ohnheim. Wie fühlt es sich an, ein mutmaßlich­er Mörder zu sein? Jonas Stenzel: Das ist eine schwierige Frage. Es ist ein interessan­tes Gefühl – zumal es sich beim Tatverdäch­tigen um eine Schlüsselr­olle handelt. Grundsätzl­ich ist es so, dass man als Schauspiel­er nicht versucht, einen Mörder oder Tatverdäch­tigen zu spielen, sondern einen Menschen, den bestimmte Gründe zu einem Mord treiben. Der Dreh war im vergangene­n Oktober, da hatte ich gerade mein zweites Ausbildung­sjahr begonnen. Ich fand es mega cool, fünf Drehtage an einer Fernsehser­ie mitwirken zu können. Heute bin ich schon weiter in meiner Ausbildung und würde versuchen, noch stärker in die Tiefe des Menschen einzustei- gen.

Als 13-Jähriger begannen Sie komödianti­sche Stücke im Familienkr­eis zu spielen, später traten Sie als Comedian auf. Was gefällt Ihnen besser: Spaß oder Ernst? Stenzel: Gerade diese Abwechslun­g macht die Schauspiel­erei aus. Ich möchte weiterhin Film, Fernsehen und Theater spielen. Auch die Comedy wird immer ein Teil meines Lebens bleiben. Meiner Meinung nach ist es nicht sinnvoll, sich auf eine bestimmte Art von Genre festzulege­n. Eigentlich ist es wie in jedem anderen Beruf auch: Von Zeit zu Zeit steht man vor neuen Herausford­erungen. Man versucht sie zu meistern und wächst dadurch.

Johannes Stratmann läuft in „Die Chefin“nachts betrunken von einer Party nach Hause und fällt hin. Wie oft muss man so einen Sturz drehen? Stenzel: Diese Szene haben wir häufiger gedreht, denn ich meine: Betrunken und auf Drogen zu spielen ist nicht gerade die einfachste Aufgabe. Manchmal gelingt eine Szene aber auch auf Anhieb, dann ist der Regisseur sofort zufrieden. So etwas nennt man One-Take.

Derzeit sind Sie im dritten und damit letzten Jahr Ihrer Ausbildung auf der Schauspiel­schule Zerboni. Dort zieht die Agentur Fabelhaft Castings und Aufträge für Sie an Land. Wie geht es nach dem Abschluss weiter? Stenzel: Wir haben das große Glück, nach dem Abschluss neun weitere Monate in der Agentur bleiben zu können. Das gilt auch für diejenigen, die es nicht ins dritte Jahr geschafft haben – anfangs waren wir noch 22 Schüler, heute sind es 14. Diese neun Monate sollte man dazu nutzen, sich bei anderen Schauspiel­agenturen zu bewerben. Wenn man eine gefunden hat, ist der nächste Schritt getan und es geht spannend weiter.

Sie haben eine Ausbildung zum Industriem­echaniker im Landkreis Günzburg absolviert. Vermissen Sie die Sicherheit eines solchen Berufs? Stenzel: Ich habe die Sicherheit durch meine Ausbildung ja nach wie vor. Allerdings würde ich ungern in meinen alten Beruf zurückkehr­en. Trotzdem habe ich in dieser Zeit viel gelernt, vor allem Disziplin. Die ist auch jetzt sehr wichtig für mich. Kommt man häufiger zu spät zum Dreh, dann hinterläss­t das kein gutes Bild von einem. Und der erste gute Eindruck könnte der Türöffner für neue Jobs sein. Ich hatte zum Beispiel gerade bei einem Kindercast­ing als Anspielpar­tner für den ZDF-Film „Laim und der letzte Schuldige“mitgearbei­tet und kurz darauf ein Angebot für einen Drehtag erhalten.

Wo wirken Sie sonst noch mit? Und wann wird man Jonas Stenzel an der Leinwand des Offinger Kinos sehen können? Stenzel: Ich fliege nach Berlin und drehe mit Christian Ulmen an der dritten Staffel der Serie „jerks.“Die läuft ab 2019 auf Prosieben und Maxdome. Das fühlt sich als junger Schauspiel­er vom Dorf an wie ein Raketensta­rt. Vergangene­s Jahr musste ich mich entscheide­n, ob ich einen Drehtag für den Kinofilm „Wackersdor­f“, der gerade läuft, oder für „Die Chefin“möchte, weil sie sich überschnit­ten. Die Wahl ist auf „Die Chefin“gefallen. Ich würde liebend gerne mal in einem Kinofilm spielen, und natürlich wäre es toll, wenn er in Offingen liefe – aber ob es dazu kommt, kann man bei der Schauspiel­erei eben nicht voraussage­n.

Geben Sie uns einen Tipp: Wer hat die Studentin umgebracht? Stenzel: Das möchte ich natürlich nicht verraten (lacht). Eines kann ich aber sagen: Es gibt einige Verdächtig­e.

Interview: Philipp Wehrmann Informatio­nen Das ZDF zeigt die Folge „Willenlos“der Krimiserie „Die Chefin“heute Abend um 20.15 Uhr. Jonas Stenzel aus Offingen spielt den Tatverdäch­tigen Johannes Stratmann.

 ?? Foto: Manuel Nawrot ?? Jonas Stenzel ist 24 Jahre alt und kommt aus Offingen. Er wohnt in München und besucht die Schauspiel­schule Zerboni. Am Freitag ist er in der Serie „Die Chefin“auf dem ZDF und 2019 in Christian Ulmens Serie „jerks.“zu sehen.
Foto: Manuel Nawrot Jonas Stenzel ist 24 Jahre alt und kommt aus Offingen. Er wohnt in München und besucht die Schauspiel­schule Zerboni. Am Freitag ist er in der Serie „Die Chefin“auf dem ZDF und 2019 in Christian Ulmens Serie „jerks.“zu sehen.

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