Mittelschwaebische Nachrichten
Einflugschneise Mindelheim
Flugbetrieb Eigentlich sollten Passagierjets beim Anflug auf Memmingen nur im Ausnahmefall über der Kreisstadt fliegen. Warum das inzwischen aber die Regel ist
Mindelheim Im Vorjahr knackte der Allgäu Airport in Memmingerberg erstmals die Marke von einer Million Passagiere. Heuer könnten es bereits 1,4 Millionen werden und ein Ende ist nicht in Sicht. Bis zu 2,8 Millionen Fluggäste können vom Memminger Flughafen aus abheben oder landen. Diese Zahl nannte Geschäftsführer Ralf Schmid kürzlich im Interview mit unserer Zeitung. Dieses Potenzial habe der Flughafen in Memmingen. Für Mindelheim heißt das: Es werden noch spürbar mehr Maschinen über der Kreisstadt zum Landeanflug in Richtung Memmingen einschweben.
Als der Zivilflughafen vor mehr als zehn Jahren seinen Betrieb aufnahm, legte die Stadt Mindelheim Wert darauf, dass die Stadt mög- lichst nicht überflogen wird. Eine entsprechende Stellungnahme hat die Kreisstadt im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens abgegeben. Laut Allgäu Airport werde versucht, Mindelheim nach Möglichkeit zu umfliegen. Das sei jedoch nicht immer möglich, teilt die Stadt auf Anfrage mit.
Die Ausnahme ist inzwischen die Regel geworden. Die meisten Piloten scheinen sich beim Landeanflug auf Memmingerberg an der Kreisstadt zu orientieren und überfliegen sie direkt. Das geht aus privaten Aufzeichnungen eines Mindelheimers hervor, der die Flugbewegungen regelmäßig festhält.
Im Nachhaltigkeitsbericht des Flughafens, der im Internet einsehbar ist, wird auf die Nachtflugsperre verwiesen. Starts sind am Abend planmäßig bis 22 Uhr erlaubt, Landungen bis 22.30 Uhr. Bei Verspätungen dürfen Flugzeuge auch noch um 23 Uhr landen. Am Morgen wird der Flugbetrieb nicht vor 6 Uhr aufgenommen. Das werde auch in Zukunft so bleiben, versichert Marina Siladji vom Flughafen.
Am Flughafen selbst wird regelmäßig der Dauerschallpegel gemessen. Dies geschieht an zwei Standorten außerhalb des Bereichs der Start- und Landebahn in den jeweiligen An- und Abflugkorridoren. Die monatlich ausgewerteten Ergebnisse werden anschließend auf der Homepage des Allgäu Airports veröffentlicht. Messstation eins befindet sich in der Forststraße am Sportplatz in Ungerhausen im Osten des Flughafens. Messstation zwei befindet sich im Hoppenriedweg in Memmingen im Westen des Flughafens.
Für Mindelheim wird der Fluglärm nicht eigens erfasst. Die Kreisstadt liegt auch nicht in der Lärmschutzzone. Die hohe Flughöhe über dem Stadtgebiet macht dies „aus im miss ions schutz rechtlicher Sicht auch nicht notwendig“, wie Julia Beck von der Stadt Mindelheim auf Anfrage mitteilt.
Die Flugzeuge halten sich während des Flugs an veröffentlichte Abflugrouten und bewegen sich während des verbleibenden Flugwegs auf definierten „Luftstraßen“. Die Anflugroute, wenn die Maschinen den Flughafen Memmingen von Osten ansteuern – ausgehend vom Funkfeuer bei Kempten –, führt die Luftfahrzeuge zunächst Richtung Nordosten. Bei einer festgelegten Distanz zu diesem Funkfeuer drehen sie nach links, um sich im Endanflug auf die Piste auszurichten. Dies geschieht in einem Abstand von ungefähr 15 Kilometern vor Pistenbeginn, damit der Pilot die Maschine in die Landeposition bringen kann.
Ein anfliegendes Flugzeug muss sich mindestens 4000 Fuß über dem Meeresspiegel befinden. Das sind etwa 700 Meter über dem Grund. Tiefer darf eine Maschine während des Einkreisens in den Endanflug nicht sinken. Dies wird von der Radarzentrale der Deutschen Flugsicherung (DFS) in München überwacht. Aus Sicht der Stadtverwaltung heißt das: „Es muss also auch in Zukunft nicht befürchtet werden, dass Maschinen tiefer fliegen“.
Die Nachtruhe bleibt auch in Zukunft bestehen