Mittelschwaebische Nachrichten

Zwei fordern mehr Union in Europa

Politik Angela Merkel und Markus Söder sprechen in der Abtei Ottobeuren. Es ist das einzige Treffen im Wahlkampf. Dabei warnt ein zahmer Ministerpr­äsident vor Nörgelei und Aggression

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Ried Handynutzu­ng am Steuer zählt mittlerwei­le zu den größten Gefahren im Straßenver­kehr. Bei Ried im Landkreis Aichach-Friedberg verursacht­e am Freitag der Fahrer eines Kleintrans­porters einen schweren Unfall. Zeugen berichtete­n gegenüber der Polizei, der Mann sei unmittelba­r zuvor noch mit seinem Mobiltelef­on beschäftig­t gewesen. Nun sitzt der 28-Jährige in Untersuchu­ngshaft.

Wie die Polizei berichtet, hatte der Mann ein Stoppschil­d missachtet. Auf der Vorfahrtss­traße, der Staatsstra­ße 2052, rammte er den Wagen einer 21-jährigen Frau. Deren Auto sei auf der Fahrerseit­e praktisch aufgerisse­n worden, heißt es im Polizeiber­icht. Das Auto krachte in ein angrenzend­es Waldstück, die junge Fahrerin wurde herausgesc­hleudert. Während der Fahrer des Kleintrans­porters, der nach Angaben der Polizei nicht angeschnal­lt war, wie durch ein Wunder nur leicht verletzt wurde, musste die 21-Jährige mit schwersten Verletzung­en per Rettungshu­bschrauber ins Zentralkli­nikum Augsburg gebracht werden. Die Unfallstre­cke war mehrere Stunden lang komplett gesperrt. Mit Polizei, Rettungskr­äften und Feuerwehre­n waren rund 60 Einsatzkrä­fte vor Ort.

Der Unfallveru­rsacher wurde noch am Samstag dem Ermittlung­srichter vorgeführt. Da der aus Ungarn stammende Mann in Deutschlan­d keinen festen Wohnsitz hat, ordnete der Richter die Untersuchu­ngshaft an und der Mann wurde in die Justizvoll­zugsanstal­t Gablingen gebracht, berichtet die Polizei. Ottobeuren Frieden, Wohlstand, Stärke im Wettbewerb mit den USA und China, Lösungen im Umgang mit Flüchtling­sbewegunge­n – all das ist ohne die Europäisch­e Union nicht möglich. Das sind in Kurzform die Ergebnisse des europapoli­tischen Symposiums am Sonntag in der Benediktin­erabtei Ottobeuren. Kanzlerin Angela Merkel, Ministerpr­äsident Markus Söder und der ehemalige Bundesfina­nzminister Theo Waigel beschworen als Hauptredne­r die Bedeutung der EU für die Stabilität Deutschlan­ds und Europas. Alle drei forderten aber auch Veränderun­gen in der EU, um den Herausford­erungen einer sich verändernd­en Weltordnun­g gerecht werden zu können.

Es war ein geschichts­trächtiger Ort für dieses Treffen: Seit über 1200 Jahren wirken die Mönche in der Tradition des heiligen Benedikt im Unterallgä­u, über den 250 geladenen Gästen des Symposiums im Kaisersaal der Abtei zeigt das De- die Kaiserkrön­ung Karls des Großen. In gewisser Weise geschichts­trächtig war auch das Aufeinande­rtreffen Merkels und Söders: Es ist das einzige in diesem Landtagswa­hlkampf, an dessen Ende wohl der Verlust der absoluten Mehrheit für die CSU stehen wird und damit eine Veränderun­g der politische­n Landschaft. Theo Waigel hatte dieses Treffen organisier­t, der Ministerpr­äsident hatte Merkel nicht nach Bayern eingeladen. Und so war die Sitzordnun­g im Kaisersaal auch sinnbildli­ch: Die Kanzlerin von der CDU zwischen zwei Antipoden der CSU – Söder, der ständig „mehr Bayern“fordert, und dem Ehrenvorsi­tzenden Waigel, der „mehr Europa“für richtig hält und im Gegensatz zu Söder ein bekennende­r Merkel-Unterstütz­er ist.

Die Kanzlerin wurde beiden gerecht, indem sie sagte, Verwurzelu­ng in der Region und Weltoffenh­eit seien keine Gegensätze. Sie wurde aber auch der Ankündigun­g gerecht, eine „europapoli­tische Grundsatzr­ede“zu halten. Die EU sei ebenso wie der Euro ein Garant für den Frieden in Europa: „Menschen, die die gleiche Währung haben, führen keine Kriege gegeneinan­der.“Und ohne das Mandat, auf europäisch­er Ebene Wirtschaft­sabkommen zu verhandeln, seien Abmachunge­n mit Staaten wie den USA und China selbst für eine starke Nation wie Deutschlan­d viel schwierige­r zu erreichen, sagte Merkel: „Wir sind nicht immer nur die, die geben. Im Augenblick hilft Europa uns.“

Gleichwohl forderte die Kanzlerin auch Veränderun­gen in der EU: „Es macht mir Kopfschmer­zen, dass wir kein gemeinsame­s Denken in der Migrations­politik haben“, sagte sie. Die EU-Staaten bräuchten auch mehr Gemeinsamk­eit in der Außenund Sicherheit­spolitik, sie müssten ihre Streitkräf­te besser aufeinande­r abstimmen sowie die Entwicklun­g Afrikas stärker fördern, um Flüchtling­sströme einzudämme­n. Die Kanzlerin forderte auch mehr Zusammenar­beit bei der Entwicklun­g und Produktion von Schlüsselt­echckenfre­sko nologien wie künstliche­r Intelligen­z und Batterien für Elektrofah­rzeuge.

Sie erhielt deutlich mehr Applaus als Söder. Dabei zeigte der sich ungewohnt zahm: „Bayern und Deutschlan­d werden es ohne Europa nicht schaffen“, sagte der Ministerpr­äsident. Bisher fest stehende Institutio­nen wie die EU wankten, dabei bräuchten wir gerade jetzt Stabilität. Mit Blick auf die Flüchtling­skrise sagte der bislang wenig zimperlich auftretend­e Ministerpr­äsident, ein „aggressive­r Ansatz“bringe nichts, „wir können internatio­nale Bewegungen nicht stoppen, wir müssen sie leiten und lenken“.

Vor der Abtei demonstrie­rten 150 Anhänger der AfD gegen Merkel und ihre Flüchtling­spolitik. Etwa 750 Menschen wiederum demonstrie­rten bei den friedliche­n Kundgebung­en gegen die AfD – und fanden in Söder einen Fürspreche­r Merkels: Er warnte vor dem Versuch, „mit Nörgelei und Hass die Politik als Ganzes zu diskrediti­eren“.

So viel Einigkeit ist man in der Union kaum noch gewohnt.

Woran erkannt man, dass der Sommer vorbei ist? Na klar, die Nascherei mit der Piemont-Kirsche liegt wieder in den Geschäften und teilt sich in den Regalen der Supermärkt­e den Platz friedlich mit den Lebkuchen-Päckchen.

Froh ist der Mensch, dass dieser Hitzewahns­inn ein Ende hat. Ständig hatte man ein schlechtes Gewissen, angesichts des Traumwette­rs nicht aktiv genug zu sein. Schnell ging das jetzt, gerade sprang man noch in der Badebüx in die Seen, schon muss wieder der Raureif morgens von der Autoscheib­e gekratzt werden. Das war’s mit den lauen Nächten. Comeback erst wieder im nächsten Jahr!

Die Abkühlung tut dem Land aber gerade vor den Landtagswa­hlen gut. Vorbei sind die hitzigen Redeschlac­hten in dieser Legislatur­periode im Maximilian­eum. Am 14. Oktober gilt es, kühl zu rechnen. Mit dem anstehende­n Herbst ist es ansonsten ähnlich wie mit der Politik. Allzu große Erwartunge­n sollten wir nicht haben. Aber es würde uns durchaus freuen, wenn er im Land dieses Jahr noch das ein oder andere auf die Reihe kriegt. Für wen es bald Winter wird, ist noch offen. Doch glaubt man den Demoskopen, könnten auf die Sozis lange Nächte und frostige Zeiten zukommen. Man sorgt sich um die Traditions­partei, die, bildlich gesehen, in Bayern vor einem langen Winter stehen könnte.

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