Mittelschwaebische Nachrichten
Wortwitz im Sekundentakt
Poetry-slam Mundartförderung auf Schwäbisch in Edelstetten
Edelstetten Zum zweiten Mal war der Robert-naegele-preis zu vergeben. Der verstorbene Schauspieler und Poet aus Ebershausen hatte dem Verein „Schwäbisches Literaturschloss Edelstetten“einen größeren Geldbetrag zur Mundart-förderung hinterlassen. 2017 veranstaltete der Verein im Schulterschluss mit der „Capito-redaktion“unserer Tageszeitung einen Mundart-lyrikwettbewerb für Kinder und Jugendliche. Heuer sollte ein Poetry Slam, das aktuellste Literaturformat, über die Preisvergabe entscheiden. Neun Teilnehmer traten im Gasthof Bischof in Edelstetten gegeneinander an, fünf Profis und vier Laien, die sich bei der Redaktion unserer Zeitung gemeldet hatten und sich achtbar behaupteten. In einer Vorrunde ermittelten die rund 70 Zuhörer die drei Finalisten. Wie bei Poetry Slams üblich, war es ein Spiel ohne Grenzen, vor allem bei den Themen. Zwar gab es einen Schwerpunkt bei den „Klassikern“Sparsamkeit und extreme Sauberkeit, mit der sich die Schwaben gern selbst karikieren. Missverständnisse in der Liebe, ein flammendes Plädoyer für die Prostitution oder die Tücken eines Umzugs in eine Altbauwohnung strapazierten die Lachmuskeln. Der Sieger, Andreas Rebholz, überzeugte mit aberwitzi- gen Vergleichen zum Thema Glück. Moderator Johannes Elster führte schlagfertig durch den Wettbewerb und wusste von skurrilen Begebenheiten bei Poetry Slams zu berichten.
Nach der Pause trugen Akanoo aus Augsburg und Dizzeption aus Sigmaringen ein Rap-battle aus. Hier kommt es auf die wortgewandte und schlagfertige Beschimpfung des Gegners an. Erstaunlich war, dass zwei Personen mit Migrationshintergrund die Beherrschung schwäbischer Mundart perfekt inszenierten. Professor Klaus Wolf von der Uni Augsburg und Vorsit- zender des Vereins war stolz auf die mitreißende Veranstaltung und kündigte an, dass der vom Literaturschloss entwickelte „Digitale schwäbische Literaturatlas“demnächst benutzt werden könne.
Reisende in Schwaben könnten dann an jedem Ort per App die Daten dort beheimateter Literaten erfahren, besondere literarische Orte ansteuern oder eigens dafür konzipierte „Litera-touren“begehen. Bayerisch-schwaben werde dann deutschlandweit die erste Region sein, die über einen derart avantgardistischen Zugang zur Literatur verfüge.