Mittelschwaebische Nachrichten

Einflugsch­neise Mindelheim

Flugbetrie­b Eigentlich sollten Passagierj­ets beim Anflug auf Memmingen nur im Ausnahmefa­ll über der Kreisstadt fliegen. Warum das inzwischen aber die Regel ist

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Im Vorjahr knackte der Allgäu Airport in Memmingerb­erg erstmals die Marke von einer Million Passagiere. Heuer könnten es bereits 1,4 Millionen werden und ein Ende ist nicht in Sicht. Bis zu 2,8 Millionen Fluggäste können vom Memminger Flughafen aus abheben oder landen. Diese Zahl nannte Geschäftsf­ührer Ralf Schmid kürzlich im Interview mit unserer Zeitung. Dieses Potenzial habe der Flughafen in Memmingen. Für Mindelheim heißt das: Es werden noch spürbar mehr Maschinen über der Kreisstadt zum Landeanflu­g in Richtung Memmingen einschwebe­n.

Als der Zivilflugh­afen vor mehr als zehn Jahren seinen Betrieb aufnahm, legte die Stadt Mindelheim Wert darauf, dass die Stadt mög- lichst nicht überflogen wird. Eine entspreche­nde Stellungna­hme hat die Kreisstadt im Rahmen des Planfestst­ellungsver­fahrens abgegeben. Laut Allgäu Airport werde versucht, Mindelheim nach Möglichkei­t zu umfliegen. Das sei jedoch nicht immer möglich, teilt die Stadt auf Anfrage mit.

Die Ausnahme ist inzwischen die Regel geworden. Die meisten Piloten scheinen sich beim Landeanflu­g auf Memmingerb­erg an der Kreisstadt zu orientiere­n und überfliege­n sie direkt. Das geht aus privaten Aufzeichnu­ngen eines Mindelheim­ers hervor, der die Flugbewegu­ngen regelmäßig festhält.

Im Nachhaltig­keitsberic­ht des Flughafens, der im Internet einsehbar ist, wird auf die Nachtflugs­perre verwiesen. Starts sind am Abend planmäßig bis 22 Uhr erlaubt, Landungen bis 22.30 Uhr. Bei Verspätung­en dürfen Flugzeuge auch noch um 23 Uhr landen. Am Morgen wird der Flugbetrie­b nicht vor 6 Uhr aufgenomme­n. Das werde auch in Zukunft so bleiben, versichert Marina Siladji vom Flughafen.

Am Flughafen selbst wird regelmäßig der Dauerschal­lpegel gemessen. Dies geschieht an zwei Standorten außerhalb des Bereichs der Start- und Landebahn in den jeweiligen An- und Abflugkorr­idoren. Die monatlich ausgewerte­ten Ergebnisse werden anschließe­nd auf der Homepage des Allgäu Airports veröffentl­icht. Messstatio­n eins befindet sich in der Forststraß­e am Sportplatz in Ungerhause­n im Osten des Flughafens. Messstatio­n zwei befindet sich im Hoppenried­weg in Memmingen im Westen des Flughafens.

Für Mindelheim wird der Fluglärm nicht eigens erfasst. Die Kreisstadt liegt auch nicht in der Lärmschutz­zone. Die hohe Flughöhe über dem Stadtgebie­t macht dies „aus im miss ions schutz rechtliche­r Sicht auch nicht notwendig“, wie Julia Beck von der Stadt Mindelheim auf Anfrage mitteilt.

Die Flugzeuge halten sich während des Flugs an veröffentl­ichte Abflugrout­en und bewegen sich während des verbleiben­den Flugwegs auf definierte­n „Luftstraße­n“. Die Anflugrout­e, wenn die Maschinen den Flughafen Memmingen von Osten ansteuern – ausgehend vom Funkfeuer bei Kempten –, führt die Luftfahrze­uge zunächst Richtung Nordosten. Bei einer festgelegt­en Distanz zu diesem Funkfeuer drehen sie nach links, um sich im Endanflug auf die Piste auszuricht­en. Dies geschieht in einem Abstand von ungefähr 15 Kilometern vor Pistenbegi­nn, damit der Pilot die Maschine in die Landeposit­ion bringen kann.

Ein anfliegend­es Flugzeug muss sich mindestens 4000 Fuß über dem Meeresspie­gel befinden. Das sind etwa 700 Meter über dem Grund. Tiefer darf eine Maschine während des Einkreisen­s in den Endanflug nicht sinken. Dies wird von der Radarzentr­ale der Deutschen Flugsicher­ung (DFS) in München überwacht. Aus Sicht der Stadtverwa­ltung heißt das: „Es muss also auch in Zukunft nicht befürchtet werden, dass Maschinen tiefer fliegen“.

Die Nachtruhe bleibt auch in Zukunft bestehen

 ?? Foto: Uwe Hirt ?? Der Memminger Flughafen befindet sich auf Wachstumsk­urs, vor allem dank der Verbindung­en der Fluggesell­schaften Wizz Air und Ryanair nach Mittel- und Osteuropa. Ein Großteil der Maschinen setzt direkt über der Kreisstadt Mindelheim zum Landeanflu­g auf Memmingen an.
Foto: Uwe Hirt Der Memminger Flughafen befindet sich auf Wachstumsk­urs, vor allem dank der Verbindung­en der Fluggesell­schaften Wizz Air und Ryanair nach Mittel- und Osteuropa. Ein Großteil der Maschinen setzt direkt über der Kreisstadt Mindelheim zum Landeanflu­g auf Memmingen an.

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